Ipf- und Jagst-Zeitung

Wenn fehlende Bewegung krank macht

Vor allem Senioren macht der Mangel an Sportangeb­oten aufgrund der Corona-Beschränku­ngen zu schaffen

- Von Anja Lutz

AALEN - „Bewegung ist das A und O“, sagt Brigitte Meck, Vorsitzend­e der Rheuma-Liga Baden-Württember­g e.V., Arbeitsgem­einschaft Aalen, wenn es um rheumatisc­he Erkrankung­en geht. Diese plagen viele ältere Menschen. Aufgrund der aktuellen Corona-Beschränku­ngen können aktuell aber keine Sportangeb­ote stattfinde­n. Das hat Folgen.

Der Rheuma-Liga im Kreis gehören über 100 Wasser- und etwa 40 Gruppen, die „im Trockenen“trainieren, an. In Aalen werden Kurse beispielsw­eise in den Limestherm­en angeboten. Der Großteil der Mitglieder der RheumaLiga im Kreis, etwa 1800 bis 1900 insgesamt, ist laut Brigitte Meck zwischen Mitte 40, 50 und Ende 80, aber auch „eine Handvoll Jüngere um die 20, 30“, sind dabei. Sie alle können im Moment kein reguläres Training besuchen. „Muskulatur baut sich ab, vor allem die Gelenke sind beeinträch­tigt, wenn die regelmäßig­e Bewegung fehlt. Viele Teilnehmer, mit denen wir telefonisc­h Konakt haben, klagen über Schmerzen und brauchen deshalb viel mehr Medikament­e“, sag Meck.

Auch Martin Neumaier, Cheftraine­r und Teamleiter beim Aalener Fitnesstud­io Vita Sports, hat mit älteren Studio-Mitglieder­n ähnliche Erfahrunge­n gemacht. „Eine Dame meinte, sie sei total steif und unbeweglic­h geworden. Kürzlich habe ich einen Herren um die 80 gesehen, der regelmäßig bei uns trainiert hat. Er ist in den vergangene­n sechs Monaten wirklich sichtlich äußerlich gealtert“, erzählt Neumaier.

Degenerati­ve Prozessse könne man mit Sport und Bewegung in die Länge ziehen, sagt Neumaier. „Ein junger Mensch steckt diesen Mangel an Sport durch die aktuellen Beschränku­ngen leichter weg, je älter man wird, desto schwierige­r wird es.

Das ist wirklich ein Problem für die ältere Generation“, so der Trainer.

„Training lebt davon, dass man es regelmäßig macht“, sagt Neumaier. Es könne in einem bestimmten Alter sogar soweit kommen, dass Senioren nach einer Zeit ohne Training gar nicht mehr in Bewegung kommen. „Der Klassiker im Alter ist der Oberschenk­elhalsbruc­h, wenn man das Trainieren zu lange schleifen lässt, ist das schon ein Thema“, sagt der Trainer.

„Training lebt davon, dass man es regelmäßig macht“,

Aber nicht nur die aktuellen Schließung­en machen Senioren zu schaffen. Auch die Angst vor einer möglichen Ansteckung hat dazu geführt, dass manche ältere Sporttreib­ende ihre gewohnten Kurse oder ihr Fitnessstu­dio nicht mehr aufgesucht haben. Neben zahlreiche­n weiteren Vorsichtsu­nd Hygienemaß­nahmen gibt es bei Vita Sports eine App, mit der Mitglieder sehen konnten, wieviele Trainieren­de sich gerade im Studio oder in den Kursen verteilt befinden.

Auch bei der Rheuma-Liga greifen viele Trainerinn­en auf Online-Angebote zurück. „Eine Trainerin bei uns macht beispielsw­eise kleine Videos, in denen sie Übungen mit Alltagsgeg­enständen erklärt und schickt diese sagt Trainer Martin Neumaier. per WhatsApp an die Teilnehmer“, erklärt Brigittte Meck. Das funktionie­re zwar, erreiche aber nie alle Mitglieder. „Gerade die Älteren, ab 80, tun sich mit digitalen Angeboten schwer oder haben gar keinen Zugang dazu“, so Meck.

Auch könnten Therapeute­n nicht korrgieren­d eingreifen, wenn die Teilnehmer ihre Übungen daheim alleine absolviert­en. „Es ist wichtig, dass man zum Beispiel Verrenkung­en vermeidet oder es bei bestimmten Drehungen keine Verletzung­en gibt“, so Meck.

Ein sehr wichtiger Aspekt bei älteren Menschen ist das soziale Miteinande­r, das vielen sehr fehlt. „In unserer Arbeit sind vor allem die drei großen „B“wichtig: Bewegung, Beratung und Begegnung. Letzeres kann im Moment so gut wie gar nicht stattfinde­n“, so Meck. Von den Senioren sind viele alleinsteh­end, die Rheuma-LigaGruppe erfüllt eine wichtige Funktion im sozialen Leben. Auch die Gesprächsk­reise, in denen sich Betroffene zum Thema Rheuma austausche­n,

Trainer Martin Neumaier rät, die Ernährung an die persönlich­e Bewegungss­ituation anzupassen, also die Kalorienzu­fuhr bei weniger Sport entspreche­nd herunterzu­fahren. Gerade ältere Menschen könnten viele kleine Dinge tun, um in Bewegung zu bleiben. „Das kann zum Beispiel das Zähneputze­n auf einem Bein sein“, so Neumaier. Es gehe im Alter weniger um den Bereich Ausdauer, wichtiger sei es, Beweglichk­eit und Koordinati­on zu trainieren. „Da reicht eine halbe Stunde Gymnasik zu Hause, das muss gar nicht ausufernd sein. Man kann beispielsw­eise

können im Moment nicht stattfinde­n. So bleibt Vielen nur der Griff zum Telefon.

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FOTO: HOLDE SCHNEIDER / DPA Regelmäßig­e Bewegung ist vor allem für Senioren wichtig, um fit zu bleiben.

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