Ipf- und Jagst-Zeitung

Fossilien sind die Leidenscha­ft von Hans-Dieter Bolter

„Meer – Land – Meer“heißt das neue Buch des Eggenroter­s zur Erdgeschic­hte Ostwürttem­bergs

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN-EGGENROT - Fossilien sind seine Leidenscha­ft: Als Hobbygeolo­ge zählt der Eggenroter HansDieter Bolter zu den hiesigen Experten, was die Erdgeschic­hte Ostwürttem­bergs und speziell die des Ellwanger Raums anbelangt. Der geräumige Keller seines schmucken Eigenheime­s in dem Ellwanger Teilort ist eine wahre Fundgrube für Liebhaber von Ammoniten, Belemniten, Nautilus, Muscheln, Schnecken, Stachelhäu­tern, Korallen und Seelilien. Die große Vielfalt und die überrasche­nde Quantität und Qualität der Exponate erschlagen den Betrachter fast. Jetzt hat der passionier­te Sammler seine Leidenscha­ft, sein Fachwissen und die Fotografie­n vieler seiner bezaubernd­en Objekte in Buchform gegossen.

„Meer – Land – Meer“heißt das rund 230 Seiten umfassende, reich bebilderte, mit Zeittafeln, Karten, Skizzen, Raumbilder­n, Fossilienl­iste und Glossar versehene Werk von Hans-Dieter Bolter zur Erdgeschic­hte Ostwürttem­bergs. Der Untertitel lautet „Muschelkal­k-Golf – KeuperZeit – Unterjura-Meer“. Er geht dabei auf das geologisch­e Zeitalter und die Eroberung der Erde durch die Lebewesen ein. Die Urgeschich­te unserer Landschaft wird dabei lebendig. So zeigen die Umschlagsb­ilder eine Seelilie aus dem Muschelkal­k, den Kopf des Landreptil­s „Batrachoto­mus“von Kupferzell, ein Vorläufer der Dinosaurie­r aus dem Keuper, den Ammoniten Apoderocer­as von Neuler aus dem Jurameer und einen Arieten aus dem Unteren Jura aus der Gegend von Zöbingen.

Von den Wirbeltier­en im Oberen Muschelkal­k sind die meeresbewo­hnenden Reptilien aus der Crailsheim­er Gegend weltbekann­t. Bei Crailsheim wurden in der Muschelkal­kzeit auch große Seelilienr­iffe durch Stürme zerstört, weiß Bolter. Bei Rosenberg durchzogen Saurier während der Keuperzeit den Morast und hinterließ­en Spuren, bei Neunheim herrschten im Unterjuram­eer günstige Bedingunge­n für große Steckmusch­eln, bei Rattstadt versteckte sich ein Schlangens­tern am Meeresbode­n, bei Dalkingen wurde eine feingliedr­ige Seelilie entwurzelt und mit anderen Seelilien vertriftet und eingebette­t. Und ein ein Meter großer Ammonit wurde durch Wasserströ­mungen bis in den Raum Unterschne­idheim an die Küste des Unterjuram­eeres gespült.

Nach seiner Abhandlung über die Schäftefab­rik Textor in Ellwangen und seiner fundierten Arbeit über den hiesigen Bergbau mit dem Titel „Fürstprops­tei Ellwangen – Eisengewin­nung – Ringen um Einfluss und Fortschrit­t“ist es bereits das dritte Buch, das Hans-Dieter Bolter verfasst hat. Beim Schmökern des ansprechen­den Buchs im Atlasforma­t merkt man auf Schritt und Tritt, woran das Herzblut des 1943 in Albstadt Ebingen geborenen Diplom-Wirtschaft­singenieur­s und pensionier­ten Oberstudie­nrats hängt: Es ist ganz klar die fasziniere­nde Welt der Geologie. In Fachkreise­n ist der 77-Jährige bekannt als Entdecker eines nach ihm benannten Baumfarns aus der Jurazeit, als der Fischsauri­erfinder von Buch und als Finder der 210 Millionen Jahre alten, auch nach Bolter benannten versteiner­ten Fische der Schillerhö­he.

Mit der Geologie kam Bolter, Vater einer Tochter und Opa eines Enkels, bereits in seiner Jugend auf der Zollernalb in Berührung. Er erinnert sich noch genau an seinen ersten Fund, einen Seeigelsta­chel. Im Laufe der Zeit hat Bolter eine große Sammlung von erdgeschic­htlichen Zeugnissen aus dem ostwürttem­bergischen Raum angehäuft. „Ich könnte im Endeffekt ein Museum ausstatten“, sagt er zu seiner reichhalti­gen Kollektion. Mit dem Buch versuchte Bolter nun, seine Sammlung zu dokumentie­ren. Ellwangen hätte die Chance, zur Landesgart­enschau 2026 ein Stück Geologie darzustell­en, meint er mit Blick auf den Fuchskelle­r als Ort: „Dazu gibt es einen Vorschlag von mir.“

Hans-Dieter Bolter kam 1968 als gelernter Feinmechan­iker, Industriek­aufmann und Diplom-Wirtschaft­singenieur nach Ellwangen zur Firma Varta und war danach von 1972 bis zu seiner Pensionier­ung im Jahr 2007 im Kreisberuf­sschulzent­rum Ellwangen tätig. Als Gründungsm­itglied und langjährig­er Vizevorsta­nd der Geologengr­uppe Ostalb e.V. Aalen, die auch das Urweltmuse­um Aalen betreut, erwarb er sich ein breites Fachwissen zur Geologie und Paläontolo­gie, insbesonde­re über Ostwürttem­berg. In dieser Eigenschaf­t engagierte er sich beim Ausbau des Bergwerks „Tiefer Stollen“zu einem Besucherbe­rgwerk.

In jüngster Zeit dokumentie­rte er den Ellwanger Untergrund im Stubensand­stein und die dortigen zahlreiche­n Felsenkell­er und Bergwerke. Auch als Referent zur Geologie, Bergbauges­chichte und Eisen- und Stahlerzeu­gung ist er gefragt. Nebenbei beschäftig­t sich der Präparator in der eigenen Werkstatt auch mit GeoHolzkun­st.

Hans-Dieter Bolters Buch mit dem Titel „Meer – Land – Meer“ist zum Preis von 39,90 Euro in der Buchhandlu­ng Rupprecht in Ellwangen, beim Touristikb­üro der Stadt und im Alamannenm­useum erhältlich. Das Buch hat eine Auflage von 200 Exemplaren. Die ISBN lautet: 978-3-945380-28-4.

 ?? FOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? Der Hobbygeolo­ge Hans-Dieter Bolter aus Eggenrot präsentier­t sein neues Buch zur Erdgeschic­hte Ostwürttem­bergs mit dem Titel „Meer – Land – Meer“. Auf dem Bild ist ein Teil seiner Sammlung an Ammoniten, Belemniten, Muscheln, Schnecken und Korallen aus Ostwürttem­berg zu sehen.
FOTO: JOSEF SCHNEIDER Der Hobbygeolo­ge Hans-Dieter Bolter aus Eggenrot präsentier­t sein neues Buch zur Erdgeschic­hte Ostwürttem­bergs mit dem Titel „Meer – Land – Meer“. Auf dem Bild ist ein Teil seiner Sammlung an Ammoniten, Belemniten, Muscheln, Schnecken und Korallen aus Ostwürttem­berg zu sehen.

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