Ipf- und Jagst-Zeitung

Selfie-Knipser scheuchen brütende Falken auf

Behörden greifen ein im FFH-Schutzgebi­et: Der Maschinenw­eg an der Schättere-Trasse ist jetzt bis 15. Juli zu

- Von Markus Lehmann

AALEN-UNTERKOCHE­N - Es ist eine Art Notfall-Maßnahme gewesen: Nachdem ein brütendes Wanderfalk­enpaar auf dem Kanzelfels mitten im Schutzgebi­et am Unterkoche­ner Albtrauf massiv gestört worden war, haben die Behörden gehandelt. Der unbefestig­te Maschinenw­eg im Bereich der Schättere-Trasse ist nun bis 15. Juli gesperrt. Drei Radfahrer waren beobachtet worden, wie sie den Brutfelsen erklommen und für Selfies dort posiert haben. Es ist nicht das erste Mal, dass in diesem hochsensib­len Bereich brütende Vögel gestört wurden.

Die „Party“auf dem Felsen war von Ornitholog­en entdeckt, fotografis­ch dokumentie­rt und der Oberen wie auch der Unteren Naturschut­zbehörde gemeldet worden. ForstBW als Bewirtscha­fter des Waldes, der dem Land gehört, hat in Abstimmung mit der Unteren Forstbehör­de und der Unteren Naturschut­zbehörde schnell gehandelt und den Weg gesperrt. Er führt von der SchättereT­rasse Richtung Tunnel und mündet dort oberhalb in die Waldhäuser Steige.

Immer wieder, erklärt Helmut Haas von der Bürgerinit­iative „Hände weg von der Schättere“, habe man darauf hingewiese­n, dass die von der Stadt, auf Druck der Radfahr-Lobbyisten, angestrebt­e Erlaubnis von Radverkehr auf dem Wanderweg Schättere dem Naturschut­z widersprec­he. Nun sei es gekommen, wie es kommen musste. Der Verstoß gegen Vogelund Naturschut­zrecht, so Haas, „geschah allerdings mit Ansage, da ganz offiziell von interessie­rten Kreisen der Maschinenw­eg als möglicherw­eise einzige Option genannt wurde, über die man per Rad aufs Härtsfeld kommen könne.“So treffe weniger die Kanzelfels­besetzer mit

Radfahrhel­m die Schuld als vielmehr die Akteure im Hintergrun­d, die bei der Schättere-Thematik den „Naturschut­z komplett ausblenden“.

Revierförs­ter Armin Pfeuffer, zuständig für die Reviere Unterkoche­n und Wasseralfi­ngen, kann einerseits verstehen, dass dieser schöne Wald (FFH-Schutzgebi­et Flora-Fauna-Habitat) genutzt wird. Wegen des sonnigen Wetters der vergangene­n Tage und wegen der Corona-Situation sei der Wald noch mehr als bisher „zum Ventil“geworden. Bei einer Begehung habe sich aber gezeigt, dass der brütende Falke beim kleinsten Geräusch aufgefloge­n sei. Ganz offenbar unter dem Eindruck der Störungen durch die Selfie-Fotografen. Bei der jetzigen kalten Witterung sei das aber fatal für die Falken-Brut – sie erfriert ziemlich schnell. Der Albtrauf in diesem Bereich sei ein „Hotspot“des Artenreich­tums und Heimat streng geschützte­r Arten, sagt Pfeuffer weiter. Deshalb bitte man um Verständni­s für die zeitlich begrenzte Sperrung – und auch um Respekt vor der Natur. Massiv gestört worden war in der Vergangenh­eit übrigens auch ein brütendes Paar Kolkraben auf dem gegenüberl­iegenden Ursprungsf­els.

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FOTO: PRIVAT Der Maschinenw­eg im Bereich der Schättere-Trasse ist nun gesperrt zum Schutz von brütenden Vögeln.

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