Kommt das „Klepperle“zurück?
Für die Reaktivierung der Hohenstaufenbahn soll es eine Machbarkeitsstudie geben
SCHWÄBISCH GMÜND - Die Zweifel sind zwar groß und die Skepsis unüberhörbar: Dennoch hat der Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung des Kreistags in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung grünes Licht gegeben für eine Machbarkeitsstudie. Es soll untersucht werden, ob die Hohenstaufenbahn zwischen Schwäbisch Gmünd und Göppingen reaktiviert werden kann, die 1984 stillgelegt worden ist. Sie ist allgemein bekannt unter den Bezeichnungen „Klepperle“oder „Josefle“. Da auf dem größten Teil der Trasse seit 1990 ein Rad- und Wanderweg verläuft, müsste eine neue Strecke gesucht und angelegt werden. Denn ehemalige Bahnhöfe sind inzwischen Kindergärten, auf der alten Trasse steht ein Supermarkt.
Kaum hatte Landrat Joachim Bläse den Punkt im Ausschuss aufgerufen, meldete sich vor Einführung in das Thema Mario Capezzuto (SPD) zu Wort, um „Volkes Stimme“kundzutun, wie er sagte. „Seid Ihr nicht ganz sauber?“habe er zu den Überlegungen zum „Klepperle“zu hören bekommen.
„Wir haben gestaunt, dass wir mit dabei sind“, räumte Verkehrsdezernent Thomas Wagenblast unumwunden ein. Er bezog sich dabei auf eine Studie des Landes zu den Möglichkeiten der Reaktivierung ehemaliger Nebenbahnen, bei der Dutzende Bahnstrecken auf ihr Fahrgastpotenzial untersucht wurden. Der im Jahr 1984 für den Personenverkehr stillgelegten und in der Zwischenzeit entwidmeten Hohenstaufenbahn wird demnach ein „sehr hohes Nachfragepotenzial“unterstellt. Im besten Fall geht man von 5580 Personen pro Tag aus, zweieinhalb mal so viele, wie im Jahr der Einstellung in die Bahn eingestiegen sind.
In anderen Kreisen ist die Studie auf fruchtbaren Boden gefallen. Insbesondere im Kreis Göppingen, berichtete die Verwaltung, hätten sich umfangreiche Aktivitäten entfaltet. Außerdem gebe es kommunalpolitische und zivilgesellschaftliche Forderungen zur Untersuchung der Machbarkeit. Unter Federführung Göppingens sei Ende 2020 mit dem Landkreis Esslingen und dem Verband Region Stuttgart (VRS) vereinbart worden, eine entsprechende Studie in Auftrag zu geben. Der Regionalverband Ostwürttemberg sei in beratender Funktion beteiligt. Neben der Hohenstaufenbahn sollen die Voralbbahn zwischen Göppingen und Bad Boll, der Ringschluss Göppingen-Kirchheim u. T. sowie der Abschnitt Kirchheim u. T. nach Weilheim a. d. T. Bestandteil der Untersuchung sein. Das Land habe Interesse an einer zügigen Umsetzung der Machbarkeitsstudie, würde sie zu 75 Prozent finanzieren und bei einer Reaktivierung der Bahn 96 Prozent der Investitionskosten übernehmen.
Die Studie, war weiter zu erfahren, muss EU-weit ausgeschrieben werden. Die Federführung hat der
Kreis Göppingen. Die Studie soll Ende 2022 abgeschlossen sein. Der Ostalbkreis müsste zur Finanzierung 25 000 Euro beisteuern. Sollte auch ein trassengebundenes Bussystem, also eine Straßen- oder Stadtbahn, mit untersucht werden, wären es 30 000 Euro.
Er freue sich als Gmünder zwar über eine mögliche Wiederbelebung des „Klepperle“, sagte Johannes Barth (CDU), halte das Vorhaben aber dennoch für utopisch. „Ob das realisiert wird? Schauen wir mal und probieren es einfach. Vielleicht werden wir eines Besseren belehrt!“
Auf die Fahrradtrasse dürfe man auf keinen Fall verzichten, forderte Susanne Garreis (Grüne). Eine Wiederbelebung sei nicht zwingend notwendig. „Aber lassen Sie uns die Studie machen!“Am Geld solle sie nicht scheitern, pflichtete ihr Herbert Witzany (Freie Wähler) bei. Aber eigentlich hätte man wichtigere Themen und es sei relativ unwahrscheinlich, dass die Trasse wiederbelebt werde.