Neue Räume für die Staatsanwaltschaft
Die Behörde braucht mehr Platz – deshalb wurde das Gebäude in der Spitalstraße 18 angemietet.
ELLWANGEN - Die Ellwanger Staatsanwaltschaft braucht dringend mehr Platz. Dazu wurden jetzt zusätzliche Räume in der Innenstadt angemietet. Die Wahl fiel auf das repräsentative wie traditionsreiche Gebäude in der Spitalstraße 18. Hier soll Mitte Juni eine Abteilung der Staatsanwaltschaft einziehen.
Wie Dr. Stefan Horrer, der Leiter des Amts Schwäbisch Gmünd des Landesbetriebs Vermögen und Bau, auf Nachfrage der „Ipf- und JagstZeitung / Aalener Nachrichten“bestätigt, hat das Land Baden-Württemberg die Räume in der Spitalstraße 18 angemietet. Der Platz im Landgerichtsgebäude hatte zuletzt nicht mehr ausgereicht, deshalb musste für die Ellwanger Staatsanwaltschaft eine gute Lösung gefunden werden. Die habe man mit der Immobilie in der Spitalstraße gefunden. „Das Haus bietet viel Platz und es ist repräsentativ. Deshalb kam es für unsere Zwecke infrage“, sagt Horrer.
Das Gebäude, in dem zuletzt eine Filiale der Deutschen Bank beheimatet war, wird aktuell vom Eigentümer für die neue Nutzung umgebaut. Laut Horrer sollen in dem Altbau hochmoderne Büros entstehen. Dazu sei eine umfassende Renovierung und auch ein gewisser Umbau nötig. Unter anderem würden die Böden erneuert und Räume teilweise neu zugeschnitten. Auch die EDV-Verkabelung werde auf den aktuellsten Stand der Technik gebracht.
Die Arbeiten im Innenbereich sind bereits in vollem Gange. Sie sollen bis Mitte Mai abgeschlossen sein. Etwa einen Monat später ist der Einzug geplant. Eine Abteilung der Staatsanwalt werde das Haus dann komplett in Beschlag nehmen. Welche Abteilung das sein wird, gibt Horrer nicht preis.
Wie der Amtsleiter erklärt, wurde das Haus zunächst für fünf Jahre vom Amt für Vermögen und Bau angemietet. Es sei für die Staatsanwaltschaft nur als „Zwischenlösung“gedacht. Das Land werde das Gebäude danach aber sehr wahrscheinlich noch weiter nutzen – weil der Raumbedarf einfach groß sei. Denkbar sei laut Horrer zum Beispiel, dass hier irgendwann die Rechtsreferendare untergebracht werden, die aktuell noch in einem Altbau in der Pfarrgasse residieren.
Langfristig wolle man die Ellwanger Staatsanwaltschaft mit all ihren Abteilungen in jedem Falle wieder unter einem Dach ansiedeln, sagt Amtschef Horrer weiter. Dazu suche man ein geeignetes Objekt zur Anmietung oder plane gegebenenfalls auch einen Neubau. Eine öffentliche Ausschreibung dazu werde in Kürze erfolgen.
Das Gebäude in der Spitalstraße 18 gehört zu den bedeutenden Kulturdenkmälern der Stadt Ellwangen. Das fürstpröpstliche, zweigeschossige Wohn- und Amtsgebäude wurde irgendwann zwischen 1742 und 1746 vom bekannten Landund Stadtbaumeister Arnold Friedrich Prahl erbaut. Das genaue Datum des Baus ist nicht bekannt. Erbaut wurde der Massivbau mit Mansarddach damals im Auftrag von Franz Georg Graf von Schön- born, der in jener Zeit Kurfürst der Stadt Trier und Fürstprobst von Ellwangen war. Er wünschte sich einen repräsentativen Wohn- und Dienstsitz für seine höheren Beamten. Als erster Bewohner zog 1747 der Vize-Kanzler der Fürstpropstei, Johann Ernst Lihn, ein.
Im Jahr 1785/1786 wurde das Haus von dem zweiten Ellwanger Landbaumeister Sebastian Manz erstmals umgebaut und modernisiert. Im 19. Jahrhundert fiel es im Zuge der Säkularisation an das Königreich Württemberg und um 1820 wurde das Haus mit der damaligen Hausnummer 233 schließlich Sitz des Ellwanger Amtsgerichts. In dieser Zeit entstand vermutlich auch das mit klassizistischen Stilelementen erbaute Hauptportal mit dreiseitiger Steintreppe.
Nachdem das Amtsgericht 1881 in den Schönen Graben umgezogen war, wurde das Haus in der Spitalstraße – nunmehr mit Hausnummer 212 – zum Verkauf angeboten. Die Stadt erwarb es vom Königreich Württemberg zum Preis von 34 285
Goldmark und baute es wieder zu einem Mietshaus für Beamte um. Bis in die 1960er-Jahre sollten hier mehrere Generationen von Beamten – vornehmlich Mitglieder des Landgerichts – wohnen.
Mit Ende des Ersten Weltkriegs erfolgte die nächste Zäsur. Das Haus erhielt seine bis heute gültige
Die bis dahin benutzte, durchlaufende Nummerierung der Häuser wurde in Ellwangen abgeschafft.
Die Zeit der NS-Herrschaft brachte die nächste Änderung. 1934 wurde die Spitalstraße zur Joseph-Goebbels-Straße, wenig später zog ins Erdgeschoss die Kreisleitung der NSDAP ein. Das Ende des Zweiten Weltkrieges und den Beschuss der Stadt überstand das Haus dagegen unversehrt. Und es folgte auch gleich der nächste Mieter: 1945 wurde das Haus zunächst zur Volksbank, 1951 dann zum Arbeitsamt, ehe das Gebäude 1963 eine neue Nutzung erfuhr und für die kommenden 26 Jahre zum Sitz des Stadtplanungs- und Hochbauamts wurde.
Nachdem die Stadtverwaltung in den 1980er-Jahren das ehemalige Spital zum Rathaus umfunktionierte, um alle Ämter zusammenzufassen, stand das Haus in der Spitalstraße, das bis dahin schon zwei Kaiserreiche, eine Republik, eine Diktatur und die Teilung Deutschland miterlebt hatte, erneut zum Verkauf. 1989 erfolgte ein erneuter Umbau – das Haus wurde zu einer Filiale der Deutschen Bank.
2021 geht es für das Gebäude zurück zum Ursprung. Mit dem neuen Mieter, der Ellwanger Staatsanwaltschaft, erhält das Haus, das sich heute im Besitz eines Frankfurter Unternehmens befindet, 275 Jahre nach seinem Bau seine alte Zweckbestimmung zurück. (rim)