Elf gegen Elf – und es ist kein Fußball
„Was macht eigentlich mein Verein?“: Cricket ist anderswo ein populärer Sport. Bei der Aalener Sportallianz fasst er Fuß, auch wenn die Corona-Pandemie dazwischen funkt.
AALEN - Elf gegen Elf, Volkssport: Klingt nach Fußball. Weit gefehlt. Oder um im Bild zu bleiben: Weit daneben geworfen. Es geht um Cricket, dem Nationalsport in Indien, dem Land des mehrfachen Weltmeisters.
Abhijit Deshpande (36) kommt aus Indien und spielt seit 30 Jahren Cricket. In Indien ist das so, wie hierzulande die meisten Sportler Fußball spielen. Und seit Sommer 2019 spielt Deshpande Cricket in Aalen. Nun gut, auch hier kommt man an der Corona-Pandemie nicht vorbei. Denn Deshpande und seine Kollegen aus der Cricket-Abteilung von der Aalener Sportallianz durften ihren Sport noch nicht lange ausüben. Es ist eine der jüngsten Sportarten des größten Vereins der Stadt mit einem Sport, den es schon seit dem 16. Jahrhundert gibt. Und aus England (amtierender Weltmeister) kommt, wie damals Fußball, der dann in Braunschweig in Deutschland Fuß fasste.
Deshpande spielt seit dem sechsten Lebensjahr in Indien Cricket, 2017 kam der Software-Entwickler nach Deutschland und arbeitet bei einem hiesigen großen Unternehmen. Cricket fasste durch ihn 2019 auch bei der Sportallianz Fuß. „Das ist gut“, sagt der Ansprechpartner und Schulungsleiter. Das Schlag- und Ballspiel, das viel von Baseball hat, aber im Vergleich nur zwei statt vier Spieler werfen. Noch ist Cricket formell der Abteilung Baseball zugeordnet, doch bald soll es die jüngste Abteilung der Sportallianz werden.
Rund 20 Spieler sind mittlerweile dabei, das Team hat sich seit der Gründung weiterentwickelt und im vorigen Sommer gab es für elf Spieler auch Freundschaftsspiele mit offiziellem Ligastandard in Stuttgart, Augsburg und München (Ort des ersten Sieges). Doch irgendwann ging es wie bei allen Amateursportlern
nicht weiter. Die Aalener Cricketeers haben wie alle Amateursportler zu viel Abstand zu ihrem Sport – dabei ist die Sache mit Abstand auf dem Platz kein Problem, die Sportart fällt in die Kategorie kontaktlos. Nicht ganz nicht weiter geht es: einmal in der Woche feilen die Cricketeers immerhin an ihrer Fitness, online. Mit Challenges kommt auch ein bisschen Wettkampfcharakter auf, dann eben zum Beispiel aus dem Wohnzimmer in Hüttlingen, wo Deshpande lebt. Wie viele Outdoorsportler weiß er: „Draußen ist es besser.“
Eigentlich hatten die Aalener für 2021 viel vor: Intensives und zielgerichtetes Training mit spezialisierter Ausrüstung, Teilnahme an offiziellen Turnieren des Deutschen Cricket Bundes, mehr Fokus auf Jugendtraining und offene Schnuppertage zur Förderung des Cricketsports in und um Aalen. Im April wäre die Saison gestartet, zwei Mal in der Woche trainiert das Cricket-Team der Sportallianz normalerweise auf dem Trainingsgelände im Hirschbachstadion, ab Oktober ein Mal wöchentlich in der Weidenfeldhalle. Natürlich will auch Cricket in Aalen größer werden. „Wir haben Platz“, erklärt Deshpande.
Wie bei allen anderen Sportarten muss man die Entwicklung nach der Pandemie abwarten. Deshpande setzt sich auch ein, dass Cricket in Baden-Württemberg Fuß fasst, man will auch in die Schulen, er weiß dass das in Berlin oder Frankfurt funktioniert. In der kommenden Saison planen die Aalener, ein vollwertiges Mitglied des Deutschen Cricket Bund (DCB) zu werden, um am offiziellen Liga-Spielbetrieb teilzunehmen. Vier bis fünf Jahre will Deshpande selbst noch spielen. Ein bisschen Zeit wurde ihm, wie vielen anderen Sportlern zuletzt ja auch, genommen.