Tennis als Verschiebebahnhof
Die French Open beginnen später und überschneiden sich mit Stuttgart
PARIS/STUTTGART (dpa) - Die Coronavirus-Pandemie sorgt auch in diesem Jahr für eine Verlegung der French Open und für neue Terminprobleme auf der Tennistour. Statt wie 2020 um mehrere Monate wird das Grand-Slam-Turnier in Paris diesmal um eine Woche auf den 30. Mai bis 13. Juni nach hinten verschoben und beeinträchtigt damit auch das Stuttgarter Rasenturnier der Männer.
Eigentlich war Roland Garros vom
23. Mai bis zum 6. Juni terminiert und hatte drei Wochen für die ohnehin kurze Rasensaison offen gelassen. Das Vorzeigeprodukt des französischen Tennisverbands soll jedoch vor der „größtmöglichen Zahl von Fans“gespielt werden, während gleichzeitig Gesundheit und Sicherheit gewährleistet werden sollen, so die Veranstalter. Jede Woche sei dafür wichtig und könne einen Unterschied ausmachen.
Trotz der Überschneidung will der MercedesCup an seinem Termin vom
7. bis 13. Juni festhalten. „Wir waren sehr überrascht, dass Roland Garros wieder mit einer Einzelaktion vorgeprescht ist“, sagte Turnierdirektor Edwin Weindorfer: „Wir werden für Stuttgart nicht von dem Termin abrücken. Wohin sollen wir auch gehen?“
Natürlich sei es „nicht ideal“, das Turnier parallel zur zweiten PariserWoche zu spielen. Topstars wie auch die deutsche Nummer 1 Alexander Zverev fallen als Teilnehmer aus, sollten sie die entscheidende GrandSlam-Turnierphase erreichen. Nach aktuellem Stand sieht der Kalender für die Woche ein weiteres Event für Herren in 's-Hertogenbosch und eines für Damen in Nottingham vor. Die weiteren geplanten deutschen Rasenturniere in Halle, Berlin und Bad Homburg sind von der Paris-Verlegung nicht unmittelbar betroffen.
Die Stuttgarter Veranstalter kritisierten, die Ausrichter der French Open hätten die ATP „vor vollendete
Tatsachen gestellt“. Mit dem Festhalten am eigentlichen Termin widersprach Weindorfer der schnellen Reaktion der Wimbledon-Organisatoren, die angekündigt hatten, dass die Rasensaison 2021 um eine Woche verkürzt werde, „um weitere Auswirkungen auf den Rest des Kalenders zu vermeiden“. Wimbledon soll nur zwei Wochen nach den nun auf den 12. und 13. Juni verlegten French-Open-Finals wie geplant am 28. Juni losgehen.
Im Vorjahr war das Grand-SlamTurnier auf den Londoner Rasenplätzen erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ausgefallen. Die Sieger der French Open – Iga Swiatek, Rafael Nadal und das Doppel Kevin Krawietz und Andreas Mies – waren erst Mitte Oktober gekürt worden. 2020 hatte der französische Tennisverband die Verlegung zunächst im Alleingang durchgezogen und für Kritik gesorgt.
„Um die Herausforderungen der Pandemie zu meistern, hat man im Tennis in den vergangenen zwölf Monaten einen flexiblen Zugang zum Spielkalender haben müssen, und das ist weiterhin der Fall“, heißt es diesmal in einer gemeinsamen Stellungnahme der Profiorganisationen ATP und WTA. Mit den betroffenen Turnieren werde daran gearbeitet, den Kalender zu optimieren. Lösungen sollen „zu gegebener Zeit“bekannt gegeben werden. Die anderen GrandSlam-Turniere unterstützen die Verschiebung. Man werde für die Grand Slams alles Mögliche tun, damit diese erfolgreich ausgetragen werden können, sagte der Direktor des GrandSlam-Boards, Ugo Valensi.
Völlig überraschend kam die Verschiebung nicht mehr. Bereits in der vergangenen Woche hatte die französische Sportministerin Roxana Maracineanu Überlegungen dazu bestätigt. In ganz Frankreich sind seit vergangenem Wochenende für mindestens vier Wochen strengere Corona-Maßnahmen in Kraft, in Paris galten sie zum Großteil bereits zuvor. Zu Beginn des Jahres waren die Australian Open als erstes Grand-Slam-Turnier der Tennissaison um drei Wochen nach hinten verschoben worden.