Duell statt Dreikampf
Bürgermeisterwahl: In Unterschneidheim kämpfen zwei der drei Bewerber um Stimmen
UNTERSCHNEIDHEIM - Auch das geht in Zeiten von Corona nur noch digital: In Unterschneidheim haben sich am Freitagabend zwei der drei Bewerber um den Bürgermeisterposten öffentlich präsentiert. Bei einer pannenfreien Live-Übertragung auf Youtube stellten die Kandidaten sich und ihr Wahlprogramm vor.
Es war so zu erwarten: Zur offiziellen Kandidatenvorstellung traten am Freitagabend nur der 28-jährige Verwaltungsfachwirt Jan-Erik Bauer und der 31-jährige Jurist Johannes Joas an. Der 34-jährige Samuel Speitelsbach, arbeitsloser Ingenieur aus Ravenstein und außerdem aussichtsloser Dauerkandidat bei diversen Bürgermeisterwahlen, glänzte durch Abwesenheit. Das machte am Ende aber nichts. Die von Noch-Bürgermeister Nikolaus Ebert moderierte Veranstaltung sollte trotzdem gute zweieinhalb Stunden dauern. Was nicht zuletzt an den Unterschneidheimer Bürgern lag, die im Vorfeld zahlreiche Fragen eingereicht hatten, mit denen beiden Kandidaten mächtig auf den Zahn gefühlt wurde.
Vor dem Kreuzverhör durch die Bürgerschaft erhielten Bauer und Joas zunächst aber die Möglichkeit, sich und ihr Programm vorzustellen. Dafür wurden beiden Anwärtern maximal 15 Minuten Zeit eingeräumt, was weder Bauer noch Joas vor Probleme stellen sollte.
Der gebürtige Reutlinger Jan-Erik Bauer hob in seinem Eingangsstatement vor allem auf seine berufliche Qualifikation ab. Er bringe als gelernter Bankkaufmann und studierter Verwaltungsfachwirt die „passgenaue Ausbildung“für den Bürgermeisterposten mit. Zudem verfüge er als ehemaliger Kämmerer der Gemeinde Stödtlen und aktueller Hauptamtsleiter von Unterschneidheim über die notwendige Erfahrung für diesen Job. Programmatisch blieb Bauer eher allgemein. Er wolle ein „bürgernaher und leidenschaftlicher Bürgermeister“sein, der alle Altersgruppen und Ortsteile der Gemeinde im Blick habe. Gemeinsam mit den Bürgern wolle er die Gemeinde Unterschneidheim, die ihm „neue, liebgewonnene Heimat“geworden sei, weiterentwickeln und die Potentiale der Gemeinde ausschöpfen. Dazu würde er als Bürgermeister in regelmäßigen Abständen Einwohnerversammlungen in allen Teilorten abhalten und Bürgersprechstunden einführen, kündigte der parteilose Bauer an. Wichtig sei ihm, neben guter Bildung und Betreuung, vor allem die Förderung der Wirtschaft und die Schaffung von Wohnraum.
Bauers Kontrahent Johannes Joas setzte in seiner anschließenden Wahlkampfrede eingangs auf die
Heimspiel-Karte. In Anlehnung an seinen Wahlslogan „Von hier, für hier, mit allen“unterstrich Joas, dass er gebürtiger Unterschneidheimer sei, der nach wie vor enge und vielseitige Kontakte in die Gemeinde unterhalte. Als studierter Volljurist, der bereits berufliche Erfahrung in der Verwaltung sammeln konnte, sei er der richtige Mann für den Bürgermeisterposten. Und: Da er aktuell in der freien Wirtschaft arbeite, würde er zudem noch „einen frischen und unverstellten Blick“mitbringen.
In Sachen Wahlprogramm wurde Joas sehr konkret: Er wolle unter anderem die Digitalisierung weiter vorantreiben – auch im Rathaus, den Tourismus und das Radwegenetz ausbauen sowie einen Gemeindebus einführen und einen Waldkindergarten aus der Taufe heben. Darüber hinaus plant Joas als Bürgermeister die Installation eines Kinder- und Jugendbeirats sowie eines Vereins- und Ehrenamtsbeauftragten. Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind Joas, der Parteimitglied bei Bündnis90/Grüne ist, ebenfalls wichtig. Deshalb würde die Unterschneidheimer Verwaltung unter seiner Führung klimaneutral werden. Wie Bauer betonte auch Joas, dass er ein bürgernaher Bürgermeister sein wolle, der bei wichtigen Entscheidungen voll und ganz auf Bürgerbeteiligung setzt.
Nach diesem ersten Aufgalopp wurde es für Joas und Bauer ernst. Sie mussten sich in den nachfolgenden zwei Stunden abwechselnd den Fragen von Bürgern stellen, die ihnen von den beiden BürgermeisterStellvertretern Hermann Geiger und Ansgar Uhl vorgetragen wurden. Die bunte Palette reichte dabei von der Einführung von Hundetoiletten für Unterschneidheim, über den anstehenden Rathausneubau oder den weiteren Ausbau des 5G-Mobilnetzes bis hin zum schwelenden Streit um den Regionalmarkt Bengelmann. Immer wieder tauchte auch das Thema
Ortsumfahrung Zöbingen auf. Beide Kandidaten machten deutlich, dass sie um die Nöte der Zöbinger wissen und möglichst schnell eine Verbesserung herbeiführen möchten. Gegebenenfalls auch über die zügige Einführung von Tempo 30 für Lkw.
Die Frage: „Was werden Sie besser machen als Nikolaus Ebert?“umschifften beide Kandidaten elegant. Es gebe keinen Anlass für eine Vorgängerschelte, sagte Joas. Gleichwohl wolle er das Ohr eventuell doch etwas näher am Bürger haben als der Amtsinhaber. Bauer beließ es bei dem Hinweis, dass er die Arbeit von Ebert respektiere.
Die Übertragung Kandidatenvorstellung kann über Youtube weiter aufgerufen werden: Der entsprechende Link ist auf der Homepage der Gemeinde zu finden.