Horlacher macht wieder zu
Hüttlinger Geschäftsmann lenkt nach Provokation ein und behält sich rechtliche Schritte vor
HÜTTLINGEN - Kurz nach der Öffnung seiner drei Kolonialwarenläden in Hüttlingen macht Rainer Horlacher jetzt doch einen Rückzieher und schließt alle drei Geschäfte ab Mittwoch.
Der Geschäftsmann hatte mit seinem Sohn Alexander zusammen seine drei Modefachgeschäfte in Hüttlingen vergangene Woche mit „systemrelevanter Ware“, wie Toilettenpapier, Nudeln und Spülmittel bestückt, um damit seine Läden für den Kundenverkehr wieder öffnen zu dürfen. Der bewusst provokante Vorstoß hat beim Aalener Einzelhandel eine Diskussion ausgelöst und das Landratsamt veranlasst, die Läden Horlachers unter die Lupe zu nehmen - die zuvor allerdings laut Horlacher genehmigt waren. Offenbar kam es dann zu der Vereinbarung, die Läden wieder zu schließen.
Horlacher teilte am späten Abend schriftlich mit: „Das RKI meldet stark steigende Infektionszahlen und das Gesundheitssystem kann an die Belastungsgrenze kommen. Nach Beurteilung der wissenschaftlichen Fakten und der Expertise namhafter Virologen hat sich die Familie Horlacher daher entschieden, ab Mittwoch, 31. März, ihre Kolonialwarenläden in Hüttlingen zum Schutz aller Kunden und Mitarbeiter vorübergehend zu schließen, und ausschließlich mit „click & collect“den Kunden zur Verfügung zu stehen.“
Dennoch hält Horlacher mit Kritik nicht hinter dem Berg und will die Verordnung, die seiner Ansicht nach kleine Händler unverhältnismäßig benachteiligt, juristisch prüfen lassen: „Wir halten die Betriebsschließung in der momentanen Virus-Gefahrenlage für sinnvoll und hatten die Entscheidung am Wochenende getroffen, bevor die Corona-Verordnung wieder einmal angepasst wurde. Mit der ziel- und erfolglosen Strategie der Politik bei der Eindämmung und Bekämpfung der Corona-Pandemie werden die kleinen, familiengeführten Fachgeschäfte weiterhin existenzgefährdend im Stich gelassen. Aber wir werden, sobald das Infektionsgeschehen
dies zulässt, unsere Läden, in welcher Form auch immer, wieder öffnen – ob dies den verantwortlichen Politikern passt oder nicht. Des Weiteren werden wir juristisch prüfen lassen, warum milliardenschwere Handelskonzerne in teils überfüllten Läden unter anderem Mode und Textilien verkaufen dürfen, Fachgeschäfte mit funktionierenden Hygienekonzepten von
Amts wegen aber geschlossen werden.“
Die Horlachers hatten vergangene Woche in allen drei Geschäften 60 Prozent der Verkaufsfläche mit den systemrelevanten Waren bestückt, in der Überzeugung, die Corona-Auflagen damit zu erfüllen und die Geschäfte öffnen zu dürfen. Laut Verordnung müssen es jedoch offenbar 60 Prozent des Umsatzes sein, nicht der Verkaufsfläche. Am Nachmittag hatte sich das Landratsamt bereits dazu geäußert und erklärt, man warte die momentan laufende Anhörung des Inhabers ab. „Dann entscheiden wir über das weitere Vorgehen“, sagte Pressesprecherin Susanne Dietterle.
Nun ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Horlacher hat juristische Schritte angekündigt.