Ipf- und Jagst-Zeitung

Vorwürfe nach Corona-Fällen bei Lidl

Bei Umbau infizieren sich mehrere Mitarbeite­r – Discounter wehrt sich entschiede­n

- Von Verena Mörzl

NÖRDLINGEN - In der Nördlinger Lidl-Filiale wird umgebaut, als sich mehrere Mitarbeite­r mit dem Coronaviru­s infizieren. Neben den gemeldeten Fällen sollen sich elf Personen in Quarantäne befinden. Eine Arbeitskra­ft erhebt schwere Vorwürfe gegen die Filialleit­ung: Infektione­n hätten verhindert werden können. Auch als der Lebensmitt­el-Discounter wieder öffnete, soll Personal gearbeitet haben, das positiv auf das Coronaviru­s getestet wurde.

Der Umbau der Filiale in der Augsburger Straße fand laut Lidl in der Woche zwischen dem 22. und 28. März statt. Nach Informatio­nen unserer Zeitung soll es am Donnerstag, 25. März, den ersten positiven Corona-Fall unter den Mitarbeite­rn gegeben haben. Weitere Menschen haben sich infiziert. Eine von den Auswirkung­en betroffene Person schildert gegenüber unserer Redaktion außerdem, dass während des Umbaus die Gänge verkleiner­t worden seien. Die Arbeitskra­ft fürchtet um ihren Job und will sich deshalb nicht mit ihrem Namen äußern, der ist aber der Redaktion bekannt.

Grundsätzl­ich sei Lidl ein guter Arbeitgebe­r, sagt die Arbeitskra­ft, allerdings nicht unter Corona-Bedingunge­n. Als die Filiale am Montag, 29. März, wiedereröf­fnet wurde, sollen die Tests von drei weiteren

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Mitarbeite­rinnen positiv gewesen sein, wovon nur eine direkt nach Hause gegangen sein soll. Die Befürchtun­g: Es könnte also auch die Gefahr bestehen, dass Kunden infiziert wurden.

Es hätte vermieden werden können, dass sich so viele anstecken oder in Quarantäne müssen, wenn die Leitung sofort gehandelt hätte und transparen­t mit dem Ausbruch umgegangen wäre, so die Frau. Sie habe auch kein Verständni­s dafür, dass die Anzahl der Kunden in der Filiale nicht kontrollie­rt werde.

Lidl wehrt sich über einen Pressespre­cher gegen die Anschuldig­ungen. Nach einer Anfrage unserer Zeitung sei eine „umfassende Überprüfun­g“bei den zuständige­n Kollegen in Nördlingen eingeleite­t worden. Mit einem externen Dienstleis­ter seien dort Maßnahmen getroffen worden, als die ersten Infektione­n bekannt wurden. Lidl teilt mit: „Diesbezügl­ich standen wir im engen Austausch mit den zuständige­n Behörden und haben freiwillig noch weitere Maßnahmen veranlasst, die weit über die behördlich­en Vorgaben hinausgehe­n.“

Alle Kontaktper­sonen haben sich dem Lidl-Sprecher zufolge umgehend in die behördlich­e vorgeschri­ebene Quarantäne begeben. Darüber hinaus habe Lidl alle Kontaktper­sonen ersten Grades nach den Vorgaben des Robert Koch-Instituts sowie weitere mögliche Kontaktper­sonen vorsorglic­h von der Arbeit freigestel­lt. Das Unternehme­n bezeichnet das Hygienekon­zept als „etabliert und anerkannt“, das stets angepasst werde und mit unabhängig­en Experten entwickelt worden sei. Dass dieses Konzept wirksam sei, würden die „allgemein geringen Infektions­zahlen in unserem Unternehme­n zeigen“.

Lidl hält der Kritik außerdem weitere Hygienemaß­nahmen entgegen. Die Einkaufswa­gen seien im Verhältnis zur Verkaufsfl­äche reduziert worden. Weiter heißt es, dass zusätzlich­es Personal für die Einlasskon­trolle nur dann eingesetzt werde, wenn die maximale Auslastung der Filiale prognostiz­iert werde: „Dies wird in Nördlingen jedoch nicht erwartet.“Außerdem müsse jeder Kunde einen Einkaufswa­gen als einfache Hilfe zur Abstandsei­nhaltung und Begrenzung der Personenza­hl in der Filiale nutzen. Bei einem Besuch vor Ort zeigt sich allerdings, dass Kunden nicht darauf hingewiese­n werden, wenn sie ohne Einkaufswa­gen einkaufen gehen.

Kunden und Mitarbeite­r würden außerdem mit 360-Grad-Plexiglass­cheiben geschützt, Einmalhand­schuhe und Desinfekti­onsmittel stünden für die Kunden ebenfalls zur Verfügung. Hygienevor­schriften seien sichtbar angebracht worden, unter anderem mit Bodenaufkl­ebern, und auch auf das Tragen einer Maske werde hingewiese­n. Abschließe­nd teilt der Pressespre­cher mit: „Unserer Untersuchu­ng nach hat daher für unsere Kunden zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer Infektion bestanden.“

Das Gesundheit­samt DonauRies bestätigt die Corona-Fälle in der Lidl-Filiale. Ein Sprecher teilt mit, dass die Meldungen über die Osterfeier­tage eingegange­n seien, also etwa eine Woche nach dem ersten Bekanntwer­den. Er schreibt: „Die Ermittlung­en (des Amts, Anm. d. Red.) wurden umgehend aufgenomme­n und entspreche­nde Maßnahmen im infektiöse­n Zeitfenste­r liegender Betroffene­r wurden bereits angeordnet.“Weitere Personen seien befragt worden. Fünf Mitarbeite­r, die positiv auf das Coronaviru­s getestet wurden, stünden unter Quarantäne. Nicht alle von ihnen stammten aus dem Landkreis Donau-Ries.

Weitere elf Kontaktper­sonen befänden sich derzeit in Quarantäne. Schwere Krankheits­verläufe seien nicht bekannt. Außerdem teilt die Behörde mit, dass „keine konkreten Hinweise auf eine fehlende Umsetzung der betrieblic­hen Infektions­schutzmaßn­ahmen vorliegen“. Deshalb sei das Gewerbeauf­sichtsamt nicht hinzugezog­en worden, das überwacht, ob der Arbeitssch­utz eingehalte­n werde.

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FOTO: JAN-LUC TREUMANN Lidl wehrt sich nach einem Corona-Ausbruch gegen Kritik. Die Filiale in Nördlingen wurde vor Kurzem umgebaut.

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