Ipf- und Jagst-Zeitung

Alte Stärken, alte Schwächen

Chelsea steht vor dem Halbfinal-Einzug, aber die Offensive um die deutschen Stürmer bleibt blass

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SEVILLA (SID) - Thomas Tuchel wurde nicht überschwän­glich, als er mit dem FC Chelsea laut ans Tor zum Champions-League-Halbfinale geklopft hatte. „Wir sind glücklich, aber nicht zu glücklich“, sagte der deutsche Trainer der Blues. 2:0 (1:0) gegen den FC Porto im Viertelfin­al-Hinspiel: Eigentlich ein Grund zum Strahlen, aber Tuchel hat in der Liga gerade erst erlebt, wie schnell sich der Wind drehen kann – und sein deutsches Sturm-Duo macht weiter Sorgen.

Timo Werner und Kai Havertz sollten Porto mit ihrem Tempo in Bedrängnis bringen, tatsächlic­h hingen sie aber 65 Minuten lang in der Luft. Bis sich Tuchel erbarmte und sie auswechsel­te. „Ich weiß, dass es ein etwas schweres Match für Timo und Kai war. Sie hatten nicht ihren besten Tag“, sagte der Coach nach der Partie. Havertz als falsche Neun und Werner auf der linken Nummer zehn litten unter Chelseas grundsätzl­ich defizitäre­m Angriffssp­iel.

Die Blues hatten Glück, dass Mason Mount (32.) und Ben Chilwell (85.) die beiden einzigen Großchance­n verwertete­n. Und dem Königsklas­sen-Gewinner von 2012 eine blendende Ausgangsla­ge für das Rückspiel verschafft­en, das am Dienstag (21 Uhr/DAZN) wegen Corona wie das erste Duell in Sevilla gespielt wird. Dann könnte Chelsea erstmals seit 2014 wieder unter den besten vier Europas stehen. „Der Job ist erst zur Hälfte erledigt – dessen sind wir uns bewusst“, so Tuchel, der sich mit der Reaktion seiner Mannschaft auf den Rückschlag vom Wochenende zufrieden zeigte.

Doch genau wie die 2:5-Niederlage gegen West Bromwich Albion in der Premier League vom Samstag nicht der unerklärli­che und peinliche Einbruch war, der in England vielerorts beschriebe­n wurde, war die Europapoka­l-Nacht vom Mittwoch nicht die glorreiche Wiederaufe­rstehung. Die erste Pleite unter Tuchel gegen West Brom stand im direkten Zusammenha­ng mit einem frühen Platzverwe­is. Der rote Faden jedoch, der sich auch im Porto-Spiel fortsetzte, war die Zahnlosigk­eit im Angriff.

Chelsea hatte in den meisten Partien seit Tuchels Amtsantrit­t im Januar Probleme, Chancen zu kreieren. Die große Stärke ist die Abwehr um Nationalsp­ieler Antonio Rüdiger. Die

Qualität des Kaders, der im Sommer mit den Zugängen von Werner, Havertz und Hakim Ziyech enorm verstärkt wurde, sollte aber normalerwe­ise auch vorne spektakulä­re Momente hergeben. Doch auch gegen Porto wurde Chelsea im gegnerisch­en Strafraum zu selten gefährlich. Kaum erhielten Havertz und Werner brauchbare Zuspiele. Tuchel sah die Verantwort­ung dafür beim gesamten Team.

„Die Verbindung zwischen den sieben Spielern in der Tiefe und den vorderen drei haben wir etwas verloren“, so der 47-Jährige: „Es war schwer für uns, in den Strafraum zu kommen und den richtigen Rhythmus zu finden.“In einem solchen Spiel zu glänzen, wäre dabei so wichtig für Havertz (kein Treffer unter Tuchel) und besonders Werner (ein Treffer unter Tuchel) gewesen. Der frühere Leipziger musste nach seinem Fehlschuss in der Nationalma­nnschaft in der Vorwoche von seinem Coach öffentlich verteidigt werden. Letztendli­ch werden nur Tore die Kritiker verstummen lassen.

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FOTO: DPA Hat weiter einen schweren Stand bei Chelsea: Timo Werner.

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