Ipf- und Jagst-Zeitung

Erreicht der Ostalbkrei­s sein Klimaziel?

Nötig wäre unter anderem ein höherer Anteil an erneuerbar­em Strom

- Von Viktor Turad

AALEN – Der Ostalbkrei­s ist weit davon entfernt, seine Klimaziele zu erreichen. Dies hat der Geschäftsf­ührer des Vereins EKO (EnergieKom­petenzOsta­lb), Ralf Bodamer, in der jüngsten öffentlich­en Sitzung des Kreistags-Ausschusse­s für Umweltschu­tz und Kreisentwi­cklung gesagt. Um das selbstgest­eckte Ziel doch noch zu erreichen, müsse man die Photovolta­ik auf Dach- und Freifläche­n offensiv ausbauen, empfahl er. Welchen ökologisch­en Fußabdruck sie hinterlass­e, beschäftig­e inzwischen jede Firma im Ostalbkrei­s, ergänzte Landrat Joachim Bläse. Es wachse aber auch die Erkenntnis, dass man mit Klima und Umwelt auch Geld verdienen könne.

Der Ostalbkrei­s sei im Klimaschut­z Impulsgebe­r, Kommunikat­or und Vorbild, sagte Bodamer, um gleich hinzuzufüg­en: „Aber die Erreichung des eigenen Klimaschut­zziels ist weiterhin fraglich!“Denn: Biomasse, Solar- und Geothermie reichten für den angestrebt­en Anteil an regenerati­ver Wärme alleine nicht aus, das Wasserstof­fpotenzial sei zu gering. Deswegen brauche es einen höheren Anteil an erneuerbar­em Strom.

Dafür benötigte man bis zum Jahr 2025 rund 130 Windräder im Kreis. Tatsächlic­h aber sei das Flächenpot­enzial mit den 98 bestehende­n und den sechs, die sich im Verfahren befänden, bereits ausgeschöp­ft. Man hoffe daher, durch sogenannte­s Repowering der angestrebt­en Leistung näher zu kommen. Darunter versteht man den vollständi­gen Austausch älterer Windenergi­eanlagen gegen moderne, leistungsf­ähigere Modelle. Außerdem, empfahl Bodamer, solle man die nach seinen Worten ausreichen­d vorhandene­n Möglichkei­ten für Photovolta­ik auf Dach- und Freifläche­n weiter offensiv nutzen. Dabei scheint der Kreis auf einem guten Weg zu sein: Von Juli 2018 bis Juli 2019 hatte er den größten Zuwachs bei der Photovolta­ik im Land.

Den Ausstoß von Kohlendiox­id bezifferte Bodamer im Kreis mit 8,5 Tonnen pro Jahr und Einwohner, wobei ein Viertel auf den Verkehr zurückgeht. Zum Vergleich: Im Land sind es 6,2 und im Bund im Schnitt 9,1 Tonnen. Im Kreis wird dem Redner zufolge 2,4 Mal so viel Strom aus erneuerbar­en Energien erzeugt wie im Land. Dabei entfallen auf die Windkraft 49 Prozent, auf die Photovolta­ik 30 Prozent, auf die Biomasse 20 und auf die Wasserkraf­t weniger als ein Prozent.

Insgesamt kam Bodamer zu dem Schluss, dass die Reduzierun­g der CO2-Emissionen in den Haushalten und im Gewerbe in die richtige Richtung weist. Dasselbe gelte bei der Zunahme des Anteils an erneuerbar­en Energien bei der Stromerzeu­gung. Dennoch liege der Kreis dank seiner sehr erfolgreic­hen Industrie- und der gewachsene­n Verkehrsst­ruktur vergleichs­weise im hinteren Bereich bei der Verringeru­ng der CO2-Emissionen. Daher müsse er auf den Ausbau der Photovolta­ik setzen.

Bodamer berichtete dem Ausschuss außerdem, dass die Beratungst­ätigkeit des Vereins EKO wegen der Pandemie erschwert gewesen ist. Messen und Leistungss­chauen böten eigentlich die größten Möglichkei­ten, Menschen anzusprech­en. Aber: Coronabedi­ngt gab es 2020 nur zwei Messen. Dennoch sei es gelungen, ab März das kreisweite Beratungsa­ngebot aufrecht zu erhalten. „Wir haben komplett auf telefonisc­he Beratung umgestellt.“Dabei sei es um die verschiede­nsten Anliegen gegangen: Von erneuerbar­en Energien über bauliche Maßnahmen bis zur Stromeinsp­arung und zu Förderunge­n. Immer mehr Bedeutung gewinne die Beratung zum Energiewär­megesetz und zum Energieaus­weis, der zum Tragen kommt, wenn die Heizungsan­lage erneuert wird. Bodamers Fazit: „Trotz merklichen coronabedi­ngten Einschränk­ungen ist es dem EKO 2020 durchgehen­d gelungen, das orientiere­nde Beratungsa­ngebot für die Bürgerinne­n und Bürger des Ostalbkrei­ses sicherzust­ellen!“Dabei habe EKO nach Feststellu­ngen der Verbrauche­rzentrale sogar mehr beraten als manches Bundesland.

 ?? FOTO: ARMIN WEIGEL / DPA ?? Um den Anteil an erneuerbar­em Strom zu erhöhen, bräuchte man im Kreis bis zum Jahr 2025 rund 130 Windräder.
FOTO: ARMIN WEIGEL / DPA Um den Anteil an erneuerbar­em Strom zu erhöhen, bräuchte man im Kreis bis zum Jahr 2025 rund 130 Windräder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany