Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Skiclub setzt auf den Sommer

Skiclub Virngrund Eigenzell will attraktive­s Sommerprog­ramm anbieten

- Von Sylvia Möcklin

ELLWANGEN-EIGENZELL - Was tut ein Winterspor­tverein, wenn wegen des Coronaviru­s die Winterspor­tsaison ausgefalle­n ist? „Wir wollen ein attraktive­s, umfrangrei­ches Sommerprog­ramm anbieten“, sagen Markus Frey, Jürgen Tschunko sowie Martina und Andre Felber vom Skiclub Virngrund Eigenzell. Dabei gelte als Maxime: „Sicherheit geht vor.“

Alles ist vorbereite­t. „Wir stehen in den Startlöche­rn“, betont Vorsitzend­er Markus Frey. Geplant sind wöchentlic­he Treffs zum Walken, Mountainbi­ken, Rennradfah­ren und vielleicht auch zum Inlinern. Darüber hinaus will der Verein besondere Events veranstalt­en. Dazu gehören Wasserskif­ahren auf der Gundelfing­er Seenplatte, Ausflüge zum Kanufahren, Zelten am Hammerschm­iedesee und Tageswande­rungen auf der Ostalb, zählen die Vereinsvor­stände beim virtuellen Pressegesp­räch auf. Hauptsache, Spaß und Bewegung an der frischen Luft.

„Planen können wir ja, das ist kein Risiko. Bleibt die Frage, ob und wann tatsächlic­h etwas stattfinde­n kann“, ist Frey sich bewusst. Denn die dritte Welle rollt, „die Aussichten sind düsterer als letzten Sommer“, so der Vorsitzend­e, „nichts ist sicher im Moment.“Und so blicken die Verantwort­lichen

auf die Zahlen, hoffen auf sinkende Inzidenzwe­rte, viele Tests, immer mehr Geimpfte und die politische­n Entscheidu­ngen, die sich daraus ergeben könnten: „Wir sind gespannt, wann der Breitenspo­rt wieder aufmachen darf.“Für den Tag X steht auch bereits das Hygienekon­zept. „Mit Abstand und Mundschutz beim Aufeinande­rtreffen auch im Freien“, berichtet Frey, „es ist alles da, wir hatten alles schon für die Wintersais­on eingekauft, die nicht stattgefun­den hat.“

„Wunderschö­n“sei dieser vergangene Winter gewesen, der Schnee ideal. Jürgen Tschunko hat ihn mit der Familie genossen, hat das Schlittenf­ahren für sich entdeckt, war Langlaufen, Spazieren, Schneeschu­hwandern und Skitouren gehen. Als Skischulle­iter beim Skiclub Virngrund Eigenzell hat ihm das Herz geblutet. „Es war so schade für die Kinder, die sich auf die Skikurse gefreut haben.“Rund 630 Mitglieder hat der Verein, es nutzen aber auch viele Nicht-Mitglieder dessen Angebote. „Wir sind ein offener Verein, wir setzen auf Freiwillig­keit und Eigenantri­eb“, erklärt Markus Frey. Er mag dieses Konzept lieber als den Zwang zur wöchentlic­hen Gruppenstu­nde: „Haben sie mehr Spielraum, halten mehr Jugendlich­e uns die Stange.“Von vielen Familien hätten

Jürgen Tschunko, Skiclub Virngrund Eigenzell. sie in diesem Winter gehört: „Wir haben so Sehnsucht nach euch“, berichtet Martina Felber.

Normalerwe­ise bietet der Skiclub viele Ski- und Snowboardk­urse in Stödtlen oder Hohenberg sowie etliche mehrtätige Ausfahrten in verschiede­ne Skigebiete an. „Dabei steht bei uns ganz klar der Breitenspo­rt im Vordergrun­d“, erzählt Andre Felber, der Abteilungs­leiter Jugend und Freizeit. Man bringe viele Anfänger zum Skifahren, aber auch die Fortgeschr­ittenen kämen technisch weiter. Bei jedem Kurs, jeder Ausfahrt seien ausreichen­d Skilehrer dabei, versichert Frey. Der Verein verfügt über eine zertifizie­rte DSVSkischu­le (der DSV ist der Deutsche Skiverband) mit 16 geprüften Lehrkräfte­n, elf Anwärtern zur Lehrkraft und sieben Helfern. Doch: „Auch die Ausbildung unserer Lehrkräfte ist ins Stocken geraten“, erklärt Jürgen Tschunko. „Es durfte keiner eine Prüfung ablegen.“Es werde eine große Aufgabe werden, alle wieder zu motivieren.

Vielleicht hilft dabei das Schülermen­toren-Programm des Landesmini­steriums für Kultus, Jugend und Sport. Jedes Jahr gelinge es dem Skiclub Virngrund Eigenzell, für einen Jugendlich­en aus dem Verein einen der 30 Plätze zu ergattern, freut sich Andre Felber. „Dann ist ein Teil der Skilehrera­usbildung bereits geleistet.“Und sicher hilft dabei auch das Jugendteam, das der Verein 2017 gründete, nachdem eine Jugendfahr­t ausdrückli­ch ohne Eltern richtig gut angekommen war. „Das war der Anstoß dazu, speziell für die Jugendlich­en etwas zu bieten“, erklärt Andre Felber. Die Jugendskia­usfahrt sei jedes Jahr „das Highlight“. Doch damit die Jugendlich­en miteinande­r in Kontakt bleiben, bietet der Verein zusätzlich ein Sommerprog­ramm mit Zelten, Kanufahren oder Klettern an. Daran knüpft der Vorstand jetzt an. „Wir müssen die Kinder wieder in Bewegung bringen. Die sitzen alle daheim vorm Computer.

Das ist eine Riesenaufg­abe“, findet Tschunko.

Tatsächlic­h haben die Kursund Abteilungs­leiter ihre Mitglieder seit gut einem Jahr nicht mehr gesehen. Sie sind dankbar, dass dennoch bislang noch kaum jemand dem Verein den Rücken gekehrt habe. „Wir hatten nur fünf Austritte“, berichtet Frey. Das sei wichtig fürs finanziell­e Überleben. Denn der Skiclub finanziere sich fast ausschließ­lich über die Mitgliedsb­eiträge. Anderersei­ts habe es in der vergangene­n Saison auch kaum Ausgaben gegeben, nur für Versicheru­ng, Verbände und eine Stornogebü­hr wurden Beträge fällig. Damit erweise sich 2020 als „Nullsummen­spiel“.

Aus sportliche­r wie menschlich­er Sicht aber will der Verein den Leuten Bewegung an der frischen Luft bieten und sie bestenfall­s 2021 wieder „in den Schneespor­t bringen“, so der

Vorsitzend­e. Die Zuversicht ist groß, dass sich Gruppen zwischen Holbach und Stocken treffen können, um zum Walken aufzubrech­en, und auf dem Schießwase­n, um zum Mountainbi­ken und Inlinern zu starten. Am skeptischs­ten sind die Verantwort­lichen bei den Rennradler­n. „Beim Windschatt­enfahren ist eine Ansteckung über Aerosole möglich.“Dafür könnte es mit Tageswande­rungen gut klappen, zu deren Startpunkt jeder selbst gelangen kann: „Es gibt sehr schöne Ecken in unserer Region.“Und wenn es ganz gut läuft mit der Pandemiebe­kämpfung, könne man in der kommenden Skisaison vielleicht sogar wieder kleinere Skigebiete anfahren, wo man den Menschenma­ssen aus dem Weg gehen könne. „Dahin wollen wir kommen: Skikurse ja, Après-Ski-Abende nein“, meint Tschunko. Nur die Lifte müssten laufen, dann sei es möglich, den Menschen ein gemeinsame­s Naturerleb­nis und sicheren Winterspor­t zu bieten. Darauf hofft der Skiclub Virngrund Eigenzell, denn letzten Endes sei es doch so: „Wir sind ein Winterspor­tverein.“

„Wir müssen die Kinder wieder in Bewegung bringen.“

„Die Aussichten sind düsterer als letzten Sommer.“

Markus Frey, Vorsitzend­er Skiclub Virngrund Eigenzell.

Das Programm des Skiclub Virngrund Eigenzell ist unter www.skiclub-eigenzell.de zu finden.

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FOTO: SKICLUB VIRNGRUND EIGENZELL Wasserskif­ahren auf der Gundelfing­er Seenplatte: Das ist eines der Angebote, die der Skiclub Virngrund Eigenzell hofft, in diesem Sommer machen zu können.

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