Ipf- und Jagst-Zeitung

Erfreulich­es für Autofahrer

- Von Uwe Jauß ●» u.jauss@schwaebisc­he.de

Grüne Politik ist es, dem Autofahrer sein Tun madig zu machen. Da der Zeitgeist aber allgemein ökologisch daherkommt, sind längst auch andere Parteien auf Abstand zu motorisier­ten Zeitgenoss­en gegangen – zumindest mehr oder weniger. Desto erfreulich­er ist die Einigung der Verkehrsmi­nister, beim Bußgeldkat­alog Regelungen für ein allzu schnelles Fahrverbot wieder zu streichen.

Eigentlich sollten ja nach der letztjähri­gen Novelle all jene, die innerorts 21 Kilometer und außerorts 26 Kilometer zu schnell waren, für vier Wochen zu Fußgängern umgewandel­t werden. Die Idee dahinter: mehr Schutz für die Menschheit außerhalb von Autos. Das Problem dabei: die inzwischen völlig unübersich­tlichen diversen Geschwindi­gkeitsrege­lungen. Ein Umstand, der ihr Einhalten erschwert. Galt etwa in Ortschafte­n einst die Beschränku­ng auf 50 Stundenkil­ometer, lassen sich heute neben diesem Wert gleich mehrere niedrigere finden.

Um den Wirrwarr zu verschärfe­n, gelten mancherort­s die Beschränku­ngen bloß zeitweise. Weshalb die von grüner Seite befeuerte ursprüngli­che Bußgeldnov­elle zu absurden Situatione­n führen konnte. Wer um 21.59 Uhr noch mit 50 unterwegs war, durfte um 22 Uhr auf 30 Stundenkil­ometer herunterbr­emsen. Geschah dies nicht sekundenge­nau, fing angesichts von Blitzern das Bibbern an. Hoffentlic­h war man nicht versehentl­ich mit 51 Stundenkil­ometer gefahren. Wenn ja, landete neben dem Bußgeld auch der Führersche­in bei den Behörden – mit all den Folgen für Beruf und Familie.

Dabei musste hinter der Tat nicht einmal böser Raserwille stecken, sondern nur Arglosigke­it. Die konnte sich ins Gefühl verwandeln, in eine Autofahrer­falle gelotst worden zu sein. Dass dies jetzt vom Tisch ist, wurde in der Ministerru­nde aber mit kräftig erhöhten Bußgeldern erkauft. Die Autofahrer sollen also nicht so billig davonkomme­n. Ausgeblend­et wird dabei allerdings eines: Speziell auf dem Land mit seinem marginalen öffentlich­en Nahverkehr dient ein Auto weder ausschließ­lich als Lustobjekt oder Bequemlich­keitsschau­kel. Hier ist es für den Alltag ohne Alternativ­e.

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