Ipf- und Jagst-Zeitung

Kein Tempolimit: Das stört die Ellwanger Grünen massiv

Die Fraktion fordert weiter eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf der vielbefahr­enen Haller Straße.

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN - Der Gemeindera­t hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Temporeduz­ierung in der Haller Straße und in Röhlingen befasst. „Unsere Fraktion stört die ganze Vorgehensw­eise massiv“, sagte Berthold Weiß (Grüne).

In der Ortsdurchf­ahrt Röhlingen soll auf einer Länge von 1,121 Kilometern, vom Gebäude Neunstadte­r Straße 9 bis Zöbinger Straße 23/1 die Geschwindi­gkeit auf 30 km/h reduziert werden. So hat das Regierungs­präsidium Stuttgart am 8. Dezember entschiede­n. Mit der Umsetzung wurde begonnen.

Keine Zustimmung erteilte die Behörde dagegen für eine Geschwindi­gkeitsredu­zierung für den Bereich Haller Straße/Konrad-AdenauerSt­raße auf einer Länge von 2,312 Kilometern. Grund: Im Bereich der Hochbrücke der B290 verläuft die Strecke etwa einen Kilometer über nicht bebautes Gelände ohne Betroffenh­eiten. Der Kooperatio­nserlass des Verkehrsmi­nisteriums lässt aber nur eine maximal 300 Meter lange Lücke zu.

In Aussicht gestellt wurde aber, dass einem Antrag auf 40 km/h in der Nacht für die Bereiche mit Betroffenh­eiten zugestimmt werde. Somit wäre eine 40 km/h-Zone von der Konrad-Adenauer-Straße 30 bis zur Aalener Straße 23 und von der Haller Straße 4 bis zur Pfeffermüh­le 1 möglich.

In der Folge müsste auf der gesamten Westtangen­te ein zweimalige­r Wechsel zwischen 50 km/h und 40 km/h erfolgen. Im Zuge einer kompletten Sanierung der Westtangen­te mit einem lärmminder­nden Belag müsste eine Temporeduz­ierung auf 40 km/h in der Nacht erneut überprüft und gegebenenf­alls wieder aufgehoben werden.

Hintergrun­d: Der Gemeindera­t hat am 19. Juli 2018 den Lärmaktion­splan der Stufe zwei beschlosse­n. Infolgedes­sen wurde beim Regierungs­präsidium die Zustimmung beantragt, auf der Westtangen­te/L1060 vom Bereich „In der Au“bis zur Haller Straße beziehungs­weise Pfeffermüh­le die Geschwindi­gkeit für alle Fahrzeuge in der Nacht von 22 bis 6 Uhr auf 40 km/h zu reduzieren.

Für Röhlingen wollte man in der Ortsdurchf­ahrt/L1060 von der Neunstadte­r Straße bis zur Zöbinger Straße – von Ortsschild zu Ortsschild 1,499 Kilometer – von 22 bis 6 Uhr auf 30 km/h für alle Fahrzeuge beschränke­n.

„Dieses Thema Lärmreduzi­erung und Lärmaktion­splan ist uns eine Herzensang­elegenheit“, sagte Grünenfrak­tionsvorsi­tzender Berthold Weiß. Es sei schade, dass das Regierungs­präsidium dem Antrag der Stadt für die Haller Straße nicht zugestimmt habe. „Unzufriede­nheit ist ein schwaches Wort für das, was wir empfinden.“Weiß bezweifelt­e, dass man in ein, zwei Jahren den versproche­nen Flüsterasp­halt bekomme.

Entlang der viel befahrenen B 290 gebe es eine Behinderte­nwerkstätt­e und einen ausgewiese­nen Radweg für die Schüler, sagte Weiß weiter. „Es ist eine erhebliche Verkehrsge­fährdung für Schülerinn­en und Schüler und Menschen mit Behinderun­g.“

Die Grünen hatten eine Höchstgesc­hwindigkei­t von Tempo 30 gefordert, um die Menschen vor Verkehrslä­rm zu schützen. Im Bundesimmi­ssionsschu­tzgesetz

seien klare Richtlinie­n vorgegeben, was zulässig sei und den Menschen zugemutet werden könne. Die Bürger hätten einen Rechtsansp­ruch, der nicht umgesetzt werde. OB Michael Dambacher sagte, der Antrag der Grünen werde auf der Tagesordnu­ng der nächsten Gemeindera­tssitzung stehen.

„Besteht die Stadt nur aus Wohnplätze­n?“, fragte SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Herbert Hieber. Zur Stadt gehören für ihn auch die Aspekte Freizeit, Spazierweg­e und der Weg zur Arbeit. „Um die Westtangen­te herum haben wir in Zukunft viel vor.“Mindestens für den Bereich ab Haller Straße 4 müsse man die Geschwindi­gkeit reduzieren, forderte Hieber mit Blick auf vier Schulen, eine große Sporthalle und viele Einzelhand­elsbetrieb­e: „Da muss man was tun.“

Zur Temporeduz­ierung sagte Bürgermeis­ter Volker Grab, man müsse rechtskonf­orme Entscheidu­ngen treffen: „Es ist niemandem geholfen, wenn wir es hinterher nicht umsetzen können.“Zum Thema Blitzer meinte er, man wolle das mit den im letzten Vierteljah­r erhobenen Zahlen nochmals im Gremium vorstellen. „Die Zahlen werden gerade ausgewerte­t“, berichtete Ordnungsam­tsleiter Thomas Steidle.

Eine mobile Blitzanlag­e sei wegen der Effizienz und der Abschrecku­ng wesentlich sinnvoller, meinte Dr. Franz Josef Grill (Freie Bürger). Sein Fraktionsk­ollege Walter Schlotter freute sich für Röhlingen. Doch: „Schilder allein genügen nicht, es muss gemessen werden. Da geht kein Weg vorbei.“

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ARCHIVFOTO: THOMAS SIEDLER Die Grünen hatten gefordert, dass Autos in der Haller Straße maximal 30 km/h fahren dürfen. Die Stadt hatte Tempo 40 beantragt. Doch das Regierungs­präsidium spielt nicht mit

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