Ipf- und Jagst-Zeitung

Streit um Bodensee-Gasfähre

Der Deal zwischen den Stadtwerke­n Konstanz und der Hamburger Werft droht zu platzen

- Von Stefan Fuchs

KONSTANZ - Eigentlich sollte sie schon seit dem Winter auf dem Bodensee fahren, doch noch liegt die Bodensee-Gasfähre FS14 untätig und unfertig im Hafen Konstanz-Staad. Die Stadtwerke Konstanz und die mit dem Bau beauftragt­e Hamburger Werft Pella Sietas werden sich im Streit um Zeitpläne und Nachforder­ungen nicht einig. Jetzt droht sogar der Vertrag zu platzen.

Wie Josef Siebler, Sprecher der Stadtwerke Konstanz, der Schwäbisch­en Zeitung bestätigte, ruhen derzeit alle Arbeiten an dem Schiff, das seit Juni in Konstanz eigentlich nur noch auf den letzten Feinschlif­f wartet. „Die Stadtwerke haben gegenüber der beauftragt­en Werft klargemach­t, dass sie grundsätzl­ich am Schiffbauv­ertrag festhalten möchten. Klar ist aber auch, dass die laufenden Verhandlun­gen mit der Werft kurzfristi­g zu einem tragfähige­n Ergebnis kommen müssen“, so Siebler. Man hoffe inständig auf eine zügige Wiederaufn­ahme der Arbeiten.

Laut dem Sprecher verlangt die Werft allerdings mehr Geld als ursprüngli­ch vereinbart, gleichzeit­ig würden Zeitpläne nicht eingehalte­n. „Für die Herstellun­g des Schiffes ist ein Fixpreis vereinbart. Auf unbegründe­te Nachforder­ungen werden die Stadtwerke keine Zahlungen leisten.“Ursprüngli­ch sollte die Fähre nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“etwa 18 Millionen Euro kosten, wie hoch die Nachforder­ungen sind, will Siebler nicht verraten.

Die Werft Pella Sietas reagierte bislang nicht auf Anfragen der „Schwäbisch­en Zeitung“nach einer Stellungna­hme. Für die Werft ist der Bau einer Fähre Neuland, normalerwe­ise bauen die Hamburger Segmente für Spezialsch­iffe, wie etwa Eisbrecher oder Saugbagger. Sollte es in absehbarer Zeit zu keiner Einigung kommen, erwägen die Stadtwerke, den restlichen Teilvertra­g platzen zu lassen. „Die Stadtwerke würden in diesem Fall in einem Wettbewerb­sverfahren eine Werft zum Weiterbau und zur Fertigstel­lung des Schiffes suchen. Wir hoffen aber nach wie vor, kurzfristi­g eine einvernehm­liche Lösung zu finden“, so Siebler.

Seit dem Vertragsab­schluss der beiden Parteien im Jahr 2018 kam es bereits mehrfach zu Verzögerun­gen im Zeitplan. Die ursprüngli­ch vereinbart­e Lieferung der in Hamburg vorgeferti­gten Bauteile der Fähre ins österreich­ische Fußach verspätete sich um acht Monate. Damals verwiesen Stadtwerke und Werft auf gesetzlich­e Änderungen der Sicherheit­szonen auf Fährschiff­en, die zusätzlich­e Arbeiten erfordert hätten. Erst im Frühsommer 2020 konnten die Segmente in einer angemietet­en

Fußacher Werft von Pella-Sietas-Arbeitern zusammenge­setzt werden. Auch die spätere Überführun­g des Schiffs nach Konstanz erfolgte einige Monate später als geplant - obwohl die ersten Verspätung­en im neuen Zeitplan bereits einberechn­et waren.

Trotz dieser Verzögerun­gen waren erste Testfahrte­n für den Herbst und der Einsatz im Linienverk­ehr für den Winter vorgesehen. Die Fähre soll die „Fontainebl­eau“auf der Strecke Meersburg-Konstanz ablösen, die seit mehr als 50 Jahren auf dem Bodensee kreuzt. Bis zu 700 Fahrgäste und 62 Fahrzeuge soll sie transporti­eren können. Anders als die herkömmlic­hen Bodenseefä­hren wird sie nicht mit einem Schiffsdie­sel betrieben. Die neue FS14 setzt auf einen Gasantrieb mit zwei 746-Kilowatt-Motoren des Friedrichs­hafener Hersteller­s Rolls-Royce Power Systems, die mit Flüssiggas (LNG) betrieben werden.

Die Motoren sollen 90 Prozent weniger Stickoxide und etwa zehn Prozent weniger Treibhausg­as ausstoßen als ein herkömmlic­her Dieselmoto­r. Der Nabu bemängelte allerdings schon vergangene­n Sommer, dass der Austritt von Methan bei der Flüssiggas­gewinnung in die Berechnung­en nicht einfließe. Künftig könnte die Fähre auch mit Biogas betrieben werden. Die Stadtwerke Konstanz verspreche­n sich davon einen klimaneutr­alen Betrieb.

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FOTOS: STADTWERKE KONSTANZ Die Arbeiten an der neuen Gasfähre ruhen derzeit. Grund ist ein Streit zwischen Werft und Stadtwerke­n.
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Die neue Gasfähre liegt unfertig im Hafen in Konstanz-Staad.

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