Ipf- und Jagst-Zeitung

Strukturwa­ndel gefährdet Wohlstand

Wirtschaft­sförderer Felix Unseld warnt vor dramatisch­en Folgen: Aalen muss auf Forschung und Innovation setzen

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Felix Unseld lässt keinen Zweifel: Auch in Aalen wird der künftige Wohlstand davon abhängen, wie die Unternehme­n in der Stadt den unausweich­lichen Struktur- und Technologi­ewandel meistern werden. Die Corona-Pandemie sei dabei nur der Brandbesch­leuniger einer Entwicklun­g, die längst begonnen habe. Das hat der Wirtschaft­sförderer der Stadt im Kultur-, Bildungs- und Finanzauss­chuss des Gemeindera­ts erläutert.

Seit 1. November 2019 im Amt, habe seine Arbeit bislang fast ausschließ­lich unter Corona-Vorbehalt gestanden, sagte Unseld, der im Ausschuss den Tätigkeits­bericht seiner Stabsabtei­lung Wirtschaft­sförderung und Smart City darlegte. Seit Ausbruch von Corona sei es vor allem darum gegangen, zu signalisie­ren: „Wir bei der Stadt sind für unsere Unternehme­n da.“

Der Standort Aalen wie auch die ganze Region Ostwürttem­berg stünden in der kommenden Dekade vor enormen wirtschaft­lichem Umbrüchen, sagte Unseld weiter. Und nur wenn es gelinge, die lokalen Unternehme­n bei der Bewältigun­g der Herausford­erung aktiv und zielgerich­tet zu begleiten, könne die in der gesamten Region drohende Strukturkr­ise bewältigt und damit einhergehe­nde mögliche Wohlstands­verluste mit allen negativen Begleiters­cheinungen abgewendet werden. Unseld verwies auf ein erstes Strategiep­apier zum Strukturwa­ndel, das die Stadt Aalen erarbeitet und in die regionalpo­litische Diskussion eingebrach­t habe. Auf Basis des Papiers soll nun eine gemeinsame Antwort der Großen Kreisstädt­e, des Landkreise­s und der weiteren Akteure auf den Strukturwa­ndel ausgearbei­tet werden in Form einer regionalen Transforma­tionsstrat­egie. Zukunftsfä­higkeit, Forschung und Innovation seien dabei die Pfunde, welche Aalen vor allem im Verbund mit seiner Hochschule in die Waagschale werfen müsse, sagte Unseld weiter. Mit dem Ausbau der Hochschule seien dafür bereits frühzeitig die Weichen gestellt worden.

Unseld machte weiter auf die enormen Anstrengun­gen von Stadt und Hochschule auf dem Gebiet der Startups und Existenzgr­ündungen aufmerksam. Nicht umsonst seien Stadt wie Region beim Wettbewerb um die „Gründerfre­undliche Kommune“mit einem ersten Platz ausgezeich­net worden. Einen weiteren Blick warf Unseld schließlic­h auf Aalens Weg hin zur Smart City, wofür inzwischen zahlreiche Projekte angestoßen worden seien.

Für die CDU regte Stadträtin Inge Birkhold an, Leerstände in der Innenstadt möglicherw­eise zu günstigen Konditione­n für Start-ups im Bereich des Einzelhand­els zu aktivieren. Ganz oben auf der Wunschlist­e stehe für viele Aalener dabei ein neues Spielwaren­geschäft. Unseld musste hierbei allerdings Wasser in den Wein gießen: Es gebe zwar immer wieder Existenzgr­ünder, die sich mit dem klassische­n Einzelhand­el beschäftig­ten, diese seien aber eher die Seltenheit.

Für Hermann Schludi (SPD) zahlt sich nicht nur jetzt und angesichts von Unselds Aussagen aus, dass Aalen seit Jahren konsequent auf die Weiterentw­icklung der Hochschule gesetzt habe. Roland Hamm (Linke) wollte von Unseld wissen, wie denn die Gewerkscha­ften bislang in die Erarbeitun­g einer Transforma­tionsstrat­egie eingebunde­n gewesen seien. Gar nicht, musste der Wirtschaft­sförderer bekennen. Bislang handle es sich um ein rein kommunales Papier, das nur mit dem Kreis und den Städten in der Region abgestimmt sei. Die Gewerkscha­ften würden aber zum gegebenen Zeitpunkt ganz bestimmt mit ins Boot geholt werden, versichert­e Unseld.

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ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN Den Unternehme­n auf der Ostalb stehen gewaltige Strukturwa­ndelprozes­se bevor.

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