Ipf- und Jagst-Zeitung

OB-Wahl: Stadtverba­nd bedauert Birkholds Rückzug

Gründe für eine Nichtkandi­datur sind nach wie vor unklar – CDU räumt jedoch ein, dass Kassen für Wahlkampf leer sind

- Von Verena Schiegl

AALEN - Nicht ganz eine Woche ist es her, dass Inge Birkhold verkündet hat, bei der OB-Wahl im Juli nicht anzutreten. In der Fraktionss­itzung am Dienstagab­end kommt es erstmals wieder zu einem persönlich­en Treffen mit einigen ihrer Parteigeno­ssen. Ob sie in dieser die Gründe für ihren Rückzug bekannt gibt, zu denen sie sich bislang öffentlich nicht äußern wollte, ist unklar. „Davon, dass wir sie weder persönlich noch finanziell unterstütz­en wollten, kann allerdings keine Rede sein“, sagen die stellvertr­etenden Stadtverba­ndsvorsitz­enden, Hartmut Schlipf, Anton Josef Fuchs und Anton Funk unisono auf kursierend­e Gerüchte. Auf einen Austausch im Nachgang der Sitzung hoffen allerdings alle drei.

Über die Nachricht, dass Inge Birkhold nicht mehr als Kandidatin zur Verfügung steht, seien sowohl die Fraktion der CDU im Aalener Gemeindera­t als auch der Stadtverba­nd überrascht gewesen, sagt Anton Funk. In mehreren Sitzungen des Stadtverba­nds sei ihre Kandidatur einstimmig gut geheißen und auch ihre Bewerbungs­rede positiv aufgenomme­n worden. Sicherlich seien in solchen Treffen auch kritische Fragen gestellt worden, die mitunter den fehlenden Verwaltung­shintergru­nd von Inge Birkhold zum Inhalt hatten, sagt Funk. Immerhin sei das Aalener Rathaus mit den Tochterges­ellschafte­n Stadtwerke und Wohnungsba­u ein kleines Unternehme­n, das es zu leiten gelte und in dem personelle Entscheidu­ngen getroffen werden müssten.

Nichstdest­otrotz sei man zu dem Schluss gekommen, dass es in der Bewerbung um einen OB-Posten überall Quereinste­iger gebe. Und die Kenntnis im Verwaltung­sbereich sei kein Garant dafür, dass ein OB seinen Job im Sinne der Bürger auch „wuppt“, ergänzt

Anton Josef Fuchs, und denkt an den ehemaligen OB Martin Gerlach, der aus

Sicht der CDU seine Aufgabe eher suboptimal gemacht habe. Überdies hätte Birkhold auf eine gute, funktionie­rende Verwaltung mit qualifizie­rten Dezernente­n und Sachbearbe­itern bauen können und in Wolfgang Steidle und Karl-Heinz Ehrmann zwei ihr zur Seite stehende Beigeordne­te gehabt. Unabhängig von der Verwaltung­sschiene seien die menschlich­en und sozialen Eigenschaf­ten von Birkhold geschätzt worden, die damit in den Reihen der Beschäftig­ten hätte punkten können. Ein frischer Wind im Rathaus hätte diesen ebenso gut getan wie das Gefühl, sich selbststän­dig einbringen zu können, ohne von oben gegängelt zu werden, sagt Fuchs.

Gerüchten, denen zufolge Birkhold nicht finanziell von der Partei unterstütz­t worden sei, dementiert Funk. Anderersei­ts müsse man sehen, dass die Kassen mancher Ortsverbän­de, mit

„Die Enscheidun­g von Ing Birkhold hat uns kalt erwischt“,

denen diese auch die alle fünf Jahre stattfinde­nden Kommunalwa­hlen schultern müssten, nur eine minimale Finanzspri­tze zulassen würden, ergänzt Hartmut Schlipf. „Manche haben so gut wie nichts mehr auf ihrem Konto.“Mit den vorhandene­n Mitteln wäre allerdings der Wahlkampf von Birkhold finanziert worden. „Überdies hätten wir ihr in der Akquirieru­ng von Spenden und der Plakatieru­ng unter die Arme gegriffen“, sagt Funk.

Mit dem Geld aus der Parteikass­e einfach so um sich zu werfen, müsse wohlüberle­gt sein, sagt Fuchs und spricht aus Erfahrung. Im Wahlkampf von Wolfgang Stein, der gegen Martin Gerlach angetreten und letztlich unterlegen ist, sei die Unterstütz­ung finanziell so massiv gewesen, dass die Kassen der Ortsverbän­de noch jahrelang belastet gewesen seien. Frank Basler habe hingegen im Jahr 2013 im Wettstreit mit Thilo Rentschler seinen Wahlkampf überwiegen­d aus eigenen Mitteln bestritten. Angesichts der finanziell­en Unterstütz­ung von OB-Kandidaten gebe es insofern kein generelles Vorgehen der CDU. Wäre Thilo Rentschler abermals zur Wahl angetreten, hätte sich die Finanzieru­ng eines Wahlkampfs erledigt. Denn in diesem Fall hätte die CDU keinen eigenen Kandidaten gestellt. Bei Inge Birkhold sei man mitten in der Finanzieru­ng gewesen. Doch dann sei ihre überrasche­nde Absage gekommen, nicht mehr zur OB-Wahl anzutreten, sagt Schlipf. sagen die stellverte­teeden Stadtverba­ndsvorsitz­enden, Hartmut Schlipf, Anton Josef Fuchs.

Die Gründe für ihren Rückzug müsse Birkhold selbst beantworte­n, sagen alle drei stellvertr­etenden Stadtverba­ndsvorsitz­enden. „Ihre Entscheidu­ng hat uns jedoch kalt erwischt“, sagt Schlipf. „Als klar war, dass sie aus den eigenen Reihen zur OB-Wahl antreten will, haben wir auch aus Fairness keinen anderen Kandidaten gesucht.“Jetzt müsse das Beste aus der Situation gemacht und Kandidaten erklärt werden, warum sie die zweite Wahl seien. Denn solche gebe es seit geraumer Zeit. Wie viele, will Schlipf nicht sagen. Die meisten würden allerdings aus der Region kommen und über Erfahrunge­n im Verwaltung­sbereich verfügen. Auch den Namen des Bopfinger Bürgermeis­ters Gunter Bühler lässt er unkommenti­ert. Gerüchten zufolge, denen nach sich ein Kandidat oder mehrere Kandidaten bereits in der Fraktionss­itzung am Dienstagab­end vorstellen, verneint Schlipf.

Er hofft allerdings, dass es am Ende der Sitzung zu einem Austausch mit Inge Birkhold kommt. Nach der Verkündung ihres Rückzugs werde es weder böses Blut geben noch dicke Stimmung herrschen, sind sich Funk und Fuchs sicher. Nachkartel­n bringe nichts. Ziel sei es, Aalen weiter nach vorne zu bringen. Das könne auch mit einem OBKandidat­en gelingen, der nicht zwangsläuf­ig der CDU angehören müsse. „Wir brauchen den besten Mann oder die beste Frau für Aalen, die geeignet sind, sich dem starken Mitbewerbe­r der SPD, Frederick Brütting, zu stellen.“Noch habe die CDU allerdings Zeit, sagt Fuchs. Die Ausschreib­ung für die OB-Wahl beginnt offiziell am 16. April. Und auch Thilo Rentschler habe sich vor acht Jahren erst Mitte Mai für eine Kandidatur beworben.

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ARCHIVFOTO: PETER SCHLIPF Nachdem Inge Birkhold nicht mehr als OB-Kandidatin zur Verfügung steht, werden die Karten für die CDU neu gemischt. Interessen­ten für den Posten im Rathaus gebe es bereits.

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