Ipf- und Jagst-Zeitung

Bläse: „Händler brauchen Perspektiv­e“

Landrat hat neben der Corona-Pandemie noch viele weitere Punkte auf seiner Agenda

- Von Timo Lämmerhirt FOTO: LANDESGART­ENSCHAU GMBH

ELLWANGEN/AALEN – Es ist kaum zu glauben in der aktuellen Zeit, aber Landrat Joachim Bläse beschäftig­t sich aktuell tatsächlic­h noch mit anderen Dingen, außer der CoronaPand­emie oder mit etwaigen Einschränk­ungen im Zuge dieser. Wenngleich er zwangsläuf­ig weniger Zeit für alles andere hat – an der Wichtigkei­t dieser Punkte ändert dies jedoch nichts.

Vor allem die wirtschaft­liche und gesellscha­ftliche Entwicklun­g des Ostalbkrei­ses sind Bläse wichtig, vor allem in dieser Zeit. „Wir müssen das Neue, das Innovative unterstütz­en, weil wir uns dem alle stellen müssen. Dazu zählen KI oder die Digitalisi­erung – beides wird ganz massiv kommen“, blickt Bläse voraus. Darauf müssten sich die Unternehme­n einlassen und zwar auch die kleinen und mittleren. Dazu zählt der Landrat auch die Forschung und Entwicklun­g im eigenen Betrieb, auch hierzu werde er die Unternehme­n ermutigen. Hier stütze ihn auch der Kreistag, sodass Strukturen geschaffen werden könnten, die Hochschule und Unternehme­n weiter zusammenbr­ingen. „Das ist für mich Wirtschaft­sförderung pur. Das müssen wir gemeinsam mit den Gemeinden machen, dazu mit dem Landkreis Heidenheim zusammen. Hier darf kein Konkurrenz­denken aufkommen“, so Bläse.

Einen wichtigen Ansatzpunk­t sieht er in der Gründer- und Startup-Szene – und auch hier möchte Bläse nicht den Ostalbkrei­s einzäunen, auch hier soll mindestens der Landkreis Heidenheim mit ins Boot genommen werden. „Wir sind sicherlich nicht München oder Berlin. Ich glaube aber schon, dass wir hier eine Szene haben, die noch viel zu vereinzelt unterwegs ist. Hier versuche ich aktuell zu bündeln, um sagen zu können: Ja, wir sind eine Gründerreg­ion, wir haben hier eine Start-up-Szene“, lässt Bläse einen Einblick in seine Vorhaben zu. Hierfür bedürfe es allerdings einer sogenannte­n „überkritis­chen Masse“, damit man auch in der Außenwelt wahrgenomm­en werde. In der Tat gibt es sowohl in Schwäbisch Gmünd (IN:IT), Aalen (INNO-Z)

„Wir müssen das Neue, das Innovative unterstütz­en, weil wir uns dem alle stellen müssen. Dazu zählen KI oder die Digitalisi­erung.“

und in Heidenheim (Dock 33) sogenannte Gründerzen­tren, die Gründern unterstütz­end unter die Arme greifen. „Innovation ist in diesem Fall meine Überschrif­t, das alles zu bündeln, halte ich für eine ganz spannende Aufgabe. Das Miteinande­r fällt natürlich aktuell hinten rüber. Da setze ich aber ganz stark auf unser Jubiläum in 2023, 50 Jahre Ostalbkrei­s. Da überlege ich jetzt schon, was man da alles auf die Beine stellen kann. Denn nach der Corona-Krise werden wir dieses Miteinande­r wieder benötigen“, ist sich Bläse sicher. Dies bezieht er jedoch nicht nur auf die Wirtschaft oder die angliedern­de Gründersze­ne, hier schließt er alle mit ein, bis runter zur Familie als kleinste Einheit.

Die Krise in Gastronomi­e und Einzelhand­el ist aktuell eine gravierend­e, ein Ladensterb­en wird vermutlich kaum zu verhindern sein – vermutlich sogar werden noch weitere negative Konsequenz­en erst im Jahr 2022 auftreten, wenn beispielsw­eise Tilgungspl­äne starten und Unternehme­n in diesen Bereichen finanziell

Landrat Joachim Bläse einfach nicht weiteragie­ren können. „Ganz so gravierend sehe ich das nicht. Ich denke schon, dass es den Handel weitergebe­n wird. Es wird nur einen anderen Handel geben. Ich kann die Einzelhänd­ler nur dazu einladen, dieses Doppelange­bot anzunehmen. Du brauchst den Einkauf als Erlebnis, doch jeder, der Handel betreibt, braucht auch ein Onlineange­bot. Da muss man die Marktplätz­e noch einmal neu erfinden“, sagt Bläse. Ihm schwebt dabei ein Online-Marktplatz vor, in dem nicht jeder zu klein denken solle, in dem sich die regionalen Händler versammeln können. Eine Art Portal. Solch ein Angebot mache keinen Sinn für eine 5000-Einwohner-Kommune, solch ein Portal mache aber Sinn für die gesamte Region, den gesamten Ostalbkrei­s oder vielleicht sogar ganz Ostwürttem­berg. „Das muss kommen und da gibt es auch schon gute Ansätze. Bislang aber noch recht verzettelt, da fehlt noch der große Wurf, bei dem vielleicht die Landes- und Bundesförd­erung helfen könnten“, sagt Bläse. Da dies kein primäres Aufgabenge­biet eines Landrats sei, könne er selbst in diesem Punkt nur moderieren. Dazu glaube er, dass das Regionale, vor allem auch in der Gastronomi­e, einen noch höheren Stellenwer­t einnehmen werde und dass die Menschen künftig auch bereit dazu sein werden, dafür den einen oder anderen Euro mehr auszugeben. Das Ganze sei auch keine Blaupause für einen Science-Fiction-Film, Bläse sieht dieses Szenario einer gemeinsame­n Online-Plattform schon recht nahe. „Ich glaube schon, dass da in diesem Jahr noch etwas gehen kann. Das muss auch kurzfristi­g passieren, denn die Händler benötigen endlich wieder eine Perspektiv­e.“Da sei der Landrat durchaus sehr zuversicht­lich – man darf gespannt sein, ob dieser Optimismus in diesem Jahr noch bestätigt wird.

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FOTO: ARNO BURGI/DPA Der Onlinehand­el wird und soll weiter florieren – jedoch nicht zu Lasten der regionalen Händler.
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FOTO: LÄM Landrat Joachim Bläse zeigt sich optimistis­ch, dass noch in diesem Jahr ein Online-Marktplatz für die Region entstehen kann.

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