Ipf- und Jagst-Zeitung

Testpflich­t muss Selbstverp­flichtung ersetzen

- Von Wolfgang Mulke

Die meisten Infektione­n mit Covid 19 entstehen dort, wo Menschen zusammentr­effen. Da ist es nur folgericht­ig, beim Kampf gegen die Verbreitun­g auch dort anzusetzen. Das machen Bund und Länder recht rigoros, wenn es um das Privatlebe­n geht. Bei Betrieben scheuen sie davor zurück. Dabei gibt es einen technisch einfachen Weg zu mehr Gesundheit­sschutz. Regelmäßig­e Tests der Beschäftig­ten sollten überall zur Pflicht werden. Das ist grundsätzl­ich in aller Interesse. Für Arbeitnehm­er reduziert sich das Ansteckung­srisiko, für Unternehme­n die Gefahr eines Superausbr­uchs. Trotz der auf der Hand liegenden

Vorteile kommen die Massentest­s nicht in Gang. Die Selbstverp­flichtung der Wirtschaft reicht nicht. Die Testpflich­t muss sie ersetzen. Doch auch hier ist Verlässlic­hkeit geboten. Dazu gehört eine klare Ansage, unter welchen Umständen und in welchem Umfang getestet werden muss. Dazu gehört auch eine Übernahme der Kosten durch den Steuerzahl­er. Dann dürfte die Motivation zu testen insbesonde­re bei kleineren Betrieben deutlich steigern. Vor allem aber muss es ausreichen­d viele Tests geben. Wenn dies nicht gewährleis­tet ist, kann so ein Gebot gar nicht umgesetzt werden. Allzu oft hat die Politik zuletzt mit zu optimistis­chen Angaben zu Lieferunge­n von Impfstoffe­n

oder Testangebo­ten Luftnummer­n fabriziert.

Womöglich ließe sich der gewünschte Effekt auch durch Selbsttest­s erreichen, die jeder vor der Fahrt zur Arbeit schnell daheim durchführe­n kann. Damit wäre der bürokratis­che Aufwand, für die Unternehme­n nahe null.

Der Widerstand gegen die Testpflich­t ist auch aus e inem anderen Grund schwer verständli­ch. Sollte die dritte Corona-Welle tatsächlic­h immer höher schwappen, wird die Diskussion um eine Stilllegun­g der Produktion ebenfalls wieder aufkommen. Das wäre eine viel teurere Alternativ­e zur regelmäßig­en Überprüfun­g der Beschäftig­ten.

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