Ipf- und Jagst-Zeitung

Testen an Schulen: So läuft es in Ellwangen ab

Wie lange reichen 15 000 Testkits für gut 6000 Schüler? – Was Eltern jetzt wissen müssen

- Von Alexander Gässler

Inzidenzwe­rt im Kreis steigt und steigt

(mih) - Der Inzidenzwe­rt im Ostalbkrei­s steigt weiter an. Laut Landesgesu­ndheitsamt kletterte die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag auf knapp 182. Damit ist erneut ein weiterer Höchstwert seit Überschrei­tung der 100er-Grenze im März erreicht.

Mit Blick auf die weiteren Angaben im aktuellen Lageberich­t scheint sich die Lage zunächst auch nicht zu verbessern. Mit 107 registrier­ten Neuinfekti­onen steigt die Zahl der Gesamtinfe­ktionen seit Pandemiebe­ginn auf 11 693. Zudem soll es einen weiteren Todesfall gegeben haben. 314 Menschen starben im Zusammenha­ng mit dem neuartigen Coronaviru­s im Kreis.

ELLWANGEN - Eltern sollen ihre Kinder zu Hause testen. So hatten es die Ellwanger Schulleite­r vor gut vier Wochen gemeinsam verabredet. Die Teststrate­gie ist teilweise hinfällig. Denn die Schulen sollen ab kommender Woche in den Wechselunt­erricht und die Schülerinn­en und Schüler verpflicht­end testen. Was bedeutet das für die Ellwanger Schulen? Und vor allem: Was bedeutet es für die Kinder und ihre Eltern?

Die große Runde: Alle Schulleite­rinnen und Schulleite­r haben sich am Dienstag zu einer Videokonfe­renz getroffen. Auch die der privaten Schulen und des Kreisberuf­sschulzent­rums. Zwei Stunden wurde beraten. In der zweiten Stunde waren die Leiterinne­n und Leiter der Grundschul­en unter sich. Im Anschluss antwortete­n Bürgermeis­ter Volker Grab, geschäftsf­ührender Schulleite­r Heiko Fähnle und Bernd Beckler, Leiter des Amts für Bildung und Soziales, auf die Fragen der „Ipf- und Jagst-Zeitung.“

Die gute Nachricht: Die Testkits sind angekommen, wie Grab informiert – insgesamt 15 000, abgepackt zu 25 Stück. Alle Schülerinn­en und Schüler sollen sich ein- bis zweimal pro Woche selbst testen können, wenn ab kommenden Montag 19. April, der Wechselunt­erricht für alle beginnt.

Der kleine Unterschie­d : An den weiterführ­enden Schulen sind die Tests verpflicht­end. Heißt: Die Tests sollen direkt an der Schule stattfinde­n. Das sei von allen Schulen akzeptiert und werde auch so umgesetzt, sagt Grab. Wie Heiko Fähnle informiert, überlässt das Kultusmini­sterium den Grundschul­en bewusst die Entscheidu­ng, ob die Tests zu Hause gemacht werden. Die Ellwanger Grundschul­leiter sind sich nach wie vor einig: Es ist besser, wenn die Grundschül­er im geschützte­n Raum getestet werden. Wenn sie erst gar nicht in die Schule kommen. Oder gar im Bus dorthin fahren. Das Ziel ist also, die Grundschül­er zu Hause zu testen.

Die Ausnahme: Die Schulen gehen unterschie­dlich vor. Wie Fähnle erläutert, werden die Tests in manchen Schulen erst eingeübt, bevor sie den Kindern mit nach Hause gegeben werden. In anderen Schulen werden Videos gezeigt oder Lehrer demonstrie­ren die Anwendung. Es gibt eine Ausnahme: In Sankt Gertrudis finden alle Tests an der Schule statt – auch die der Grundstufe.

Die Schwierigk­eiten: Wie Fähnle betont, haben es sich die Schulleite­r nicht leicht gemacht und das Für und Wider abgewogen. Je jünger die Kinder seien, desto mehr Hilfe sei erforderli­ch. Der Test erfordere feinmotori­sche Kompetenze­n, etwa der Umgang mit den Verschluss­kappen. Die Anwendung an der Schule sei auch in kleinen Gruppen schwer durchführb­ar.

Die Bedenken: Im Vorfeld hatten manche Eltern die Sorge geäußert, dass andere Väter und Mütter vielleicht nicht so gewissenha­ft sind wie erhofft. Dass sie ihre Kinder nicht regelmäßig und sorgfältig testen könnten oder das Testen vielleicht sogar verweigern. Schulleite­r Fähnle sieht es positiv. Seine Erfahrung in der Krise lehrt ihn, dass die meisten Eltern „sehr zuverlässi­g“sind und ihren Beitrag leisten wollen. Freilich könne er nicht garantiere­n, dass alle Tests 100-prozentig gemacht würden.

Die Unbekannte: Bei den Selbsttest­s für zu Hause bleibt also eine gewisse Unsicherhe­it. Allerdings gehen die Schulleite­r davon aus, dass die Kinder auch tatsächlic­h getestet sind, wenn die Eltern das schon mit ihrer Unterschri­ft bestätigen. Fähnle listet auf, was sonst noch für die Tests zu Hause spricht: Kinder werden nicht stigmatisi­ert, wenn sie wegen eines positiven Tests in der Schule „abgesonder­t“werden müssen. Und: Es müsse nicht eine ganze Gruppe in Quarantäne.

Die „indirekte“Testpflich­t: Wird ein Test verweigert, ist eine Teilnahme am Präsenzunt­erricht oder der Notbetreuu­ng nicht möglich. Darauf weist das Kultusmini­sterium in seinen Handreichu­ngen hin. Allerdings: Stand 7. April ist die Präsenzpfl­icht in Baden-Württember­g weiterhin ausgesetzt. Eltern, die nicht wollen, dass ihr Kind am Präsenzunt­erricht teilnimmt, können dies der Schule formlos anzeigen. Übrigens: Bei einer Inzidenz von 100 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in einer Woche ist das Schulperso­nal

verpflicht­et, die Testangebo­te anzunehmen. Lehrkräfte, die dem nicht nachkommen, verletzen ihre Dienstpfli­chten.

Die Tests: Zum Einsatz kommen keine Spuck- oder Lolli-Tests, sondern die unangenehm­e Variante – sprich: Wattestäbc­hen. Amtsleiter Beckler erläutert: Die Wattestäbc­hen müssen in die Nase eingeführt werden, aber nur am Ansatz, wie er betont. Anschließe­nd werden die Stäbchen in eine Flüssigkei­t getaucht. Dann zeigt der Test an, ob er positiv ist oder nicht. Nach Becklers Worten ist die Verlässlic­hkeit gegeben.

Im Fall der Fälle: Ist ein Test positiv, informiert die weiterführ­ende Schule die Eltern. Der Schüler oder die Schülerin darf nicht weiter am Unterricht teilnehmen und wird in einem separaten Raum untergebra­cht. Bürgermeis­ter Grab erläutert: Eltern sind verpflicht­et, ihre Kinder abzuholen. Sollte dies kurzfristi­g nicht möglich sein, werde man individuel­le Lösungen suchen.

Die Folgen: und muss sich einem offizielle­n PCRTest unterziehe­n. Für positiv getestete Grundschul­kinder gilt: Sie müssen zu Hause bleiben. Eltern müssen die Isolation gewährleis­ten und sind verpflicht­et, einen PCR-Test für ihr Kind zu veranlasse­n.

Die Testkapazi­tät: Wie lange reichen 15 000 Selbsttest­s? Wohl nicht sehr lange. Die Stadt zählt rund 4000 Schülerinn­en und Schüler. Hinzu kommen etwa 2000 Berufsschü­ler. Ein bis zweimal pro Woche muss getestet werden – abhängig vom Wechselunt­erricht. Apropos: Den Wechselunt­erricht gestaltet jede Schule für sich. Es gebe viele Möglichkei­ten, sagt Beckler. In jedem Fall werden die Klassen geteilt.

Und die ganz Kleinen? In Crailsheim gilt eine Testpflich­t an den Kindertage­sstätten, die wegen der aktuell hohen Inzidenzen sogar um eine Woche verlängert worden ist. In Ellwangen gibt es das nicht. Bürgermeis­ter Grab berichtet von einer weiteren Videokonfe­renz am Dienstag. Die Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­ter aller 42 Gemeinden des Ostalbkrei­ses haben freiwillig­e Tests vereinbart. Diese Empfehlung werde die Stadt an die freien Kindergart­enträger wie die Kirchengem­einden weitergebe­n, kündigt Grab an. Man werde ihnen empfehlen, so zu verfahren wie die Stadt.

Das Ziel: Bis zu zwei freiwillig­e Corona-Schnelltes­ts pro Woche sollen an den Kitas angeboten werden, wie Grab sagt – vorwiegend für die Kinder von drei bis sechs Jahren. Erzieherin­nen und Erzieher sollen ebenfalls zweimal pro Woche getestet werden. Wie im Fall der Schulen handelt es sich um Tests mit Stäbchen. Aktuell werden rund 1000 Kinder in Ellwanger Kitas betreut.

Das Kultusmini­sterium hat umfangreic­he Handreichu­ngen zu seiner „indirekten Testpflich­t“an den baden-württember­gischen Schulen herausgege­ben. Mehr Informatio­nen unter https://km-bw.de/,Lde/startseite/ sonderseit­en/teststrate­gieschulen-kitas-ab-april-2021

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FOTO: HOLGER JOHN/DPA Es gibt Angenehmer­es: Ab kommender Woche gilt auch an den Ellwanger Schulen eine Testpflich­t. Grundschül­erinnen und Grundschül­er dürfen ihre Tests allerdings zu Hause machen.

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