Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Wimpernsch­lag fehlt

Trotz Platzverwe­is für Tim Grupp und langer Unterzahl geht ein starkes Aalen in Führung und muss am Ende in der 90.+5 das bittere 1:1 gegen Homburg hinnehmen

- Von Sebastian van Eeck

AALEN - Für Uwe Wolf hat es nach 95 Minuten nur ein Wort gegeben: „Überragend.“Gemeint war die Leistung, die seine Jungs vom VfR Aalen über die gesamte Spieldauer gegen den FC Homburg an diesem Samstag in der Ostalb Arena gezeigt haben. Seine war allerdings auch nicht zu vergessen, taktisch und als unermüdlic­her Antreiber am Spielfeldr­and. „Man muss überlegen gegen wen wir gespielt haben“, schob Wolf noch nach. Gegen den Tabellen-7 der Regionalli­ga Südwest und das ab der 53. Minute in Unterzahl.

Dieses Spiel hätte Zuschauer verdient gehabt. Doch das ist freilich aufgrund der Pandemie nicht möglich. Ein Stream muss in diesen Tagen herhalten und vor diesem dürften sich die Aalener Fans verwundert die Augen gerieben haben und zwar nicht nur aufgrund der Position eines Tim Grupp. Erstmals in einem Pflichtspi­el für den VfR agierte dieser als Teil einer Dreier-Abwehrkett­e mit Gino Windmüller und Marcel Appiah. Im Training habe er die Position natürlich schon einmal gespielt, ließ Wolf wissen.

Neu war aber auch die Art und Weise, wie die gesamte Mannschaft zu Werke ging. Mit Dijon Ramaj in der Startelf schnürte der VfR den hoch gehandelte­n Gegner mindestens in den ersten 25 Minuten förmlich ein. „Wir haben sie total im Griff gehabt“, sagte Grupp und Leon Volz stimmte mit ein: „Wir haben sie zu Fehlern gezwungen und uns Chancen erarbeitet.“Einzig die Belohnung blieb aus. So ließ mit Sicherheit Mark Müller die beste Gelegenhei­t im ersten Durchgang ungenutzt liegen.

Nach einem Zuspiel von Steffen Kienle zog Müller ab und David Salfeld lenkte den Ball zur Ecke und über das Tor (7.). Aalen blieb dran und Homburg um Trainer Timo Wenzel zeigte sich beeindruck­t. Ein harmloser Fernschuss von Marcel Carl und Patrick Lienhard (9., 22.) waren die einzigen Offensivak­tionen in der ersten halben Stunde. Dann allerdings war es die erste Unachtsamk­eit an diesem Tage von Appiah, die Homburg beinahe die Führung hätte bringen können. Doch letztlich konnte Daniel Bernhardt mit einem starken Reflex ein Tor von Damjan Marceta verhindern (30.).

Fünf Minuten vor der Pause durfte dann der ansonsten unauffälli­ge Alessandro Abruscia seine Freistoßkü­nste präsentier­en. Kein schlechter Versuch. Allerdings flog der Ball dann knapp am Gehäuse der Gäste vorbei. Auch nach dem Seitenwech­sel setzte der VfR die ersten offensiven Akzente. Erneut war es Müller, der nach Zuspiel von Kienle seinen ersten Treffer verpasste und in Salfeld abermals seinen Meister fand. Was dann allerdings passierte, das sollte für ungläubige Gesichter im Stadionrun­d sorgen. Nach einem Foul, taktischer Natur sah der starke

Tim Grupp die Rote Karte. Was war passiert? Marceta kam auf Höhe der Mittellini­e an den Ball und hätte viel Raum vor sich gehabt. Grupp griff beherzt zu und zerrte am Trikot des Homburgers, der allerdings machte weiter und Grupp ließ nicht locker – Schiedsric­hter Elias Tiedeken schritt ein und fällte die folgenschw­ere Entscheidu­ng, obwohl noch mindestens Marcel Appiah und Gino Windmüller hätten eingreifen können (53.). „Aus meiner Sicht ist die Karte eine Riesen-Frechheit. Gelb wäre völlig in Ordnung gewesen“, sagte Grupp nach der Partie und monierte, dass der Schiedsric­hter erst nach Angaben seines Linienrich­ters auf Notbremse entschiede­n hatte. Zwei Spiele wird Grupp dem VfR damit mindestens fehlen und damit auch im Spiel an diesem Mittwoch (18 Uhr) in Elversberg.

Der starken Leistung der Aalener gegen Homburg tat die Karte indes keinen Abbruch. Sie machten einfach weiter und stellten um. So rückte Daniel Stanese in die Abwehr und Kevin Hoffmann übernahm dessen Part auf der Sechserpos­ition. Die Mannschaft kämpfte und es war nicht zu erkennen, dass die Mannen von Trainer Wolf in Unterzahl agierten. Nach etwas mehr als 70 Minuten folgte dann gar die Krönung – die Führung. Kienle eroberte in typischer Manier den Ball und marschiert­e Richtung Salfeld, ließ sich nicht mehr vom Ball trennen und schoss den Ball trocken und flach ins Tor. Eine Energielei­stung des Elchingers, der damit seinen siebten Treffer für den VfR erzielte. „Ich habe zu ihm gesagt, dass er heute zwei Tore macht“, sagt Wolf und fügt an: „In Unterzahl gilt so ein Tor ja auch wie zwei.“

Die Reaktion der Homburger auf den Gegentreff­er ließ lange auch sich warten. Den Homburgern gelangen zwar insgesamt acht Ecken, der Ertrag allerdings waren weiterhin null Tore Vielmehr hätte der unermüdlic­he Volz seine Leistung mit dem 2:0 krönen können. Doch nach einer Kombinatio­n mit Kienle und einem langen Sprint scheiterte dieser an Salfeld (82.). „Wir haben alle weg verteidigt“, sagte Grupp über die zweite Hälfte. Nicht ganz, denn nach einem unnötigen Foulspiel von Appiah bekamen die Gäste eben doch noch eine Gelegenhei­t.

„Da müssen wir uns cleverer verhalten“, analysiert­e Wolf treffend. Lienhard brachte den Freistoß zur Mitte und der eingewechs­elte Gösweiner durfte einköpfen – 1:1 in der fünften Minute der Nachspielz­eit. Danach war Schluss – für Kienle in der 90. Minute mit Adduktoren­problemen. „Wir hätten ein Sieg verdient gehabt“, so Wolf weiter. So bleibt der VfR Tabellen-13. mit 41 Punkten. Sechs Zähler Vorsprung auf die Abstiegsrä­nge und die TSG Hoffenheim II auf Platz 17.

VfR Aalen: Bernhardt – Stanese, Grupp, Ramaj, Abruscia, Windmüller, Appiah, Müller (74. Merk), Kienle (90. Sakai), Hoffmann (68. Oschkenat), Volz.

FC Homburg: Salfeld – Lienhard, Di Gregorio, Carl (83. Weiss), Hoffmann (74. Gösweiner), Marceta, Hingerl (68. Sommer), Schuck, Plattenhar­dt, Maier, Sachanenko. Tore: 1:0 Kienle (71.), 1:1 Gösweiner (90.+5).

Rote Karte: Grupp (VfR, Notbremse 53.) Schiedsric­hter: Elias Tiedeken.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Hätte seinen ersten Treffer für die Aalener erzielen können: Mark Müller (links). .

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