Ostalb hat die Sieben-Tage-Inzidenz von 200 überschritten
Planbare Eingriffe werden in den Kliniken verschoben – Landrat ruft Bürger dazu auf, im Kampf gegen die Pandemie mitzuziehen
AALEN (an) - Nachdem der Ostalbkreis am Donnerstag die Inzidenz von 200 Corona-Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen überschritten hat, ruft Landrat Bläse alle Bürger in einer Pressemitteilung zu einem gemeinsamen Kraftakt auf: „Wir können der Pandemie derzeit nur mit massiven Kontaktbeschränkungen und Abstandhalten, Testen und Impfen begegnen.“
Von Anfang März bis heute haben sich laut Pressemitteilung bereits knapp vier von Hundert Bürgern mit Corona infiziert. Momentan stecken sich täglich zwischen 100 und 200 weitere Menschen an, und dies vorwiegend mit der weitaus ansteckenderen Virus-Variante aus Großbritannien.
In den drei Häusern der Kliniken des Ostalbkreises ist die Belastungsgrenze auf den Covid-Stationen greifbar. 57 Patienten sind wegen schwereren Verläufen stationär untergebracht, davon 14 auf der Intensivstation und teils beatmet. Inzwischen liegt das Alter der Patienten zwischen 50 und 70 Jahren. Ein weiterer Anstieg der Infizierten, die stationär aufgenommen werden müssen, wird erwartet.
Dass der Ostalbkreis die 200erInzidenz erstmalig überschritten hat, wirkt sich auch auf den Schulbetrieb aus. War zunächst vom Land noch geplant, ab 19. April wieder Unterricht vor Ort in den Schulen zu ermöglichen, wird dies im Ostalbkreis wegen der hohen Inzidenz nicht mehr empfohlen. Landrat Bläse erläutert die Abwägungen, die hinter seiner Empfehlung stehen: „Das Kultusministerium gibt vor, dass in Kreisen, die die Inzidenz von 200 an drei Tagen in Folge überschreiten, der Schulbetrieb im Fernunterricht verbleibt mit Ausnahme der Abschlussklassen, der Sonderpädagogischen Bildungszentren und einer Notbetreuung der Klassen 1 bis 7. Bislang hat der Ostalbkreis die Marke 200 erst an einem Tag überschritten, dass sich der steigende Trend fortsetzt, ist aber zu erwarten. Damit Schulträger, Schulleitungen und auch die Eltern angesichts dieser vielen Unwägbarkeiten verlässlicher planen können, habe ich empfohlen, nächste Woche den Status quo zu belassen, also nicht in die Präsenz und den Wechselunterricht für alle zu starten.
Weniger konkret waren zunächst die Vorgaben des Landes für die Kitas. Wie vom Sozialministerium auf Anfrage mitgeteilt und inzwischen durch eine Information des Kultusministeriums an alle Kita-Träger schriftlich bestätigt, soll in der für das Wochenende angekündigten Neufassung der Landes-Corona-Verordnung auch die Schließung der Kitas bei Überschreitung der 200er-Inzidenz erfolgen.
Bläse will, ebenfalls mit Rücksicht auf die Planungssicherheit für KitaTräger und Eltern, den Kita-Betrieb allerdings nicht bereits ab kommenden 19. April einstellen. Sollte der Ostalbkreis auch am Freitag und Samstag dieser Woche die 200er-Inzidenz überschreiten, müssten Kitas frühestens am Mittwoch nächster Woche bis auf eine Notbetreuung schließen.
Ein erfreulicher Zuwachs war in den vergangenen beiden Wochen bei den Stellen zu verzeichnen, die Bürgertestungen anlass- und kostenlos durchführen. Seit Beginn der Tests Anfang März haben sich bereits rund 40 500 Menschen im Kreis testen lassen, 196 davon mit positivem Ergebnis, was einer Positivquote von 0,48 Prozent entspricht.
Nach der Durststrecke, die im ersten Quartal beim Impfen herrschte, erhält das KIZ des Ostalbkreises inzwischen mehr Impfstoff. Dazu Bläse: Allein in den letzten zwei Wochen seien dort rund 10 000 Menschen
geimpft worden. Auch Behinderteneinrichtungen habe man mittlerweile mit Mobilen Impfteams versorgen können und erste Nachimpfungen in Altenpflegeeinrichtungen liefen ebenfalls.
„Dank mehrerer Zusatzlieferungen mit Impfstoff fährt unser KIZ inzwischen eine hohe Auslastung. Bis abends 21 Uhr und auch an Wochenenden werden täglich durchschnittlich 800 Menschen geimpft. An einem Tag dieser Woche waren es sogar knapp 1000 Impfungen“, so Bläse. Zusätzlich zu den gestiegenen Mengen an Impfstoff, die das KIZ verimpfen könne, freut sich der Landrat über die Zusage des Zentralen Impfzentrums Stuttgart, weitere Zweitimpfungen in Kommunen des Kreises durchzuführen. „Damit bekommen wir über 900 weitere Impfdosen zusätzlich in den Kreis.“
Im Ostalbkreis sind seit Pandemiebeginn 315 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben. „Diesen Menschen und ihren Angehörigen wollen wir am Sonntag gedenken. Deshalb werden an diesem Tag an all unseren Dienstgebäuden die Flaggen auf Halbmast gesetzt“, erklärt Landrat Bläse. Auch die Stadt Aalen hat angekündigt, dass am kommenden Sonntag vor dem Rathaus in Aalen sowie an den Rathäusern in den Stadtbezirken Trauerbeflaggung aufgezogen werde.
Abschließend betont der Landrat, dass er mit dem Führungsteam und dem Krisenstab im Landratsamt täglich die aktuelle Lage abwäge und dabei die Entwicklungen auf Bundesund Landesebene im Blick habe. „Das Land hat erklärt, die Regelungen des geplanten Bundesinfektionsschutzgesetzes vorab bereits in seine Corona-Verordnung aufnehmen zu wollen. Dazu gehört voraussichtlich neben der bei uns bereits verhängten Ausgangsbeschränkung zwischen 21 und 5 Uhr eine weitere Beschränkung der Kontakte auf einen Haushalt und nur noch eine weitere Person. Bei weiter steigender Inzidenz wäre dies auch eine der Optionen des Landkreises gewesen. Angedacht sind desweiteren Beschränkungen im Bereich der Religionsausübung. Hier zeichnet sich allerdings eine einvernehmliche Vereinbarung ab.“