„Natürlich findet man mehr Infizierte, je mehr man testet“
Inzidenzwert im Ostalbkreis liegt bei beinahe 200 – Die Tendenz der Intensivbettenbelegung steigt – Britische Mutation auf dem Vormarsch
AALEN - In Aalen steigen die Infiziertenzahlen immer weiter. Mittlerweile (Stand Mittwoch) sind 352 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet. Zudem steigt der Inzidenzwert im gesamten Ostalbkreis. Laut Lagebericht des Landesgesundheitsamts liegt dieser aktuell bei beinahe 195. Doch woran liegt’s? Michael Häußler hat beim Landratsamt angefragt und Antworten von Pressesprecherin Susanne Dietterle erhalten.
Frau Dietterle, die Zahlen in Aalen steigen immer weiter. Wo stecken sich die Menschen an?
Es ist kein Infektionsherd auszumachen, vielmehr handelt es sich um diffuses Infektionsgeschehen. Mittlerweile handelt es sich bei den allermeisten Infektionen um die britische Variante, die viel ansteckender ist. Deshalb sind relativ schnell ganze Familien infiziert, die natürlich wiederum in Kitas oder im beruflichen Umfeld sowie privat das Virus möglicherweise weitertragen.
Ist der aktuelle Wert von mehr als 350 Infizierten in einer Stadt wie Aalen bedenklich? Besteht das Risiko einer exponentiellen Ausbreitung?
Neben dem Verhältnis zwischen Infizierten und Einwohnern gibt es natürlich auch andere Faktoren, wie etwa die Auslastung der Kliniken. Grundsätzlich ist es aber natürlich wichtig, die Infektionszahlen schnellstmöglich zu senken. Bei Einhaltung der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen dürften sich die Infektionen theoretisch nicht mehr exponentiell entwickeln.
Der Inzidenzwert liegt schon fast bei 200. Wie angespannt ist die Lage im Kreis?
An den Kliniken Ostalb hatten wir
Stand Mittwochmorgen 54 CoronaPatienten, davon elf auf der Intensivstation – Tendenz steigend. Die Kontaktpersonennachverfolgung mussten wir angesichts der stetig wachsenden Infektionszahlen inzwischen personell weiter verstärken, damit wir wieder tagesaktuell sein können. Zwischenzeitig waren wir bei der Information der Kontaktpersonen per E-Mail ein bis zwei Tage im Verzug.
Aufgrund eben dieser hohen Zahl haben viele Kreise erneut nächtliche Ausgangssperren verhängt. Was verspricht sich der Ostalbkreis von dieser Einschränkung?
Bei uns gilt die Ausgangssperre ja am Mittwoch, 14. April, erstmals wieder. Die Landkreise müssen entsprechend den Vorgaben des Landes spätestens ab einer Inzidenz von 150 die nächtliche Ausgangsbeschränkung als Maßnahme wählen. Ob und wie sich diese Beschränkung auf die Inzidenz auswirkt, bleibt abzuwarten.
Es wird mittlerweile an vielen Orten
im Kreisgebiet getestet. Steigt dadurch nicht automatisch die Inzidenz?
Natürlich findet man mehr Infizierte, je mehr man testet. Das ist aber der Sinn der Sache, denn dadurch können vor allem bei asymptomatische Personen Infektionsketten frühzeitiger unterbrochen oder so manche Ansteckung von vorneherein unterbunden werden.
Bundes. Wie Stadtsprecher Sascha Kurz im Gespräch mitteilt, seien am Mittwoch 39 Neuinfektionen in Aalen registriert worden. Damit steigt die Zahl der aktiven Fälle in der Kreisstadt auf 352. „Es hat mittlerweile besorgniserregende Ausmaße angenommen“, so Kurz weiter. Und ergänzt: „Das kann nur mit äußerster Disziplin im Zaum gehalten werden.“Infizierte müssten schnell identifiziert werden.