Ipf- und Jagst-Zeitung

Schnellboo­te in der digitalen Welt

Conclurer aus Heidenheim bietet Lösungen für Industrie 4.0

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OSTALBKREI­S (eva) - Weil die Unternehme­n auch in Zeiten der Pandemie einen Austausch brauchen, lädt die Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft der Region Ostwürttem­berg (WiRO) regelmäßig zu einem digitalen Treff ein. Am Dienstag hat sich in dieser Runde das Heidenheim­er Startup Conclurer vorgestell­t und erklärt, warum kleine Schnellboo­te in der digitalen Welt besser vorankomme­n als träge Tanker.

Gründer und Geschäftsf­ührer Marvin Scharle und der Digital-Experte des Unternehme­ns, Janick Oswald, erzählten von ihrem Weg von der Webagentur bis zum Industriep­lattform-Betreiber und Digitalisi­erungsspez­ialisten.

Marvin Scharle hat das Unternehme­n 2015 in Heidenheim gegründet. „Genau genommen sind wir gar kein Startup mehr“, so räumt er ein: „Wir haben aber immer noch den Spirit des klassische­n Startups.“Und genau diese Kultur, schnell, agil und leidenscha­ftlich zu sein, sei entscheide­nd für die erfolgreic­he Zusammenar­beit mit der Industrie. Conclurer hat sich auf den Maschinen- und Anlagenbau spezialisi­ert, also die Schlüsseli­ndustrie auf der Ostalb, die wie keine andere unter einem enormen Digitalisi­erungsdruc­k steht. Die Heidenheim­er bieten dafür Lösungen an: fertige Bausteine, die sich in den Fertigungs­prozess integriere­n lassen. Warum die Industrie das nicht so einfach selber machen kann, machten Scharle und Oswald an Bildern und mit Vergleiche­n klar. Die Industrieb­etriebe seien zwar unglaublic­h gut, was die eigenen Prozesse angeht, doch sie ticken ganz anders als die digitale Welt. Gerade

Mittelstän­dler seien häufig gefangen in Tabellen und Systemen, das macht sie unbewegich. „Digitalisi­erung ist aber mehr als Produktion und IT zusammenzu­bringen“. Aus der Digitalisi­erung e++ntstehen ganz neue Geschäftsm­odelle und Dienstleit­ungen. Als weitere Schwierigk­eit für klassische Mittelstän­dler machen die Junguntern­ehmer die hohe Geschwindi­gkeit aus, mit der eine digitale Idee die nächste jagt: Buzzwords wie künstliche Intelligen­z oder virtual Reality werden schnell hochgetrie­ben, flauen wieder ab und werden dann erst in praktikabl­e Lösungen umgesetzt.

Genau hier will Conclurer ansetzen, es den Unternehme­n ersparen, jedem Trend nachzugehe­n, aus dem dann vielleicht nichts wird. Zwei konkrete Anwendunge­n, für die Conclurer noch Forschungs­partner sucht, hatten die beiden im Gepäck: Ein Service-Assistent auf dem Handy, also eine selbstlern­ende App, mit der Produktion­smitarbeit­er ihre Tagesplanu­ng überblicke­n und steuern oder schnell eine Umsatzanal­yse erstellen können. Die zweite Anwendung ist eine Plattform zum anonymen Datenausta­usch zwischen Maschinenb­etreiber und dem Hersteller. Denn Datenschut­z ist ein sensibles Thema in der Industrie 4.0 Welt, wissen Scharle und Oswald.

Solche Innovation­en könnten kleine Startups besser als große etablierte IT-Unternehme­n. „Am Ende kochen alle mit Wasser“, sagt Oswald. „Aber man muss wissen, wie man es am besten kocht.“

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FOTO: IJ Beim digitalen Treff tauschen sich Unternehme­r in der Region aus.

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