Erreicht der Ostalbkreis sein Klimaziel?
Nötig wäre unter anderem ein höherer Anteil an erneuerbarem Strom
AALEN – Der Ostalbkreis ist weit davon entfernt, seine Klimaziele zu erreichen. Dies hat der Geschäftsführer des Vereins EKO (EnergieKompetenzOstalb), Ralf Bodamer, in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Kreistags-Ausschusses für Umweltschutz und Kreisentwicklung gesagt. Um das selbstgesteckte Ziel doch noch zu erreichen, müsse man die Photovoltaik auf Dach- und Freiflächen offensiv ausbauen, empfahl er. Welchen ökologischen Fußabdruck sie hinterlasse, beschäftige inzwischen jede Firma im Ostalbkreis, ergänzte Landrat Joachim Bläse. Es wachse aber auch die Erkenntnis, dass man mit Klima und Umwelt auch Geld verdienen könne.
Der Ostalbkreis sei im Klimaschutz Impulsgeber, Kommunikator und Vorbild, sagte Bodamer, um gleich hinzuzufügen: „Aber die Erreichung des eigenen Klimaschutzziels ist weiterhin fraglich!“Denn: Biomasse, Solar- und Geothermie reichten für den angestrebten Anteil an regenerativer Wärme alleine nicht aus, das Wasserstoffpotenzial sei zu gering. Deswegen brauche es einen höheren Anteil an erneuerbarem Strom.
Dafür benötigte man bis zum Jahr 2025 rund 130 Windräder im Kreis. Tatsächlich aber sei das Flächenpotenzial mit den 98 bestehenden und den sechs, die sich im Verfahren befänden, bereits ausgeschöpft. Man hoffe daher, durch sogenanntes Repowering der angestrebten Leistung näher zu kommen. Darunter versteht man den vollständigen Austausch älterer Windenergieanlagen gegen moderne, leistungsfähigere Modelle. Außerdem, empfahl Bodamer, solle man die nach seinen Worten ausreichend vorhandenen Möglichkeiten für Photovoltaik auf Dach- und Freiflächen weiter offensiv nutzen. Dabei scheint der Kreis auf einem guten Weg zu sein: Von Juli 2018 bis Juli 2019 hatte er den größten Zuwachs bei der Photovoltaik im Land.
Den Ausstoß von Kohlendioxid bezifferte Bodamer im Kreis mit 8,5 Tonnen pro Jahr und Einwohner, wobei ein Viertel auf den Verkehr zurückgeht. Zum Vergleich: Im Land sind es 6,2 und im Bund im Schnitt 9,1 Tonnen. Im Kreis wird dem Redner zufolge 2,4 Mal so viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wie im Land. Dabei entfallen auf die Windkraft 49 Prozent, auf die Photovoltaik 30 Prozent, auf die Biomasse 20 und auf die Wasserkraft weniger als ein Prozent.
Insgesamt kam Bodamer zu dem Schluss, dass die Reduzierung der CO2-Emissionen in den Haushalten und im Gewerbe in die richtige Richtung weist. Dasselbe gelte bei der Zunahme des Anteils an erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung. Dennoch liege der Kreis dank seiner sehr erfolgreichen Industrie- und der gewachsenen Verkehrsstruktur vergleichsweise im hinteren Bereich bei der Verringerung der CO2-Emissionen. Daher müsse er auf den Ausbau der Photovoltaik setzen.
Bodamer berichtete dem Ausschuss außerdem, dass die Beratungstätigkeit des Vereins EKO wegen der Pandemie erschwert gewesen ist. Messen und Leistungsschauen böten eigentlich die größten Möglichkeiten, Menschen anzusprechen. Aber: Coronabedingt gab es 2020 nur zwei Messen. Dennoch sei es gelungen, ab März das kreisweite Beratungsangebot aufrecht zu erhalten. „Wir haben komplett auf telefonische Beratung umgestellt.“Dabei sei es um die verschiedensten Anliegen gegangen: Von erneuerbaren Energien über bauliche Maßnahmen bis zur Stromeinsparung und zu Förderungen. Immer mehr Bedeutung gewinne die Beratung zum Energiewärmegesetz und zum Energieausweis, der zum Tragen kommt, wenn die Heizungsanlage erneuert wird. Bodamers Fazit: „Trotz merklichen coronabedingten Einschränkungen ist es dem EKO 2020 durchgehend gelungen, das orientierende Beratungsangebot für die Bürgerinnen und Bürger des Ostalbkreises sicherzustellen!“Dabei habe EKO nach Feststellungen der Verbraucherzentrale sogar mehr beraten als manches Bundesland.