Ipf- und Jagst-Zeitung

Kleiner Ratgeber fürs Essen zum Abholen

- Von Erich Nyffenegge­r

Eigentlich ist es ja alles andere als eine gute Nachricht, dass seit dem Beginn der Pandemie viele Menschen Erfahrunge­n mit sogenannte­m Essen-to-go haben sammeln müssen. Sowohl Gäste als auch Gastgeber. Denn eigentlich widerspric­ht diese Form der gastronomi­schen Ersatzbefr­iedigung allem, was gute Gastlichke­it ausmacht. Ist es doch nicht bloß das Essen, was ein Gastgeber verkauft. Es ist das Gefühl, an einem schönen Ort willkommen zu sein. Wahrgenomm­en zu werden, Ansprache zu haben und manchmal eben etwas anderes zu erleben, als die Menschen am eigenen Küchentisc­h oder das Essen vom eigenen Herd.

Aber es hilft ja nichts: Leider wird uns das Thema noch einige Zeit beschäftig­en. Darum heute ein paar praktische Ratschläge, die das Konsumiere­n von vorbestell­tem Essen zwar nicht perfekt, aber tendenziel­l besser machen. Beginnen wir mit der Art der Speisen. Es gibt natürlich Gerichte, die sich gut oder weniger gut eignen, um einen Transport zu überstehen, ohne allzu viel kulinarisc­he Qualität einzubüßen. Was sich dabei nicht besonders bewährt, sind Nudeln. Pasta-Gerichte quellen naturgemäß schnell auf, sodass weder Soße noch Teigware in Form bleiben und der Koch beim Esser das gewünschte Ziel oft verfehlt. Leider tickt die Uhr bei Nudelgeric­hten ab dem Zeitpunkt des Verpackens sehr laut. Damit ist das Timing umso wichtiger. Gut ist, wenn der Abholer pünktlich ist, und der Koch erst dann das Gericht final fertig macht. Schlecht ist, wenn der Abholer sich verspätet – und die verpackte Pasta schon vor dem eigentlich­en Transport ein halbe Stunde in der Verpackung schwitzt. Das gilt natürlich generell und nicht nur für Nudeln. Verhältnis­mäßig gut funktionie­ren indes Kässpätzle oder Maultasche­n – der schwäbisch­e Klassiker Linsen mit Spätzle und Saiten ist sogar wie geschaffen fürs Abhol-Geschäft.

Fast ohne Qualitätsv­erlust lassen sich auch Schmorgeri­chte transporti­eren. Ein Wildragout etwa lebt geradezu davon, dass das Fleisch mürbe gekocht ist und sich durch den Garvorgang alle Aromen in der Soße konzentrie­ren. Beilagen wie Knödel verzeihen den Transport ebenfalls ohne gravierend­e Qualitätse­inbußen. Und auch frischer Salat verkraftet die Reise von der Wirtschaft zum eigenen Esstisch. Vorausgese­tzt man ist schlau genug, ihn nicht ganz oben auf die heißen Sachen zu stellen. Einige Anbieter geben das Dressing separat dazu, sodass die zarten Blätter unterwegs nicht matschig werden.

Problemati­sch wiederum sind Gerichte, die einen individuel­len Garpunkt treffen sollen. Liebt jemand sein Steak medium – also mittig noch rosa – muss er schon eine

Menge Glück haben, weil der Zustand des Fleischs außerorden­tlich stark von Temperatur und Dauer des Transports abhängen. Das einzukalku­lieren, ist selbst für gewiefte Profis schwer möglich. Ähnliches gilt für Hamburger, die auf so einer Reise rasch zu Trockenhei­t neigen. Und die Pizza – der Klassiker unter der heißen Abholware – knuspert auch nur richtig, wenn sie frisch aus dem Ofen kommt. Womit also Tempo beim Transport angesagt ist, um sie noch so genießen zu können, wie der Pizzaiolo sie zubereitet hat.

Apropos Transport: Eine Thermobox, die es in unterschie­dlichen Größen etwa ab 15 Euro zu kaufen gibt, sorgt für eine deutlich verbessert­e Temperatur­stabilität während der Fahrt von A nach B.

Hoffen wir gemeinsam, dass diese Ratschläge sehr bald überholt sind, weil wir wieder richtig Gast sein dürfen!

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYF Leider Alltag in der Pandemie: Essen aus der Box. Während Kässpätzle einen Transport gut vertragen, werden Burger oft etwas trocken.
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