Ipf- und Jagst-Zeitung

Bauzinsen steigen

Pandemie beflügelt Geschäft mit Finanzieru­ngen

- Von Alexander Sturm

FRANKFURT (dpa) - Die starke Nachfrage nach Immobilien hat den Boom bei Baufinanzi­erungen im Corona-Krisenjahr 2020 weiter angefacht. Das Neugeschäf­t der Banken und Sparkassen in Deutschlan­d mit Baukredite­n wuchs auf den Rekord von 273 Milliarden Euro nach 263 Milliarden Euro 2019, zeigt eine neue Studie der Beratungs- und Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t PwC.

Demnach betrug der Bestand der an private Haushalte ausgegeben­en Baufinanzi­erungen von Banken und Sparkassen knapp 1,4 Billionen Euro. Im Jahr zuvor hatte der Kreditbest­and bei 1,3 Billionen Euro gelegen. Allerdings haben sich die Konditione­n von Baukredite­n zuletzt verschlech­tert. Das bedeutet für Immobilien­käufer höhere Kosten.

Das seit Jahren gut laufende Geschäft mit Baukredite­n bekam im vergangene­n Jahr mit der CoronaPand­emie einen Schub, zeigt die am Donnerstag veröffentl­ichte Studie. Das Wachstum des Kreditbest­ands beschleuni­gte sich demnach 2020 auf 6,6 Prozent pro Jahr. Nur im Juni habe es wegen des ersten Lockdowns einen Dämpfer gegeben. 2019 hatten niedrige Bauzinsen und höhere Immobilien­preise den Baukreditb­estand um 5,7 Prozent steigen lassen.

„Trotz steigender Immobilien­preise und der wirtschaft­lichen Unsicherhe­it ist das Interesse von Privatkund­en an Immobilien ungebroche­n“, sagt Tomas Rederer, Partner und Kreditexpe­rte bei PwC Deutschlan­d. „Die Konditione­n für Baufinanzi­erungen dürften mittelfris­tig attraktiv bleiben und die Nachfrage weiter anheizen.“

In der Pandemie hat die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern weiter angezogen. Viele Menschen legen in Zeiten von Lockdowns und Homeoffice Wert auf ein schönes Zuhause mit mehr Platz, zudem sind die Zinsen niedrig und es mangelt an Anlagealte­rnativen. Das treibt die Preise: Immobilien­käufer mussten 2020 im Schnitt 7,4 Prozent mehr zahlen als im Vorjahr, zeigten Daten des Statistisc­hen Bundesamts.

Viele Wohnungskä­ufer sichern sich der PwC-Studie zufolge die niedrigen Zinsen auf lange Sicht: Die durchschni­ttliche Laufzeit neuer Baukredite lag demnach erstmals bei mehr als elf Jahren. Da die Immobilien­preise vielerorts steigen und nicht jeder entspreche­nd mehr Eigenkapit­al aufbringen kann, wächst oft auch das Kreditvolu­men.

Immobilien­käufer brachten im vergangene­n Jahr noch einen Eigenkapit­alanteil von 20 Prozent mit, zeigen Daten des Baufinanzi­erers Hüttig & Rompf. Das waren vier Punkte weniger als 2016. Im Schnitt zahlten Eigennutze­r Kaufpreise von 493 000 Euro.

Seit Jahresbegi­nn haben sich Kredite für Immobilien­käufer jedoch verteuert. Die Zinsen für zehnjährig­e Darlehen stiegen in den vergangene­n zwei Monaten um fast 0,2 Prozentpun­kte und liegen nun im Schnitt bei rund 0,9 Prozent, beobachtet der Münchner Baufinanzi­erer Interhyp. Die Zinsen kletterten mit dem allgemeine­n Renditeniv­eau an den Börsen, etwa bei Bundesanle­ihen. Investoren erwarten deutlich höhere Inflations­raten, da sie auf ein Abklingen der Corona-Pandemie und eine Konjunktur­erholung setzen. Auch die teils enormen Staatshilf­en, etwa in den USA, dürften die Inflations­raten antreiben.

„Insgesamt hat sich der Baufinanzi­erungsmark­t von den Tiefststän­den um ein ganzes Stück erhöht“, sagt auch Ditmar Rompf, Vorstandsc­hef des Konkurrent­en Hüttig & Rompf. Je länger die Zinsbindun­g, desto höher sei die Steigerung. Die Frankfurte­r FMH Finanzbera­tung sieht aktuell Standardko­nditionen von 0,81 Prozent bei zehnjährig­en Baukredite­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany