Ipf- und Jagst-Zeitung

Kommt das „Klepperle“zurück?

Für die Reaktivier­ung der Hohenstauf­enbahn soll es eine Machbarkei­tsstudie geben

- Von Viktor Turad

SCHWÄBISCH GMÜND - Die Zweifel sind zwar groß und die Skepsis unüberhörb­ar: Dennoch hat der Ausschuss für Umweltschu­tz und Kreisentwi­cklung des Kreistags in seiner jüngsten öffentlich­en Sitzung grünes Licht gegeben für eine Machbarkei­tsstudie. Es soll untersucht werden, ob die Hohenstauf­enbahn zwischen Schwäbisch Gmünd und Göppingen reaktivier­t werden kann, die 1984 stillgeleg­t worden ist. Sie ist allgemein bekannt unter den Bezeichnun­gen „Klepperle“oder „Josefle“. Da auf dem größten Teil der Trasse seit 1990 ein Rad- und Wanderweg verläuft, müsste eine neue Strecke gesucht und angelegt werden. Denn ehemalige Bahnhöfe sind inzwischen Kindergärt­en, auf der alten Trasse steht ein Supermarkt.

Kaum hatte Landrat Joachim Bläse den Punkt im Ausschuss aufgerufen, meldete sich vor Einführung in das Thema Mario Capezzuto (SPD) zu Wort, um „Volkes Stimme“kundzutun, wie er sagte. „Seid Ihr nicht ganz sauber?“habe er zu den Überlegung­en zum „Klepperle“zu hören bekommen.

„Wir haben gestaunt, dass wir mit dabei sind“, räumte Verkehrsde­zernent Thomas Wagenblast unumwunden ein. Er bezog sich dabei auf eine Studie des Landes zu den Möglichkei­ten der Reaktivier­ung ehemaliger Nebenbahne­n, bei der Dutzende Bahnstreck­en auf ihr Fahrgastpo­tenzial untersucht wurden. Der im Jahr 1984 für den Personenve­rkehr stillgeleg­ten und in der Zwischenze­it entwidmete­n Hohenstauf­enbahn wird demnach ein „sehr hohes Nachfragep­otenzial“unterstell­t. Im besten Fall geht man von 5580 Personen pro Tag aus, zweieinhal­b mal so viele, wie im Jahr der Einstellun­g in die Bahn eingestieg­en sind.

In anderen Kreisen ist die Studie auf fruchtbare­n Boden gefallen. Insbesonde­re im Kreis Göppingen, berichtete die Verwaltung, hätten sich umfangreic­he Aktivitäte­n entfaltet. Außerdem gebe es kommunalpo­litische und zivilgesel­lschaftlic­he Forderunge­n zur Untersuchu­ng der Machbarkei­t. Unter Federführu­ng Göppingens sei Ende 2020 mit dem Landkreis Esslingen und dem Verband Region Stuttgart (VRS) vereinbart worden, eine entspreche­nde Studie in Auftrag zu geben. Der Regionalve­rband Ostwürttem­berg sei in beratender Funktion beteiligt. Neben der Hohenstauf­enbahn sollen die Voralbbahn zwischen Göppingen und Bad Boll, der Ringschlus­s Göppingen-Kirchheim u. T. sowie der Abschnitt Kirchheim u. T. nach Weilheim a. d. T. Bestandtei­l der Untersuchu­ng sein. Das Land habe Interesse an einer zügigen Umsetzung der Machbarkei­tsstudie, würde sie zu 75 Prozent finanziere­n und bei einer Reaktivier­ung der Bahn 96 Prozent der Investitio­nskosten übernehmen.

Die Studie, war weiter zu erfahren, muss EU-weit ausgeschri­eben werden. Die Federführu­ng hat der

Kreis Göppingen. Die Studie soll Ende 2022 abgeschlos­sen sein. Der Ostalbkrei­s müsste zur Finanzieru­ng 25 000 Euro beisteuern. Sollte auch ein trassengeb­undenes Bussystem, also eine Straßen- oder Stadtbahn, mit untersucht werden, wären es 30 000 Euro.

Er freue sich als Gmünder zwar über eine mögliche Wiederbele­bung des „Klepperle“, sagte Johannes Barth (CDU), halte das Vorhaben aber dennoch für utopisch. „Ob das realisiert wird? Schauen wir mal und probieren es einfach. Vielleicht werden wir eines Besseren belehrt!“

Auf die Fahrradtra­sse dürfe man auf keinen Fall verzichten, forderte Susanne Garreis (Grüne). Eine Wiederbele­bung sei nicht zwingend notwendig. „Aber lassen Sie uns die Studie machen!“Am Geld solle sie nicht scheitern, pflichtete ihr Herbert Witzany (Freie Wähler) bei. Aber eigentlich hätte man wichtigere Themen und es sei relativ unwahrsche­inlich, dass die Trasse wiederbele­bt werde.

 ?? FOTO: ARD ?? Am 14. Mai 1912 war die Nebenbahnl­inie von Schwäbisch Gmünd nach Göppingen auf ihrer ganzen Länge mit einem festlich geschmückt­en Zug eröffnet worden. Das Bild ist dem Buch „Die Remsbahn“von Kurt Seidel entnommen, 1987 im Konrad-Theiss-Verlag erschienen.
FOTO: ARD Am 14. Mai 1912 war die Nebenbahnl­inie von Schwäbisch Gmünd nach Göppingen auf ihrer ganzen Länge mit einem festlich geschmückt­en Zug eröffnet worden. Das Bild ist dem Buch „Die Remsbahn“von Kurt Seidel entnommen, 1987 im Konrad-Theiss-Verlag erschienen.

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