„Wir wollen laute Musterschüler sein“
Mit Optimismus und digitalen Angeboten kämpft sich das Stadttheater durch die Pandemie
AALEN - Das Theater der Stadt Aalen leidet, aber es leidet mit einer gehörigen Portion Optimismus. „Wir wollen laute Musterschüler sein“, sagt Tina Brüggemann vom Leitungsteam des Theaters mitten in den schwersten Zeiten der Corona-Pandemie. Soll heißen: Öffnungen ja, aber nicht um jeden Preis, sondern mit aller gebotenen Vorsicht. Mit Testungen, mit Abstand, mit Masken, mit Hygienekonzept. Und mit Hoffnung auf den Freilichtsommer.
Der Frust, nicht live spielen zu dürfen, schimmert aber stets durch. Die für April geplanten Premieren der beiden Produktionen „Furor“und „Hibernation“sind vorerst auf Eis gelegt. Hoffnung, und das ist das Wort, das beim Pressegespräch am häufigsten fällt, haben die Theatermacher aber trotzdem. Im Mai, allerspätestens im Juni hoffe man, wieder live vors Publikum – in welcher Form auch immer – treten zu können. „Open Air ist die große Hoffnung“, sagt Intendant Tonio Kleinknecht.
Der eröffnet das digitale Pressegespräch mit dem Arbeitstitel „Status quo und Öffnungsperspektiven“mit drastischen Worten: „Kein schöner Zustand! Ich bin von Monat zu Monat angefressener.“So pflege man zum Beispiel Kontakt nach Tübingen und will sich auch am dortigen Hygienekonzept orientieren, „vielleicht mit einem Viertel der tatsächlichen Publikumskapazität“, schätzt Kleinknecht.
„Theater ohne Publikum ist wie Schwimmen ohne Wasser“, fasst Tina Brüggemann die aktuelle Lage zusammen, „wir wollen uns nicht unterkriegen lassen.“Mit Streams und einem digitalen Angebot hält das Theater seine Fans (und sich selbst) bei Laune. Das sei alles gut angenommen worden und werde, wie etwa die „Hörbar“, auch fortgesetzt.
Aber wahre Theaterarbeit braucht den Kontakt. „Es gibt nach wie vor ganz, ganz viel Theaterleben“, sagt Brüggemann. So proben etwa die Spielclubs und der Bürgerchor online. Zum Sommerstück „Let the Sun Shine“gibt es erste Leseproben. Alles soll später zum Projekt „Planet der Herzen“zusammengefügt werden. Diese Kooperation mit allen KubAA-Akteuren und weiteren städtischen Beteiligten wird sich unter der Projektleitung von Daniela Mühlbäck dem Klima und Nachhaltigkeit im weitesten Sinne beschäftigen. Mehr zu den zahlreichen Projektveranstaltungen und -teilnehmern will das Theater in einem Pressegespräch Ende April verraten. „Wir haben Mut und Lust, dieses Thema anzupacken“, sagt Tina Brüggemann, „nicht als Trauergesang, sondern voller Hoffnung.“
Ein weiteres Projekt heißt „Theater digital“, das Winfried Tobias, Leiter des Aalener Kinder- und Jugendtheaters vorstellte. Es zielt vor allem auf Kinder und Jugendliche, die ja bekanntermaßen in Sachen Entwicklungsmöglichkeiten
unter den Einschränkungen durch die Pandemie besonders zu leiden haben. Beispielhaft nannte er die Produktion „Alle außer das Einhorn“, die in mehreren (digitalen) Aufführungen an der Uhland-Realschule sehr gut angekommen sei. Weitere Schulen, sogar eine aus Karlsruhe, hätten Interesse angemeldet. „Es gibt Pläne, wieder an Schulen zu spielen“, blickt Tobias in die Zukunft, „doch davon sind wir momentan noch weit entfernt. Aber“, so bleibt er im Schulbild: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“
Infos: www.theateraalen.de oder www.theater-stream.de