Ipf- und Jagst-Zeitung

Elf gegen Elf – und es ist kein Fußball

„Was macht eigentlich mein Verein?“: Cricket ist anderswo ein populärer Sport. Bei der Aalener Sportallia­nz fasst er Fuß, auch wenn die Corona-Pandemie dazwischen funkt.

- Von Benjamin Post

AALEN - Elf gegen Elf, Volkssport: Klingt nach Fußball. Weit gefehlt. Oder um im Bild zu bleiben: Weit daneben geworfen. Es geht um Cricket, dem Nationalsp­ort in Indien, dem Land des mehrfachen Weltmeiste­rs.

Abhijit Deshpande (36) kommt aus Indien und spielt seit 30 Jahren Cricket. In Indien ist das so, wie hierzuland­e die meisten Sportler Fußball spielen. Und seit Sommer 2019 spielt Deshpande Cricket in Aalen. Nun gut, auch hier kommt man an der Corona-Pandemie nicht vorbei. Denn Deshpande und seine Kollegen aus der Cricket-Abteilung von der Aalener Sportallia­nz durften ihren Sport noch nicht lange ausüben. Es ist eine der jüngsten Sportarten des größten Vereins der Stadt mit einem Sport, den es schon seit dem 16. Jahrhunder­t gibt. Und aus England (amtierende­r Weltmeiste­r) kommt, wie damals Fußball, der dann in Braunschwe­ig in Deutschlan­d Fuß fasste.

Deshpande spielt seit dem sechsten Lebensjahr in Indien Cricket, 2017 kam der Software-Entwickler nach Deutschlan­d und arbeitet bei einem hiesigen großen Unternehme­n. Cricket fasste durch ihn 2019 auch bei der Sportallia­nz Fuß. „Das ist gut“, sagt der Ansprechpa­rtner und Schulungsl­eiter. Das Schlag- und Ballspiel, das viel von Baseball hat, aber im Vergleich nur zwei statt vier Spieler werfen. Noch ist Cricket formell der Abteilung Baseball zugeordnet, doch bald soll es die jüngste Abteilung der Sportallia­nz werden.

Rund 20 Spieler sind mittlerwei­le dabei, das Team hat sich seit der Gründung weiterentw­ickelt und im vorigen Sommer gab es für elf Spieler auch Freundscha­ftsspiele mit offizielle­m Ligastanda­rd in Stuttgart, Augsburg und München (Ort des ersten Sieges). Doch irgendwann ging es wie bei allen Amateurspo­rtlern

nicht weiter. Die Aalener Cricketeer­s haben wie alle Amateurspo­rtler zu viel Abstand zu ihrem Sport – dabei ist die Sache mit Abstand auf dem Platz kein Problem, die Sportart fällt in die Kategorie kontaktlos. Nicht ganz nicht weiter geht es: einmal in der Woche feilen die Cricketeer­s immerhin an ihrer Fitness, online. Mit Challenges kommt auch ein bisschen Wettkampfc­harakter auf, dann eben zum Beispiel aus dem Wohnzimmer in Hüttlingen, wo Deshpande lebt. Wie viele Outdoorspo­rtler weiß er: „Draußen ist es besser.“

Eigentlich hatten die Aalener für 2021 viel vor: Intensives und zielgerich­tetes Training mit spezialisi­erter Ausrüstung, Teilnahme an offizielle­n Turnieren des Deutschen Cricket Bundes, mehr Fokus auf Jugendtrai­ning und offene Schnuppert­age zur Förderung des Cricketspo­rts in und um Aalen. Im April wäre die Saison gestartet, zwei Mal in der Woche trainiert das Cricket-Team der Sportallia­nz normalerwe­ise auf dem Trainingsg­elände im Hirschbach­stadion, ab Oktober ein Mal wöchentlic­h in der Weidenfeld­halle. Natürlich will auch Cricket in Aalen größer werden. „Wir haben Platz“, erklärt Deshpande.

Wie bei allen anderen Sportarten muss man die Entwicklun­g nach der Pandemie abwarten. Deshpande setzt sich auch ein, dass Cricket in Baden-Württember­g Fuß fasst, man will auch in die Schulen, er weiß dass das in Berlin oder Frankfurt funktionie­rt. In der kommenden Saison planen die Aalener, ein vollwertig­es Mitglied des Deutschen Cricket Bund (DCB) zu werden, um am offizielle­n Liga-Spielbetri­eb teilzunehm­en. Vier bis fünf Jahre will Deshpande selbst noch spielen. Ein bisschen Zeit wurde ihm, wie vielen anderen Sportlern zuletzt ja auch, genommen.

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FOTO: STEPHAN MAHNECKE Die Cricketeer­s der Aalener Sportallia­nz werden, wie so viele, derzeit ausgebrems­t.
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FOTO: AALENER SPORTALLIA­NZ Viel Platz für die Cricketeer­s im Hirschbach­stadion.

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