Ein Skiclub setzt auf den Sommer
Skiclub Virngrund Eigenzell will attraktives Sommerprogramm anbieten
ELLWANGEN-EIGENZELL - Was tut ein Wintersportverein, wenn wegen des Coronavirus die Wintersportsaison ausgefallen ist? „Wir wollen ein attraktives, umfrangreiches Sommerprogramm anbieten“, sagen Markus Frey, Jürgen Tschunko sowie Martina und Andre Felber vom Skiclub Virngrund Eigenzell. Dabei gelte als Maxime: „Sicherheit geht vor.“
Alles ist vorbereitet. „Wir stehen in den Startlöchern“, betont Vorsitzender Markus Frey. Geplant sind wöchentliche Treffs zum Walken, Mountainbiken, Rennradfahren und vielleicht auch zum Inlinern. Darüber hinaus will der Verein besondere Events veranstalten. Dazu gehören Wasserskifahren auf der Gundelfinger Seenplatte, Ausflüge zum Kanufahren, Zelten am Hammerschmiedesee und Tageswanderungen auf der Ostalb, zählen die Vereinsvorstände beim virtuellen Pressegespräch auf. Hauptsache, Spaß und Bewegung an der frischen Luft.
„Planen können wir ja, das ist kein Risiko. Bleibt die Frage, ob und wann tatsächlich etwas stattfinden kann“, ist Frey sich bewusst. Denn die dritte Welle rollt, „die Aussichten sind düsterer als letzten Sommer“, so der Vorsitzende, „nichts ist sicher im Moment.“Und so blicken die Verantwortlichen
auf die Zahlen, hoffen auf sinkende Inzidenzwerte, viele Tests, immer mehr Geimpfte und die politischen Entscheidungen, die sich daraus ergeben könnten: „Wir sind gespannt, wann der Breitensport wieder aufmachen darf.“Für den Tag X steht auch bereits das Hygienekonzept. „Mit Abstand und Mundschutz beim Aufeinandertreffen auch im Freien“, berichtet Frey, „es ist alles da, wir hatten alles schon für die Wintersaison eingekauft, die nicht stattgefunden hat.“
„Wunderschön“sei dieser vergangene Winter gewesen, der Schnee ideal. Jürgen Tschunko hat ihn mit der Familie genossen, hat das Schlittenfahren für sich entdeckt, war Langlaufen, Spazieren, Schneeschuhwandern und Skitouren gehen. Als Skischulleiter beim Skiclub Virngrund Eigenzell hat ihm das Herz geblutet. „Es war so schade für die Kinder, die sich auf die Skikurse gefreut haben.“Rund 630 Mitglieder hat der Verein, es nutzen aber auch viele Nicht-Mitglieder dessen Angebote. „Wir sind ein offener Verein, wir setzen auf Freiwilligkeit und Eigenantrieb“, erklärt Markus Frey. Er mag dieses Konzept lieber als den Zwang zur wöchentlichen Gruppenstunde: „Haben sie mehr Spielraum, halten mehr Jugendliche uns die Stange.“Von vielen Familien hätten
Jürgen Tschunko, Skiclub Virngrund Eigenzell. sie in diesem Winter gehört: „Wir haben so Sehnsucht nach euch“, berichtet Martina Felber.
Normalerweise bietet der Skiclub viele Ski- und Snowboardkurse in Stödtlen oder Hohenberg sowie etliche mehrtätige Ausfahrten in verschiedene Skigebiete an. „Dabei steht bei uns ganz klar der Breitensport im Vordergrund“, erzählt Andre Felber, der Abteilungsleiter Jugend und Freizeit. Man bringe viele Anfänger zum Skifahren, aber auch die Fortgeschrittenen kämen technisch weiter. Bei jedem Kurs, jeder Ausfahrt seien ausreichend Skilehrer dabei, versichert Frey. Der Verein verfügt über eine zertifizierte DSVSkischule (der DSV ist der Deutsche Skiverband) mit 16 geprüften Lehrkräften, elf Anwärtern zur Lehrkraft und sieben Helfern. Doch: „Auch die Ausbildung unserer Lehrkräfte ist ins Stocken geraten“, erklärt Jürgen Tschunko. „Es durfte keiner eine Prüfung ablegen.“Es werde eine große Aufgabe werden, alle wieder zu motivieren.
Vielleicht hilft dabei das Schülermentoren-Programm des Landesministeriums für Kultus, Jugend und Sport. Jedes Jahr gelinge es dem Skiclub Virngrund Eigenzell, für einen Jugendlichen aus dem Verein einen der 30 Plätze zu ergattern, freut sich Andre Felber. „Dann ist ein Teil der Skilehrerausbildung bereits geleistet.“Und sicher hilft dabei auch das Jugendteam, das der Verein 2017 gründete, nachdem eine Jugendfahrt ausdrücklich ohne Eltern richtig gut angekommen war. „Das war der Anstoß dazu, speziell für die Jugendlichen etwas zu bieten“, erklärt Andre Felber. Die Jugendskiausfahrt sei jedes Jahr „das Highlight“. Doch damit die Jugendlichen miteinander in Kontakt bleiben, bietet der Verein zusätzlich ein Sommerprogramm mit Zelten, Kanufahren oder Klettern an. Daran knüpft der Vorstand jetzt an. „Wir müssen die Kinder wieder in Bewegung bringen. Die sitzen alle daheim vorm Computer.
Das ist eine Riesenaufgabe“, findet Tschunko.
Tatsächlich haben die Kursund Abteilungsleiter ihre Mitglieder seit gut einem Jahr nicht mehr gesehen. Sie sind dankbar, dass dennoch bislang noch kaum jemand dem Verein den Rücken gekehrt habe. „Wir hatten nur fünf Austritte“, berichtet Frey. Das sei wichtig fürs finanzielle Überleben. Denn der Skiclub finanziere sich fast ausschließlich über die Mitgliedsbeiträge. Andererseits habe es in der vergangenen Saison auch kaum Ausgaben gegeben, nur für Versicherung, Verbände und eine Stornogebühr wurden Beträge fällig. Damit erweise sich 2020 als „Nullsummenspiel“.
Aus sportlicher wie menschlicher Sicht aber will der Verein den Leuten Bewegung an der frischen Luft bieten und sie bestenfalls 2021 wieder „in den Schneesport bringen“, so der
Vorsitzende. Die Zuversicht ist groß, dass sich Gruppen zwischen Holbach und Stocken treffen können, um zum Walken aufzubrechen, und auf dem Schießwasen, um zum Mountainbiken und Inlinern zu starten. Am skeptischsten sind die Verantwortlichen bei den Rennradlern. „Beim Windschattenfahren ist eine Ansteckung über Aerosole möglich.“Dafür könnte es mit Tageswanderungen gut klappen, zu deren Startpunkt jeder selbst gelangen kann: „Es gibt sehr schöne Ecken in unserer Region.“Und wenn es ganz gut läuft mit der Pandemiebekämpfung, könne man in der kommenden Skisaison vielleicht sogar wieder kleinere Skigebiete anfahren, wo man den Menschenmassen aus dem Weg gehen könne. „Dahin wollen wir kommen: Skikurse ja, Après-Ski-Abende nein“, meint Tschunko. Nur die Lifte müssten laufen, dann sei es möglich, den Menschen ein gemeinsames Naturerlebnis und sicheren Wintersport zu bieten. Darauf hofft der Skiclub Virngrund Eigenzell, denn letzten Endes sei es doch so: „Wir sind ein Wintersportverein.“
„Wir müssen die Kinder wieder in Bewegung bringen.“
„Die Aussichten sind düsterer als letzten Sommer.“
Markus Frey, Vorsitzender Skiclub Virngrund Eigenzell.
Das Programm des Skiclub Virngrund Eigenzell ist unter www.skiclub-eigenzell.de zu finden.