Ipf- und Jagst-Zeitung

Neue Räume für die Staatsanwa­ltschaft

Die Behörde braucht mehr Platz – deshalb wurde das Gebäude in der Spitalstra­ße 18 angemietet.

- Von Alexandra Rimkus

ELLWANGEN - Die Ellwanger Staatsanwa­ltschaft braucht dringend mehr Platz. Dazu wurden jetzt zusätzlich­e Räume in der Innenstadt angemietet. Die Wahl fiel auf das repräsenta­tive wie traditions­reiche Gebäude in der Spitalstra­ße 18. Hier soll Mitte Juni eine Abteilung der Staatsanwa­ltschaft einziehen.

Wie Dr. Stefan Horrer, der Leiter des Amts Schwäbisch Gmünd des Landesbetr­iebs Vermögen und Bau, auf Nachfrage der „Ipf- und JagstZeitu­ng / Aalener Nachrichte­n“bestätigt, hat das Land Baden-Württember­g die Räume in der Spitalstra­ße 18 angemietet. Der Platz im Landgerich­tsgebäude hatte zuletzt nicht mehr ausgereich­t, deshalb musste für die Ellwanger Staatsanwa­ltschaft eine gute Lösung gefunden werden. Die habe man mit der Immobilie in der Spitalstra­ße gefunden. „Das Haus bietet viel Platz und es ist repräsenta­tiv. Deshalb kam es für unsere Zwecke infrage“, sagt Horrer.

Das Gebäude, in dem zuletzt eine Filiale der Deutschen Bank beheimatet war, wird aktuell vom Eigentümer für die neue Nutzung umgebaut. Laut Horrer sollen in dem Altbau hochmodern­e Büros entstehen. Dazu sei eine umfassende Renovierun­g und auch ein gewisser Umbau nötig. Unter anderem würden die Böden erneuert und Räume teilweise neu zugeschnit­ten. Auch die EDV-Verkabelun­g werde auf den aktuellste­n Stand der Technik gebracht.

Die Arbeiten im Innenberei­ch sind bereits in vollem Gange. Sie sollen bis Mitte Mai abgeschlos­sen sein. Etwa einen Monat später ist der Einzug geplant. Eine Abteilung der Staatsanwa­lt werde das Haus dann komplett in Beschlag nehmen. Welche Abteilung das sein wird, gibt Horrer nicht preis.

Wie der Amtsleiter erklärt, wurde das Haus zunächst für fünf Jahre vom Amt für Vermögen und Bau angemietet. Es sei für die Staatsanwa­ltschaft nur als „Zwischenlö­sung“gedacht. Das Land werde das Gebäude danach aber sehr wahrschein­lich noch weiter nutzen – weil der Raumbedarf einfach groß sei. Denkbar sei laut Horrer zum Beispiel, dass hier irgendwann die Rechtsrefe­rendare untergebra­cht werden, die aktuell noch in einem Altbau in der Pfarrgasse residieren.

Langfristi­g wolle man die Ellwanger Staatsanwa­ltschaft mit all ihren Abteilunge­n in jedem Falle wieder unter einem Dach ansiedeln, sagt Amtschef Horrer weiter. Dazu suche man ein geeignetes Objekt zur Anmietung oder plane gegebenenf­alls auch einen Neubau. Eine öffentlich­e Ausschreib­ung dazu werde in Kürze erfolgen.

Das Gebäude in der Spitalstra­ße 18 gehört zu den bedeutende­n Kulturdenk­mälern der Stadt Ellwangen. Das fürstpröps­tliche, zweigescho­ssige Wohn- und Amtsgebäud­e wurde irgendwann zwischen 1742 und 1746 vom bekannten Landund Stadtbaume­ister Arnold Friedrich Prahl erbaut. Das genaue Datum des Baus ist nicht bekannt. Erbaut wurde der Massivbau mit Mansarddac­h damals im Auftrag von Franz Georg Graf von Schön- born, der in jener Zeit Kurfürst der Stadt Trier und Fürstprobs­t von Ellwangen war. Er wünschte sich einen repräsenta­tiven Wohn- und Dienstsitz für seine höheren Beamten. Als erster Bewohner zog 1747 der Vize-Kanzler der Fürstprops­tei, Johann Ernst Lihn, ein.

Im Jahr 1785/1786 wurde das Haus von dem zweiten Ellwanger Landbaumei­ster Sebastian Manz erstmals umgebaut und modernisie­rt. Im 19. Jahrhunder­t fiel es im Zuge der Säkularisa­tion an das Königreich Württember­g und um 1820 wurde das Haus mit der damaligen Hausnummer 233 schließlic­h Sitz des Ellwanger Amtsgerich­ts. In dieser Zeit entstand vermutlich auch das mit klassizist­ischen Stilelemen­ten erbaute Hauptporta­l mit dreiseitig­er Steintrepp­e.

Nachdem das Amtsgerich­t 1881 in den Schönen Graben umgezogen war, wurde das Haus in der Spitalstra­ße – nunmehr mit Hausnummer 212 – zum Verkauf angeboten. Die Stadt erwarb es vom Königreich Württember­g zum Preis von 34 285

Goldmark und baute es wieder zu einem Mietshaus für Beamte um. Bis in die 1960er-Jahre sollten hier mehrere Generation­en von Beamten – vornehmlic­h Mitglieder des Landgerich­ts – wohnen.

Mit Ende des Ersten Weltkriegs erfolgte die nächste Zäsur. Das Haus erhielt seine bis heute gültige

Die bis dahin benutzte, durchlaufe­nde Nummerieru­ng der Häuser wurde in Ellwangen abgeschaff­t.

Die Zeit der NS-Herrschaft brachte die nächste Änderung. 1934 wurde die Spitalstra­ße zur Joseph-Goebbels-Straße, wenig später zog ins Erdgeschos­s die Kreisleitu­ng der NSDAP ein. Das Ende des Zweiten Weltkriege­s und den Beschuss der Stadt überstand das Haus dagegen unversehrt. Und es folgte auch gleich der nächste Mieter: 1945 wurde das Haus zunächst zur Volksbank, 1951 dann zum Arbeitsamt, ehe das Gebäude 1963 eine neue Nutzung erfuhr und für die kommenden 26 Jahre zum Sitz des Stadtplanu­ngs- und Hochbauamt­s wurde.

Nachdem die Stadtverwa­ltung in den 1980er-Jahren das ehemalige Spital zum Rathaus umfunktion­ierte, um alle Ämter zusammenzu­fassen, stand das Haus in der Spitalstra­ße, das bis dahin schon zwei Kaiserreic­he, eine Republik, eine Diktatur und die Teilung Deutschlan­d miterlebt hatte, erneut zum Verkauf. 1989 erfolgte ein erneuter Umbau – das Haus wurde zu einer Filiale der Deutschen Bank.

2021 geht es für das Gebäude zurück zum Ursprung. Mit dem neuen Mieter, der Ellwanger Staatsanwa­ltschaft, erhält das Haus, das sich heute im Besitz eines Frankfurte­r Unternehme­ns befindet, 275 Jahre nach seinem Bau seine alte Zweckbesti­mmung zurück. (rim)

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FOTOS: GÄSS Das Land wird die Spitalstra­ße 18 mieten. Der Mietvertra­g ist zunächst auf fünf Jahre befristet.
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Die Eingangstü­re mit dem roten Punkt im Fenstergla­s.
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Hausnummer 18.
FOTO: GÄSS Die Spitalstra­ße 18 ist ein geschichts­trächtiger Bau. Hausnummer 18.
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Der Innenhof: Die Fenster wurden ausgetausc­ht, Arbeiter bessern den Putz in den Leibungen aus.

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