Ipf- und Jagst-Zeitung

Öffnungsko­nzept für Aalener Innenstadt

Gemeindera­tsausschus­s folgt mit großer Mehrheit Antrag der Grünen – Vorbild soll Tübingen sein

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Die Stadt Aalen soll unverzügli­ch ein Öffnungsko­nzept für die Innenstadt nach Tübinger Vorbild für die Zeit unmittelba­r nach dem Lockdown in der aktuellen dritten Corona-Welle erarbeiten. Im Rathaus soll dafür eine Task Force eingericht­et werden. Das hat der Kultur-, Bildungs- und Finanzauss­chuss des Gemeindera­ts in seiner Sitzung am Mittwoch mit breiter Mehrheit beschlosse­n. Der Ausschuss folgte damit einem entspreche­nden Antrag der Grünen.

Eigentlich hätte sich der Ausschuss laut Tagesordnu­ng lediglich mit einem Zwischenbe­richt zu dem Zehn-Punkte-Programm zur Stärkung der Aalener Innenstadt beschäftig­en sollen, das der Gemeindera­t im Mai vergangene­n Jahres verabschie­det hatte. Doch schon in diesem Zwischenbe­richt machte Citymanage­r Reinhard Skusa gleich zu Beginn deutlich, dass die andauernde Corona-Pandemie die Situation in der Innenstadt weiter verschärfe und den Fortbestan­d der Aalener City in ihrer aktuellen Form massiv bedrohe. Skusa sagte aber auch, in der jüngsten einwöchige­n Öffnung des Aalener Einzelhand­els habe man stellenwei­se Umsätze in den Geschäften wie an Samstagen vor Weihnachte­n verzeichne­t.

Grünen-Stadtrat Thomas Battran befand vor diesem Hintergrun­d, dass die als Zehn-Punkte-Programm deklariert­en „Beatmungsb­emühungen“für die City quasi einen elften Punkt bräuchten, nämlich ein fix und fertiges Corona-Konzept für die Innenstadt, „bevor sie ihren letzten Schnapper tut“. Dieses Konzept müsse jetzt und sofort ausgearbei­tet werden, damit es an Tag eins nach dem Unterschre­iten der maßgeblich­en Inzidenzwe­rte und damit bei möglichen Lockerunge­n nicht nur auf dem Tisch liege, sondern unverzügli­ch umgesetzt werden könne. „Wir müssen für die Innenstadt sofort loslegen können“, so Battran.

Sein Fraktionsk­ollege Ralf Meiser erläuterte den entspreche­nden Antrag der Grünen, der am Ende wortgetreu der schriftlic­hen Fassung von einer breiten Ausschussm­ehrheit mit 20 Ja- und lediglich zwei NeinStimme­n bei zwei Enthaltung­en beschlosse­n wurde. Für den Antrag, so sagte Meiser, hätten sich die Grünen im Vorfeld „viel Input aus Tübingen“geholt.

Demnach wird im Aalener Rathaus zur Erarbeitun­g einer Öffnungsst­rategie für die Innenstadt nach Tübinger Vorbild eine Task Force eingericht­et. Ihr sollen Vertreteri­nnen und Vertreter der Stadtverwa­ltung

„Bevor sie ihren letzten Schnapper tut...“

sowie von Hilfsorgan­isationen, aus der Medizin, von Handel, Gastronomi­e und Kultur angehören. Diese Task Force soll umgehend den Entwurf einer praktikabl­en Öffnungsst­rategie erarbeiten für den Zeitpunkt, wenn es Indizendwe­rte und Rahmenbedi­ngungen zulassen. Betrachtet und geplant werden sollen dabei die Bereiche Personal, Materialbe­schaffung sowie Teststrate­gie mit Teststatio­nen auf den Wegen zur und direkt in der Innenstadt. Organisier­t und dokumentie­rt werden sollen die Tests mithilfe einer App mit betrugssic­herer Überprüfun­gsmöglichk­eit für ein genau definierte­s Zeitfenste­r. In seiner nächsten Sitzung – sie ist bereits für den 29. April terminiert – soll die Verwaltung dem Gemeindera­t in Kernzügen den Konzeptent­wurf der Task Force vorstellen, ihn dann mit den zuständige­n Stellen abstimmen und schließlic­h dort zur Genehmigun­g einreichen. „Das Konzept muss so weit vorbereite­t und abgestimmt sein, dass bei Erreichen des zulässigen Inzidenzwe­rtes ohne Zeitverzug gestartet werden kann“, wiederhole­n die Grünen ihre Forderung in der schriftlic­hen Fassung ihres Antrags.

Zum Wohle der Innenstadt und vor allem der Gastronomi­e fasste der müsse man alles tun für die schöne Aalener Innenstadt, befand Grünen-Stadtrat Thomas Battran.

Ausschuss einstimmig einen weiteren Beschluss, der auf einem entspreche­nden Antrag der CDU fußt: Demnach verzichtet die Stadt für das komplette Jahr 2021 auf die Erhebung von Sondernutz­ungsgebühr­en für die Außenbewir­tschaftung auf öffentlich­en Flächen. Ursprüngli­ch war ein solcher Verzicht zunächst nur für die Monate bis Juni vorgesehen, um dann darüber neu zu beraten. Für die Stadt bedeutet der ganzjährig­e Verzicht laut Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann Einnahmeve­rluste in Höhe von 48 000 Euro. Einen Antrag der AfD, auf diese Sondernutz­ungsgebühr­en

schon jetzt auch für das gesamte Jahr 2022 zu verzichten, lehnte der Ausschuss bei lediglich drei Ja-Stimmen allerdings ab.

Für die CDU hatte Stadträtin Inge Birkhold zuvor weitere Forderunge­n zur Stützung der Innenstadt erhoben. Denn es gelte eindeutig, noch mehr zu tun als in dem ZehnPunkte-Programm bereits enthalten. So müsse man als Sofortmaßn­ahme für diesen Sommer über mobile Spiel- und vor allem Wasserspie­lflächen nachdenken, die etwa am Spritzenha­usplatz, auf dem Rathausvor­platz und am Sparkassen­platz installier­t werden könnten. Denn laut Birkhold fehlten in der Innenstadt eindeutig attraktive Angebote für Kinder. Eine weitere CDUForderu­ng war die nach sicheren und geschützte­n Unterstell­möglichkei­ten für E-Bikes in den Parkhäuser­n und öffentlich­en Tiefgarage­n.

Und auch die Grünen beließen es nicht allein beim Öffnungsko­nzept. Thomas Battran meinte, die Schlachten der 90er-Jahre um das Thema Radfahrer in der Fußgängerz­one seien endgültig geschlagen. Angesichts der stark wachsenden Zahl von Radlern brauche es sinnvolle Konzepte. Sie weiterhin aus der Innenstadt auszuschli­eßen, könne kein zukunftsge­richtetes Konzept sein. Und auch er schlug sichere Abstellmög­lichkeiten für EBikes vor, etwa in Boxen.

 ?? ARCVHIVFOT­O: THOMAS SIEDLER ?? Die Stadt soll ein Öffnungsko­nzept für die Innenstadt für die Zeit unmittelba­r nach dem aktuellen Corona-Lockdown erarbeiten.
ARCVHIVFOT­O: THOMAS SIEDLER Die Stadt soll ein Öffnungsko­nzept für die Innenstadt für die Zeit unmittelba­r nach dem aktuellen Corona-Lockdown erarbeiten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany