Selfie-Knipser scheuchen brütende Falken auf
Behörden greifen ein im FFH-Schutzgebiet: Der Maschinenweg an der Schättere-Trasse ist jetzt bis 15. Juli zu
AALEN-UNTERKOCHEN - Es ist eine Art Notfall-Maßnahme gewesen: Nachdem ein brütendes Wanderfalkenpaar auf dem Kanzelfels mitten im Schutzgebiet am Unterkochener Albtrauf massiv gestört worden war, haben die Behörden gehandelt. Der unbefestigte Maschinenweg im Bereich der Schättere-Trasse ist nun bis 15. Juli gesperrt. Drei Radfahrer waren beobachtet worden, wie sie den Brutfelsen erklommen und für Selfies dort posiert haben. Es ist nicht das erste Mal, dass in diesem hochsensiblen Bereich brütende Vögel gestört wurden.
Die „Party“auf dem Felsen war von Ornithologen entdeckt, fotografisch dokumentiert und der Oberen wie auch der Unteren Naturschutzbehörde gemeldet worden. ForstBW als Bewirtschafter des Waldes, der dem Land gehört, hat in Abstimmung mit der Unteren Forstbehörde und der Unteren Naturschutzbehörde schnell gehandelt und den Weg gesperrt. Er führt von der SchättereTrasse Richtung Tunnel und mündet dort oberhalb in die Waldhäuser Steige.
Immer wieder, erklärt Helmut Haas von der Bürgerinitiative „Hände weg von der Schättere“, habe man darauf hingewiesen, dass die von der Stadt, auf Druck der Radfahr-Lobbyisten, angestrebte Erlaubnis von Radverkehr auf dem Wanderweg Schättere dem Naturschutz widerspreche. Nun sei es gekommen, wie es kommen musste. Der Verstoß gegen Vogelund Naturschutzrecht, so Haas, „geschah allerdings mit Ansage, da ganz offiziell von interessierten Kreisen der Maschinenweg als möglicherweise einzige Option genannt wurde, über die man per Rad aufs Härtsfeld kommen könne.“So treffe weniger die Kanzelfelsbesetzer mit
Radfahrhelm die Schuld als vielmehr die Akteure im Hintergrund, die bei der Schättere-Thematik den „Naturschutz komplett ausblenden“.
Revierförster Armin Pfeuffer, zuständig für die Reviere Unterkochen und Wasseralfingen, kann einerseits verstehen, dass dieser schöne Wald (FFH-Schutzgebiet Flora-Fauna-Habitat) genutzt wird. Wegen des sonnigen Wetters der vergangenen Tage und wegen der Corona-Situation sei der Wald noch mehr als bisher „zum Ventil“geworden. Bei einer Begehung habe sich aber gezeigt, dass der brütende Falke beim kleinsten Geräusch aufgeflogen sei. Ganz offenbar unter dem Eindruck der Störungen durch die Selfie-Fotografen. Bei der jetzigen kalten Witterung sei das aber fatal für die Falken-Brut – sie erfriert ziemlich schnell. Der Albtrauf in diesem Bereich sei ein „Hotspot“des Artenreichtums und Heimat streng geschützter Arten, sagt Pfeuffer weiter. Deshalb bitte man um Verständnis für die zeitlich begrenzte Sperrung – und auch um Respekt vor der Natur. Massiv gestört worden war in der Vergangenheit übrigens auch ein brütendes Paar Kolkraben auf dem gegenüberliegenden Ursprungsfels.