Streit um Bodensee-Gasfähre
Der Deal zwischen den Stadtwerken Konstanz und der Hamburger Werft droht zu platzen
KONSTANZ - Eigentlich sollte sie schon seit dem Winter auf dem Bodensee fahren, doch noch liegt die Bodensee-Gasfähre FS14 untätig und unfertig im Hafen Konstanz-Staad. Die Stadtwerke Konstanz und die mit dem Bau beauftragte Hamburger Werft Pella Sietas werden sich im Streit um Zeitpläne und Nachforderungen nicht einig. Jetzt droht sogar der Vertrag zu platzen.
Wie Josef Siebler, Sprecher der Stadtwerke Konstanz, der Schwäbischen Zeitung bestätigte, ruhen derzeit alle Arbeiten an dem Schiff, das seit Juni in Konstanz eigentlich nur noch auf den letzten Feinschliff wartet. „Die Stadtwerke haben gegenüber der beauftragten Werft klargemacht, dass sie grundsätzlich am Schiffbauvertrag festhalten möchten. Klar ist aber auch, dass die laufenden Verhandlungen mit der Werft kurzfristig zu einem tragfähigen Ergebnis kommen müssen“, so Siebler. Man hoffe inständig auf eine zügige Wiederaufnahme der Arbeiten.
Laut dem Sprecher verlangt die Werft allerdings mehr Geld als ursprünglich vereinbart, gleichzeitig würden Zeitpläne nicht eingehalten. „Für die Herstellung des Schiffes ist ein Fixpreis vereinbart. Auf unbegründete Nachforderungen werden die Stadtwerke keine Zahlungen leisten.“Ursprünglich sollte die Fähre nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“etwa 18 Millionen Euro kosten, wie hoch die Nachforderungen sind, will Siebler nicht verraten.
Die Werft Pella Sietas reagierte bislang nicht auf Anfragen der „Schwäbischen Zeitung“nach einer Stellungnahme. Für die Werft ist der Bau einer Fähre Neuland, normalerweise bauen die Hamburger Segmente für Spezialschiffe, wie etwa Eisbrecher oder Saugbagger. Sollte es in absehbarer Zeit zu keiner Einigung kommen, erwägen die Stadtwerke, den restlichen Teilvertrag platzen zu lassen. „Die Stadtwerke würden in diesem Fall in einem Wettbewerbsverfahren eine Werft zum Weiterbau und zur Fertigstellung des Schiffes suchen. Wir hoffen aber nach wie vor, kurzfristig eine einvernehmliche Lösung zu finden“, so Siebler.
Seit dem Vertragsabschluss der beiden Parteien im Jahr 2018 kam es bereits mehrfach zu Verzögerungen im Zeitplan. Die ursprünglich vereinbarte Lieferung der in Hamburg vorgefertigten Bauteile der Fähre ins österreichische Fußach verspätete sich um acht Monate. Damals verwiesen Stadtwerke und Werft auf gesetzliche Änderungen der Sicherheitszonen auf Fährschiffen, die zusätzliche Arbeiten erfordert hätten. Erst im Frühsommer 2020 konnten die Segmente in einer angemieteten
Fußacher Werft von Pella-Sietas-Arbeitern zusammengesetzt werden. Auch die spätere Überführung des Schiffs nach Konstanz erfolgte einige Monate später als geplant - obwohl die ersten Verspätungen im neuen Zeitplan bereits einberechnet waren.
Trotz dieser Verzögerungen waren erste Testfahrten für den Herbst und der Einsatz im Linienverkehr für den Winter vorgesehen. Die Fähre soll die „Fontainebleau“auf der Strecke Meersburg-Konstanz ablösen, die seit mehr als 50 Jahren auf dem Bodensee kreuzt. Bis zu 700 Fahrgäste und 62 Fahrzeuge soll sie transportieren können. Anders als die herkömmlichen Bodenseefähren wird sie nicht mit einem Schiffsdiesel betrieben. Die neue FS14 setzt auf einen Gasantrieb mit zwei 746-Kilowatt-Motoren des Friedrichshafener Herstellers Rolls-Royce Power Systems, die mit Flüssiggas (LNG) betrieben werden.
Die Motoren sollen 90 Prozent weniger Stickoxide und etwa zehn Prozent weniger Treibhausgas ausstoßen als ein herkömmlicher Dieselmotor. Der Nabu bemängelte allerdings schon vergangenen Sommer, dass der Austritt von Methan bei der Flüssiggasgewinnung in die Berechnungen nicht einfließe. Künftig könnte die Fähre auch mit Biogas betrieben werden. Die Stadtwerke Konstanz versprechen sich davon einen klimaneutralen Betrieb.