Testen an Schulen: So läuft es in Ellwangen ab
Wie lange reichen 15 000 Testkits für gut 6000 Schüler? – Was Eltern jetzt wissen müssen
Inzidenzwert im Kreis steigt und steigt
(mih) - Der Inzidenzwert im Ostalbkreis steigt weiter an. Laut Landesgesundheitsamt kletterte die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag auf knapp 182. Damit ist erneut ein weiterer Höchstwert seit Überschreitung der 100er-Grenze im März erreicht.
Mit Blick auf die weiteren Angaben im aktuellen Lagebericht scheint sich die Lage zunächst auch nicht zu verbessern. Mit 107 registrierten Neuinfektionen steigt die Zahl der Gesamtinfektionen seit Pandemiebeginn auf 11 693. Zudem soll es einen weiteren Todesfall gegeben haben. 314 Menschen starben im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus im Kreis.
ELLWANGEN - Eltern sollen ihre Kinder zu Hause testen. So hatten es die Ellwanger Schulleiter vor gut vier Wochen gemeinsam verabredet. Die Teststrategie ist teilweise hinfällig. Denn die Schulen sollen ab kommender Woche in den Wechselunterricht und die Schülerinnen und Schüler verpflichtend testen. Was bedeutet das für die Ellwanger Schulen? Und vor allem: Was bedeutet es für die Kinder und ihre Eltern?
Die große Runde: Alle Schulleiterinnen und Schulleiter haben sich am Dienstag zu einer Videokonferenz getroffen. Auch die der privaten Schulen und des Kreisberufsschulzentrums. Zwei Stunden wurde beraten. In der zweiten Stunde waren die Leiterinnen und Leiter der Grundschulen unter sich. Im Anschluss antworteten Bürgermeister Volker Grab, geschäftsführender Schulleiter Heiko Fähnle und Bernd Beckler, Leiter des Amts für Bildung und Soziales, auf die Fragen der „Ipf- und Jagst-Zeitung.“
Die gute Nachricht: Die Testkits sind angekommen, wie Grab informiert – insgesamt 15 000, abgepackt zu 25 Stück. Alle Schülerinnen und Schüler sollen sich ein- bis zweimal pro Woche selbst testen können, wenn ab kommenden Montag 19. April, der Wechselunterricht für alle beginnt.
Der kleine Unterschied : An den weiterführenden Schulen sind die Tests verpflichtend. Heißt: Die Tests sollen direkt an der Schule stattfinden. Das sei von allen Schulen akzeptiert und werde auch so umgesetzt, sagt Grab. Wie Heiko Fähnle informiert, überlässt das Kultusministerium den Grundschulen bewusst die Entscheidung, ob die Tests zu Hause gemacht werden. Die Ellwanger Grundschulleiter sind sich nach wie vor einig: Es ist besser, wenn die Grundschüler im geschützten Raum getestet werden. Wenn sie erst gar nicht in die Schule kommen. Oder gar im Bus dorthin fahren. Das Ziel ist also, die Grundschüler zu Hause zu testen.
Die Ausnahme: Die Schulen gehen unterschiedlich vor. Wie Fähnle erläutert, werden die Tests in manchen Schulen erst eingeübt, bevor sie den Kindern mit nach Hause gegeben werden. In anderen Schulen werden Videos gezeigt oder Lehrer demonstrieren die Anwendung. Es gibt eine Ausnahme: In Sankt Gertrudis finden alle Tests an der Schule statt – auch die der Grundstufe.
Die Schwierigkeiten: Wie Fähnle betont, haben es sich die Schulleiter nicht leicht gemacht und das Für und Wider abgewogen. Je jünger die Kinder seien, desto mehr Hilfe sei erforderlich. Der Test erfordere feinmotorische Kompetenzen, etwa der Umgang mit den Verschlusskappen. Die Anwendung an der Schule sei auch in kleinen Gruppen schwer durchführbar.
Die Bedenken: Im Vorfeld hatten manche Eltern die Sorge geäußert, dass andere Väter und Mütter vielleicht nicht so gewissenhaft sind wie erhofft. Dass sie ihre Kinder nicht regelmäßig und sorgfältig testen könnten oder das Testen vielleicht sogar verweigern. Schulleiter Fähnle sieht es positiv. Seine Erfahrung in der Krise lehrt ihn, dass die meisten Eltern „sehr zuverlässig“sind und ihren Beitrag leisten wollen. Freilich könne er nicht garantieren, dass alle Tests 100-prozentig gemacht würden.
Die Unbekannte: Bei den Selbsttests für zu Hause bleibt also eine gewisse Unsicherheit. Allerdings gehen die Schulleiter davon aus, dass die Kinder auch tatsächlich getestet sind, wenn die Eltern das schon mit ihrer Unterschrift bestätigen. Fähnle listet auf, was sonst noch für die Tests zu Hause spricht: Kinder werden nicht stigmatisiert, wenn sie wegen eines positiven Tests in der Schule „abgesondert“werden müssen. Und: Es müsse nicht eine ganze Gruppe in Quarantäne.
Die „indirekte“Testpflicht: Wird ein Test verweigert, ist eine Teilnahme am Präsenzunterricht oder der Notbetreuung nicht möglich. Darauf weist das Kultusministerium in seinen Handreichungen hin. Allerdings: Stand 7. April ist die Präsenzpflicht in Baden-Württemberg weiterhin ausgesetzt. Eltern, die nicht wollen, dass ihr Kind am Präsenzunterricht teilnimmt, können dies der Schule formlos anzeigen. Übrigens: Bei einer Inzidenz von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche ist das Schulpersonal
verpflichtet, die Testangebote anzunehmen. Lehrkräfte, die dem nicht nachkommen, verletzen ihre Dienstpflichten.
Die Tests: Zum Einsatz kommen keine Spuck- oder Lolli-Tests, sondern die unangenehme Variante – sprich: Wattestäbchen. Amtsleiter Beckler erläutert: Die Wattestäbchen müssen in die Nase eingeführt werden, aber nur am Ansatz, wie er betont. Anschließend werden die Stäbchen in eine Flüssigkeit getaucht. Dann zeigt der Test an, ob er positiv ist oder nicht. Nach Becklers Worten ist die Verlässlichkeit gegeben.
Im Fall der Fälle: Ist ein Test positiv, informiert die weiterführende Schule die Eltern. Der Schüler oder die Schülerin darf nicht weiter am Unterricht teilnehmen und wird in einem separaten Raum untergebracht. Bürgermeister Grab erläutert: Eltern sind verpflichtet, ihre Kinder abzuholen. Sollte dies kurzfristig nicht möglich sein, werde man individuelle Lösungen suchen.
Die Folgen: und muss sich einem offiziellen PCRTest unterziehen. Für positiv getestete Grundschulkinder gilt: Sie müssen zu Hause bleiben. Eltern müssen die Isolation gewährleisten und sind verpflichtet, einen PCR-Test für ihr Kind zu veranlassen.
Die Testkapazität: Wie lange reichen 15 000 Selbsttests? Wohl nicht sehr lange. Die Stadt zählt rund 4000 Schülerinnen und Schüler. Hinzu kommen etwa 2000 Berufsschüler. Ein bis zweimal pro Woche muss getestet werden – abhängig vom Wechselunterricht. Apropos: Den Wechselunterricht gestaltet jede Schule für sich. Es gebe viele Möglichkeiten, sagt Beckler. In jedem Fall werden die Klassen geteilt.
Und die ganz Kleinen? In Crailsheim gilt eine Testpflicht an den Kindertagesstätten, die wegen der aktuell hohen Inzidenzen sogar um eine Woche verlängert worden ist. In Ellwangen gibt es das nicht. Bürgermeister Grab berichtet von einer weiteren Videokonferenz am Dienstag. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aller 42 Gemeinden des Ostalbkreises haben freiwillige Tests vereinbart. Diese Empfehlung werde die Stadt an die freien Kindergartenträger wie die Kirchengemeinden weitergeben, kündigt Grab an. Man werde ihnen empfehlen, so zu verfahren wie die Stadt.
Das Ziel: Bis zu zwei freiwillige Corona-Schnelltests pro Woche sollen an den Kitas angeboten werden, wie Grab sagt – vorwiegend für die Kinder von drei bis sechs Jahren. Erzieherinnen und Erzieher sollen ebenfalls zweimal pro Woche getestet werden. Wie im Fall der Schulen handelt es sich um Tests mit Stäbchen. Aktuell werden rund 1000 Kinder in Ellwanger Kitas betreut.
Das Kultusministerium hat umfangreiche Handreichungen zu seiner „indirekten Testpflicht“an den baden-württembergischen Schulen herausgegeben. Mehr Informationen unter https://km-bw.de/,Lde/startseite/ sonderseiten/teststrategieschulen-kitas-ab-april-2021