Bruder Bruno Haspinger stirbt in Brixen an Corona
Die Comboni-Missionare werden erneut von der Pandemie heimgesucht
ELLWANGEN - Mit Bruder Bruno Haspinger hat die Corona-Pandemie bei den Comboni-Missionaren erneut ein Opfer gefordert. Der Brudermissionar aus Südtirol, der auch in Ellwangen Spuren hinterlassen hat, verstarb am 6. April im Alter von 81 Jahren in einem Krankenhaus in Brixen an Covid-19. Im Missionshaus der Comboni-Missionare in Brixen war am 23. März Corona ausgebrochen, acht Missionare erkrankten, drei mussten ins Krankenhaus.
Bruder Bruno Haspinger wurde am 26. Mai 1940 in Taisten im Pustertal in Südtirol geboren. 1959 kam er als Novize ins Missionshaus Josefstal nach Schleifhäusle und machte dort eine Ausbildung zum Schneider. 1961 legte er seine Profess ab. Als Schneidermeister arbeitete er bis 1967 in der Schneiderei. Früher gab es in jedem größeren Missionshaus der Comboni-Missionare eine Schneiderei, denn die Ordensleute trugen alle Talar. Aber im Zuge der großen 1968er-Bewegung gingen viele Missionare mehr oder weniger in Zivil, die Schneider wurden überflüssig.
Bruno Haspinger fand eine neue Aufgabe. Bis in die Mitte der 1970er
Jahre war er damit beschäftigt, junge Männer als Brudermissionare zu werben. Die KIM-Bewegung (Kreis junger Missionare) errichtete in Josefstal eine zweite KIM-Zentrale. Überall gab Haspinger Anstöße. So organisierte er auch die KIM-Hütte in Steibis bei Oberstaufen, brachte sie auf Vordermann und machte ein Freizeitzentrum daraus. In Josefstal organisierte er Jugendtreffen mit zum Teil über hundert Jugendlichen.
Haspinger war bis 1971 in Josefstal, 1972 und 1973 in Mellatz und Brixen, und ab 1974 wieder in Josefstal. 1975 wurde das neue Missionshaus
Josefstal fertig und bezogen. Dank seiner Werkstätten wurde es zum Zentrum für die Ausbildung von jungen Brudermissionaren. Denn dort gab es eine Schreinerwerkstatt, eine Automechanikerwerkstatt und eine Malerwerkstatt. Auch eine Ausbildung zum Landwirt war möglich. „In dieser Zeit sind eine ganze Reihe junger Leute zu uns gekommen“, berichtet Comboni-Missionar Pater Reinhold Baumann: „Man hat Wert darauf gelegt, dass jeder junge Mann eine Fachausbildung erhält und wenn möglich eine Meisterprüfung macht.“Haspinger habe versucht, dem Bild vom Brudermissionar einen ganz anderen Charakter zu geben. Die Brudermissionare sollten als qualifizierte Handwerker, als Fachleute arbeiten. Das alte Missionshaus in Schleifhäusle wurde mit Hilfe von Brudermissionaren in ein Jugendhaus umfunktioniert. 1991 musste es geschlossen werden.
Die Aufbruchstimmung ging bis in die 1980er Jahre hinein. 1987 wurde von Bruno Haspinger im ehemaligen Josefinum in der Rotenbacher Straße in Ellwangen die Informationsund Bildungsstätte (IBE) ins Leben gerufen, die 1994 in „Werkstatt Solidarische Welt“(WSW) umbenannt wurde und bis 2001 existierte. Aus dieser Bewegung entstand der Weltladen. Haspinger ist es zu verdanken, dass das Missionshaus in der Rotenbacher Straße nach 1981 nicht verkauft wurde.
1990 ging der Weltveränderer Haspinger weltoffen, politisch motiviert und unerschrocken, für zehn Jahre nach Balsas im Nordwesten von Brasilien. Er gründete dort eine Bauern- und Landarbeiterorganisation. 1999 indes wurde er von einer Schlange gebissen, mit schweren gesundheitlichen Folgen. Dies zwang ihn, nach Europa zurückzukehren. In Brixen errichtete Haspinger im ehemaligen Bubenseminar das „Haus der Solidarität“, ein Eine-Welt-Zentrum mit Migranten vor allem aus Afrika. Von 2006 bis 2008 war Haspinger wieder in Brasilien. 2009 kam er nach Ellwangen und war dort bis 2015 Missionsprokurator. Danach lebte er in Brixen, wo er einen Biohof gestaltet hat. Die Comboni-Missionare nehmen von einer markanten, aber kantigen Persönlichkeit Abschied, die es immer verstand, den Finger undiplomatisch in Wunden zu legen. „Er war ein Motor, ein Ideengeber, ein Organisator“, so Pater Baumann.