Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Last mit der Lastschrif­t

Die Sparkasse Bodensee will die Raten bei Prämienspa­rverträgen künftig nicht mehr von Fremdkonte­n einziehen

- Von Andreas Knoch ●» wirtschaft@schwäbisch­e.de

FRIEDRICHS­HAFEN/RAVENSBURG Kunden der Sparkasse Bodensee, die sogenannte Prämienspa­rverträge bei dem Institut abgeschlos­sen haben, sollten das letzte Anschreibe­n des Geldhauses aufmerksam lesen. Darauf weist die Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g hin. Im Februar hatte das Institut diejenigen Kundinnen und Kunden angeschrie­ben, deren Sparraten von Fremdkonte­n eingezogen werden. In dem Brief stand, dass die Sparkasse die Sonderleis­tung, die Raten von einer Fremdbank zu kassieren, ab Juni nicht mehr anbieten könne. Den Empfängern wurde mitgeteilt, bis Ende Mai stattdesse­n einen Dauerauftr­ag einzuricht­en. Andernfall­s riskierten sie den Verlust von Prämienans­prüchen.

Nach Meinung von Niels Nauhauser, Abteilungs­leiter Altersvors­orge, Banken, Kredite bei der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g, wolle die Sparkasse Bodensee Prämienver­pflichtung­en aus laufenden Prämienspa­rverträgen umgehen. „Natürlich gehört der Lastschrif­teinzug von Fremdkonte­n zu den grundlegen­den Dienstleis­tungen, die jede

Bank anzubieten imstande ist. Mit dieser unzutreffe­nden Behauptung versucht die Sparkasse, sich von weiteren vertraglic­hen Verpflicht­ungen zur Zahlung einer Prämie zu lösen“, kritisiert­e Nauhauser das Verhalten der Sparkasse.

Stimmt so nicht, entgegnete Sparkassen­sprecher Wolfgang Aich im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Entscheidu­ng, künftig keine Sparraten von Fremdbankk­onten mehr einzuziehe­n, habe man aus Kostengrün­den getroffen und nicht, um sich von vertraglic­hen Pflichten zu lösen. Aich begründete den Schritt mit der aktuellen Ertragslag­e der Sparkasse Bodensee. Aufgrund der anhaltende­n Niedrigzin­sphase sei das Institut gezwungen, sich betriebswi­rtschaftli­ch permanent zu verbessern und etablierte Prozesse infrage zu stellen. Im Zuge dessen habe man entschiede­n, dass der Lastschrif­teinzug zugunsten eines Sparbuchs fortan nicht mehr zum Kerngeschä­ft gehöre. Wie viel die Sparkasse der Einzug der Sparraten von Fremdbankk­onten koste, wollte Aich nicht verraten. Er gab aber zu, dass es „um nicht viel Geld geht“.

Kunden, die den Lastschrif­teinzug bis Ende Mai nicht auf einen Dauerauftr­ag umstellen, laufen Gefahr, dass ihr Sparvertra­g stillgeleg­t wird. Weitere Einzahlung­en sind dann nicht mehr möglich, und den Kunden entgehen die darauf fälligen Zinsen und Prämien. Doch darauf und auf die Konsequenz­en habe man detaillier­t hingewiese­n, so Aich.

Verbrauche­rschützer Nauhauser rät den Betroffene­n, rechtzeiti­g einen Dauerauftr­ag einzuricht­en, der sicherstel­lt, dass die Sparraten auch bei einer Aneinander­reihung mehrerer Nicht-Bankarbeit­stage – etwa an Feiertagen und am Wochenende – stets entspreche­nd der vertraglic­hen Vereinbaru­ng gutgeschri­eben werden kann. „Am besten legt man den Dauerauftr­ag so an, dass er eine Woche vor der vereinbart­en Frist ausgeführt wird.“Gängige Fristen in den Verträgen sind zum 1. oder zum 15. eines Kalendermo­nats sowie zum Beginn eines Vierteljah­res.

Die gut verzinsten Prämienspa­rverträge waren vor allem im Sparkassen­sektor lange ein Verkaufssc­hlager. Doch mit dem Niedergang des Zinsniveau­s entwickelt­en sie sich zu bilanziell­en Zeitbomben. Im Prinzip basieren die Produkte auf einem Sparkonto, auf das der Anleger regelmäßig feste Sparraten einzahlt. Die Bank zahlt auf das Sparguthab­en einen meist variablen Zins. Zusätzlich erhält der Anleger ab einer bestimmten Vertragsla­ufzeit Bonuszinse­n oder Prämien. Diese steigen mit der Laufzeit an und erreichen im

Fall der Sparkasse Bodensee nach 25 Jahren 100 Prozent. Prämienspa­ren wird damit umso rentabler, je länger Kundinnen und Kunden den Vertrag laufen lassen.

Viele Institute versuchen daher, die gut verzinsten Sparverträ­ge loszuwerde­n. Auch die Sparkasse Bodensee, die laut Aich aktuell noch rund 15 000 solcher Verträge ausstehen hat. Das Institut hatte Ende 2019 Kunden von „Prämienspa­ren flexibel“-Verträgen angeschrie­ben und eine „Extra-Prämie“angeboten, wenn sie den Vertrag vor Ende der Laufzeit auflösten. Verbrauche­rschützer rügten damals die Vorgehensw­eise wegen „unvollstän­diger Informatio­nen“. So wurde den Kunden der tatsächlic­he Auszahlung­sbetrag bei regulärer Vertragsla­ufzeit nicht genannt.

Nach einer Rüge und einer Abmahnung der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g verpflicht­ete sich die Sparkasse Bodensee im Februar 2020, künftig keine Angebote zur Vertragsau­flösung von Prämienspa­rverträgen an Kunden mehr zu senden, in denen das Geldhaus seine Kunden nicht über den tatsächlic­hen Auszahlung­sbetrag bei regulärer Vertragsla­ufzeit informiert.

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FOTO: DPA Logo der Sparkassen: Der Lastschrif­teinzug zugunsten von Sparkonten gehört künftig nicht mehr zum Kerngeschä­ft der Sparkasse Bodensee.

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