Bläse: „Händler brauchen Perspektive“
Landrat hat neben der Corona-Pandemie noch viele weitere Punkte auf seiner Agenda
ELLWANGEN/AALEN – Es ist kaum zu glauben in der aktuellen Zeit, aber Landrat Joachim Bläse beschäftigt sich aktuell tatsächlich noch mit anderen Dingen, außer der CoronaPandemie oder mit etwaigen Einschränkungen im Zuge dieser. Wenngleich er zwangsläufig weniger Zeit für alles andere hat – an der Wichtigkeit dieser Punkte ändert dies jedoch nichts.
Vor allem die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung des Ostalbkreises sind Bläse wichtig, vor allem in dieser Zeit. „Wir müssen das Neue, das Innovative unterstützen, weil wir uns dem alle stellen müssen. Dazu zählen KI oder die Digitalisierung – beides wird ganz massiv kommen“, blickt Bläse voraus. Darauf müssten sich die Unternehmen einlassen und zwar auch die kleinen und mittleren. Dazu zählt der Landrat auch die Forschung und Entwicklung im eigenen Betrieb, auch hierzu werde er die Unternehmen ermutigen. Hier stütze ihn auch der Kreistag, sodass Strukturen geschaffen werden könnten, die Hochschule und Unternehmen weiter zusammenbringen. „Das ist für mich Wirtschaftsförderung pur. Das müssen wir gemeinsam mit den Gemeinden machen, dazu mit dem Landkreis Heidenheim zusammen. Hier darf kein Konkurrenzdenken aufkommen“, so Bläse.
Einen wichtigen Ansatzpunkt sieht er in der Gründer- und Startup-Szene – und auch hier möchte Bläse nicht den Ostalbkreis einzäunen, auch hier soll mindestens der Landkreis Heidenheim mit ins Boot genommen werden. „Wir sind sicherlich nicht München oder Berlin. Ich glaube aber schon, dass wir hier eine Szene haben, die noch viel zu vereinzelt unterwegs ist. Hier versuche ich aktuell zu bündeln, um sagen zu können: Ja, wir sind eine Gründerregion, wir haben hier eine Start-up-Szene“, lässt Bläse einen Einblick in seine Vorhaben zu. Hierfür bedürfe es allerdings einer sogenannten „überkritischen Masse“, damit man auch in der Außenwelt wahrgenommen werde. In der Tat gibt es sowohl in Schwäbisch Gmünd (IN:IT), Aalen (INNO-Z)
„Wir müssen das Neue, das Innovative unterstützen, weil wir uns dem alle stellen müssen. Dazu zählen KI oder die Digitalisierung.“
und in Heidenheim (Dock 33) sogenannte Gründerzentren, die Gründern unterstützend unter die Arme greifen. „Innovation ist in diesem Fall meine Überschrift, das alles zu bündeln, halte ich für eine ganz spannende Aufgabe. Das Miteinander fällt natürlich aktuell hinten rüber. Da setze ich aber ganz stark auf unser Jubiläum in 2023, 50 Jahre Ostalbkreis. Da überlege ich jetzt schon, was man da alles auf die Beine stellen kann. Denn nach der Corona-Krise werden wir dieses Miteinander wieder benötigen“, ist sich Bläse sicher. Dies bezieht er jedoch nicht nur auf die Wirtschaft oder die angliedernde Gründerszene, hier schließt er alle mit ein, bis runter zur Familie als kleinste Einheit.
Die Krise in Gastronomie und Einzelhandel ist aktuell eine gravierende, ein Ladensterben wird vermutlich kaum zu verhindern sein – vermutlich sogar werden noch weitere negative Konsequenzen erst im Jahr 2022 auftreten, wenn beispielsweise Tilgungspläne starten und Unternehmen in diesen Bereichen finanziell
Landrat Joachim Bläse einfach nicht weiteragieren können. „Ganz so gravierend sehe ich das nicht. Ich denke schon, dass es den Handel weitergeben wird. Es wird nur einen anderen Handel geben. Ich kann die Einzelhändler nur dazu einladen, dieses Doppelangebot anzunehmen. Du brauchst den Einkauf als Erlebnis, doch jeder, der Handel betreibt, braucht auch ein Onlineangebot. Da muss man die Marktplätze noch einmal neu erfinden“, sagt Bläse. Ihm schwebt dabei ein Online-Marktplatz vor, in dem nicht jeder zu klein denken solle, in dem sich die regionalen Händler versammeln können. Eine Art Portal. Solch ein Angebot mache keinen Sinn für eine 5000-Einwohner-Kommune, solch ein Portal mache aber Sinn für die gesamte Region, den gesamten Ostalbkreis oder vielleicht sogar ganz Ostwürttemberg. „Das muss kommen und da gibt es auch schon gute Ansätze. Bislang aber noch recht verzettelt, da fehlt noch der große Wurf, bei dem vielleicht die Landes- und Bundesförderung helfen könnten“, sagt Bläse. Da dies kein primäres Aufgabengebiet eines Landrats sei, könne er selbst in diesem Punkt nur moderieren. Dazu glaube er, dass das Regionale, vor allem auch in der Gastronomie, einen noch höheren Stellenwert einnehmen werde und dass die Menschen künftig auch bereit dazu sein werden, dafür den einen oder anderen Euro mehr auszugeben. Das Ganze sei auch keine Blaupause für einen Science-Fiction-Film, Bläse sieht dieses Szenario einer gemeinsamen Online-Plattform schon recht nahe. „Ich glaube schon, dass da in diesem Jahr noch etwas gehen kann. Das muss auch kurzfristig passieren, denn die Händler benötigen endlich wieder eine Perspektive.“Da sei der Landrat durchaus sehr zuversichtlich – man darf gespannt sein, ob dieser Optimismus in diesem Jahr noch bestätigt wird.