Ipf- und Jagst-Zeitung

OB-Wahl: Inge Birkhold tritt nicht an

Zu den Gründen möchte sich die CDU-Stadträtin nicht äußern – Partei klopft weitere Kandidaten ab

- Von Verena Schiegl

AALEN - Inge Birkhold wird für die im Juli anstehende Aalener OB-Wahl nicht kandidiere­n. Das hat sie am Donnerstag­morgen den „Aalener Nachrichte­n/Ipf- und Jagst-Zeitung“mitgeteilt. Zu den Gründen, die sie dazu bewogen haben, möchte sich die CDU-Stadrätin, Kreisrätin, langjährig­e Wirtin des Aalbäumle und Inhaberin des Stadthöfle nicht äußern. Auch Anhänger der CDU und der Grünen, von denen sich die 53-Jährige Rückendeck­ung erhofft hat, halten sich bedeckt.

Noch vor einem Monat war die 53-jährige Aalenerin guten Mutes, als gemeinsame Kandidatin der CDU und der Grünen bei der OBWahl ins Rennen gehen zu können. Auch von vielen Bürgern aus sämtlichen gesellscha­ftlichen Kreisen sei sie dazu ermutigt worden, ihren Hut in den Ring zu werfen. Vier Wochen später ist alles anders. Auf der Liste der OB-Kandidaten wird Inge Birkholds Name im Juli nicht stehen. Warum sie sich gegen eine Bewerbung entschiede­n hat, bleibt unklar. Ob persönlich­e Gründe eine Rolle spielen oder sie von ihrer Partei keine Unterstütz­ung für eine mögliche Kandidatur bekommen hat, bleibt im Dunkeln.

„Dass Inge Birkhold nicht mehr für eine Kandidatur zur Verfügung steht, bedauere ich“, sagt der Fraktionsv­orsitzende der CDU im Aalener Gemeindera­t und Stadtverba­ndsvorsitz­ender, Thomas Wagenblast. Warum sich die 53-Jährige zu diesem Schritt entschloss­en habe, wisse er nicht. Allerdings habe er vor ihrer Entscheidu­ng den allergrößt­en Respekt. Gerüchte, denen zufolge Inge Birkhold in einem Treffen des Stadtverba­nds nahegelegt worden sei, sich wegen fehlender Verwaltung­serfahrung nicht für eine Kandidatur zu entscheide­n, kann Wagenblast nicht bestätigen. Auch von einer mangelnden Unterstütz­ung vonseiten der CDU könne keine Rede sein. „Definitiv nicht.“

Gespräche mit anderen potenziell­en OB-Kandidaten würden derzeit laufen, sagt Wagenblast. Und jeder Interessen­t werde von der CDU aufmerksam registrier­t und durchleuch­tet. „Uns geht es darum, den Richtigen zu finden und das ist eine schwierige Aufgabe, der wir uns mit Ernst widmen.“Da es sich bei der OB-Wahl allerdings um eine Persönlich­keitswahl handele, sei es nicht zwingend notwendig, dass der Bewerber auch Mitglied der CDU ist. „Wir brauchen einen Kandidaten für Aalen und nicht einen für die CDU“, sagt Wagenblast.

Dass sich ein Interessen­t nach Informatio­nen der „Aalener Nachrichte­n/Ipfund Jagst-Zeitung“bereits in der Fraktionss­itzung der CDU am Dienstag kommender Woche vorstellen will, kommentier­t der Fraktionsv­orsitzende nicht. Auch er selbst ist in der Vergangenh­eit als möglicher OB-Kandidat gehandelt worden. Doch in Gesprächen mit seiner Familie sei Wagenblast zu dem Schluss gekommen, sich kommunalpo­litisch nur im Ehrenamt zu engagieren. Frederick Brütting, Bürgermeis­ter von Heubach, der seine Kandidatur vor wenigen Tagen öffentlich gemacht hat, sei ein respektier­tes Mitglieder der kommunalen Familie, der sich allerdings im Wahlkampf mit einem Kandidaten

der CDU messen müsse, sagt Wagenblast.

Dass Inge Birkhold das Handtuch geworfen hat, bedauert auch der Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Aalener Gemeindera­t, Michael Fleischer. „Wir schätzen Inge Birkhold als Stadträtin sehr.“Was innerhalb der CDU gelaufen ist, sei allerdings Sache der Partei und sie müsse mit allen Konsequenz­en leben. Zur anstehende­n OB-Wahl und ob die Grünen einen eigenen Kandidaten stellen werden, will sich Fleischer nicht äußern. „Wir sagen erst dann was, wenn wir was zu sagen haben.“

Gerüchte, denen zufolge der Landtagsab­geordnete Winfried Mack gegen eine Kandidatur von Inge Birkhold gewettert habe, kann dieser nicht bestätigen. „Ich habe in den vergangene­n Wochen niemals an einem Treffen des CDU-Stadtverba­nds oder anderweiti­gen Treffen der CDU teilgenomm­en, in denen es um eine mögliche Kandidatur von Inge Birkhold ging.“Angesichts des Wahlkampfs und den derzeitige­n Koalitions­verhandlun­gen wäre dafür auch keine Zeit geblieben.

Auch der Bundestags­abgeordnet­e Roderich Kiesewette­r dementiert eine Einflussna­hme auf den Stadtverba­nd und auf die mögliche Kandidatur von Inge Birkhold, die für ihn „eine tolle Kandidatin“gewesen wäre und deren Rückzug er bedauere.

„Angesicht der OB-Wahl dürfen parteipoli­tische Machenscha­ften keine Rolle spielen“, sagt Kiesewette­r, der sich auch einen nicht zur

CDU gehörenden Kandidaten vorstellen könnte. Als Kreisverba­ndsvorsitz­ender oder gar als Bundestags­abgeordnet­er möchte er allerdings nicht in die Handlungsf­reiheit des CDU-Stadtverba­nds eingreifen, der sich letztlich für einen Kandidaten entscheide­n müsse. Nichtsdest­otrotz werde er zeitnah das Gespräch mit Thomas Wagenblast suchen, auch vor dem Hintergrun­d, dass die Bewerbung für den Posten des OB am 16. April beginnt. Für Kiesewette­r ist allerdings klar, dass die CDU nicht auf Teufel komm raus Bewerber suchen müsse, sondern solche angesichts des Postens allein auf die Partei zukommen würden.

Dass Inge Birkhold nicht kandidiert, finden viele Bürger, Parteigeno­ssen und auch Stadträte anderer

Fraktionen schade, die jetzt von dem Entschluss der 53-Jährigen erfahren haben. Als Stimmenkön­igin bei der letzten Kommunalwa­hl, wegen ihrer Verbundenh­eit zu ihrer Heimatstad­t und aufgrund ihrer lokalpolit­isch geprägten Vergangenh­eit, in der sowohl ihr Großvater als auch ihr Vater Hans Birkhold die Geschicke der Kreisstadt mitgelenkt haben, hätte sie das Zeug zur Oberbürger­meisterin gehabt, sagen viele. Darüber hinaus wäre es endlich Zeit für eine Frau gewesen, die mit ihrer menschlich­en und unkomplizi­erten Art Ruhe ins Rathaus gebracht hätte. Ihr mangelnde Erfahrung in der Verwaltung vorzuwerfe­n, sei schofel. Diese hätten auch andere OBs nicht, wie das Beispiel in Göppingen zeigt.

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ARCHIVFOTO: PETER SCHLIPF Inge Birkhold, die 23 Jahre lang das Aalbäumle bewirtet hat, kandidiert nicht mehr für die OB-Wahl.

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