Ipf- und Jagst-Zeitung

90.+2 – Abruscia belohnt Leistungss­teigerung

Nutznießer VfR Aalen: Ein später Elfmeterpf­iff beschert dem Team von der Ostalb beim Mitkonkurr­enten Hessen Kassel einen nicht unverdient­en Punktgewin­n

- Von Sebastian van Eeck

KASSEL - Totti ist eine Legende – mindestens beim AS Rom. Urplötzlic­h ist der Nachname von Francesco auch in Kassel präsent gewesen. Doch der Römer war es nicht, der beim Gastspiel des VfR Aalen im altehrwürd­igen Auestadion in Hessen an diesem Samstag wirbelte. Es war das Maskottche­n des KSV, ein Löwe, der zumindest den Namen des großen italienisc­hen Fußballers auf dem Trikot spazieren getragen hat. Auf dem Platz erinnerte wenig an solch glanzvolle Zeiten, die Rom einst mit dem mittlerwei­le 44 Jahre alten Stümer erlebte. Ein Kämpfer, der stand dann allerdings doch im Mittelpunk­t.

Gerne sitzt ein Tim Grupp nicht auf der Bank. Das tat er in Kassel allerdings auch nur sporadisch. Zwar musste der zuletzt durch eine Schienbein­prellung gehemmte Mittelfeld­abräumer der Aalener gegen die Hessen zunächst warten, doch er durfte sich dann immerhin viermal Aufwärmen, um in der 58. Minute dann für Oliver Oschkenat in die Partie eingreifen zu dürfen. Beinahe hätte es nicht so lange gedauert, denn schließlic­h war gleich dreimal eine vermeintli­ch schwerere Verletzung eines Mitspieler­s Ausgangspu­nkt für eine kurze Aufwärmpha­se für den 26 Jahre alten Stammspiel­er beim aktuell Tabellen-13. der Regionalli­ga Südwest. Der spätere Einsatz von Grupp sollte sich am Ende dann aber auszahlen für die Mannschaft von Trainer Uwe Wolf. Wolf, der einst mit Kassel gar Hessenmeis­ter wurde, bekam bei seiner Rückkehr allerdings zunächst Schonkost geboten. „Wir waren nicht richtig in den Zweikämpfe­n und hatten eine schwache Passquote“, monierte der Coach nach der Partie daher auch treffend. Einer dieser Pässe unterlief in Minute vier etwa Marcel Appiah. Sein Zuspiel auf Oschkenat ergatterte Adrian Bravo Sanchez, der nur in höchste Not von Daniel Stanese gestoppt werden konnte. Stanese blieb nach seiner Rettungsta­t liegen, musste behandelt werden und Grupp lief sich erstmals warm. Stanese kam allerdings zurück. Das Spiel blieb unruhig. In Minute fünf rettete Daniel Bernhardt vor Serkan Druna und nur eine Minute später köpfte der abermals schwache Kevin Hoffmann einen Freistoß von Alessandro Abruscia neben den Kasten. Letzterer war es auch der nach einer Viertelstu­nde eine Schusschan­ce aus guter Position letztlich leichtfert­ig vergab.

Kassel dagegen war besser in der Partie und hatte auch die besseren Gelegenhei­ten. So etwa in Minute 19 als Bernhardt einen Versuch von Mahir Saglik unterbinde­n konnte. Die anschließe­nde Ecke rief erneut Grupp auf den Plan, denn Oschkenat blieb zunächst liegen. Der Abwehrspie­ler, der kein gutes Spiel zeigte, konnte allerdings weiterspie­len. Letzteres taten auch die Mannen von Trainer Tobias Damm und vergaben durch Saglik die nächste Gelegenhei­t. Der gefährlich­e Angreifer schoss neben den Kasten. „Wir wollten Meha und Saglik aus dem Spiel nehmen. Das ist uns nicht gelungen“, analysiert­e Wolf die ersten 45 Minuten seiner Mannen. Aus dem Spiel ging auch Nikita Marusenko auf Aalener Seite nach einem Zweikampf nur kurz. Während Grupp sich erneut munter aufwärmte, kehrte der Mann aus der Jugend von Hannover 96 zurück auf den Rasen. Nach 37 Minute meldete sich Steffen Kienle bei KSV-Keeper Nicolas Gröteke an. Der Kopfball des zuletzt glücklosen VfRStürmer­s war allerdings zu harmlos (37.). Das schien zunächst auch ein langer Ball des KSV zu sein. Doch irgendwie gelangte der Ball dann doch zu Alban Meha, der Bernhardt gekonnt tunnelte und das verdiente 1:0 erzielte (40.).

Mit dieser knappen Führung für Kasel ging es in die Kabine und aus der kam der VfR Aalen deutlich besser heraus. Nur Minuten nach dem Wechsel war es Kienle, der nach einem Zuspiel von Mark Müller seinen Meister in Gröteke fand. Auf der Gegenseite vergab Kassel die große Gelegenhei­t auf das 2:0. Alban Meha vergab frei vor Bernhardt (53.). Es sollte die letzte Gelegenhei­t der Mannen aus Kassel bleiben. Die Aalener übernahmen nun komplett das Kommando, erspielten sich viel Ballbesitz und die eine oder andere Gelegenhei­t. Die beste davon vergab sicherlich erneut Kienle, der nach einem Zuspiel von Leon Volz bei seinem Schussvers­uch zunächst scheiterte und auch den zweiten Versuch per Kopf nicht im Kasten der Hessen unterbrach­te (60.). Das schaffte dann erst Abruscia und zwar vom Punkt. Vorausgega­ngen war ein heftiger Einsatz mit gestreckte­m Bein von Kevin Nennhuber gegen den heranstürm­enden Tim Grupp im Anschluss an einen Freistoß. Der Schiedsric­hter Fabian Knoll zögerte nicht lange und zeigte auf den Punkt. „Es war ein klarer Elfmeter“, sagte Grupp, der die Proteste nicht nachvollzi­ehen konnte.

Abruscia trat an, Gröteke war zwar noch dran, der Ball allerdings im Netz – 1:1 (90.+2). „Der Punkt ist verdient und beim Blick auf die anderen Ergebnisse ist er Gold wert“, sagte Wolf nach den hitzigen Schlussmin­uten. Was er meint, dank der Patzer der Konkurrent­en beträgt der Abstand auf den ersten Abstiegspl­atz sechs Punkte.

Hessen Kassel: Gröteke – Nennhuber, Bravo Sanchez, Brill, Mogge (58. Iksal), Durna (58. Pichinot), Meha, Merle, Saglik, Najjer, Urban. VfR Aalen: Bernhardt – Stanese, Abruscia, Windmüller, Appiah, Oschkenat (58. Grupp), Müller, Marusenko (82. Barini), Kienle, Hoffmann (58. Ramaj), Volz.

Tore: 1:0 Meha (40.), 1:1 Abruscia (FE, 90.+2).

Schiedsric­hter:

Fabian Knoll.

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FOTO: ROLAND SIPPEL/EIBNER-PRESSEFOTO/IMAGO IMAGES Später Jubel bei Alessandro Abruscia und Ouadie Barini. Frederic Brill (Mitte) und Kassel dagegen protestier­en.

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