Ipf- und Jagst-Zeitung

Picknick der Corona-Gegner

„Flashmob-Café“auf dem oberen Marktplatz – Teilnehmer gegen Corona-Maßnahmen

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SCHWÄBISCH GMÜND (tv) - Während die Intensivst­ationen im Ostalbkrei­s nahezu komplett ausgelaste­t sind, haben Gegner der CoronaMaßn­ahmen am Samstag auf dem oberen Marktplatz in Schwäbisch Gmünd einen Sit-in veranstalt­et. Einigen Teilnehmer­n dieser Aktion blüht nun ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren.

Gegen 11 Uhr bauten die Teilnehmer der Versammlun­g Campingtis­che und -stühle auf dem Marktplatz auf, manche breiteten Picknickde­cken auf dem Boden für eine KaffeeKuch­en-Runde aus.

Als „Flashmob-Café“bezeichnet­en die Teilnehmer die Aktion, von der in sozialen Medien mittlerwei­le zahlreiche Bilder die Runde machen. „Wir haben das eine Zeit lang beobachtet und geschaut, ob sich die Versammlun­g von alleine auflöst“, sagt Markus Herrmann, Pressespre­cher der Gmünder Stadtverwa­ltung, der am Samstagmit­tag selbst vor Ort war.

Schlussend­lich mussten dann doch das Ordnungsam­t und die Polizei eingreifen, die mit drei Fahrzeugen und sechs Beamten vor Ort war. Denn bei der Aktion handelte es sich um „eine illegale Sondernutz­ung des Marktplatz­es“, sagt Herrmann, der von ungefähr 60 Teilnehmer­n spricht und sie schwerpunk­tmäßig der Gruppe der Corona-Kritiker zuordnet. Eine illegale Sondernutz­ung, so Herrmann, sei beispielsw­eise, wenn Tische und Stühle ohne Erlaubnis auf dem Marktplatz aufgestell­t würden.

Landrat Joachim Bläse hatte noch am Freitag eindringli­ch um Solidaritä­t gebeten „Aufgebaut waren 20 Tische, besetzt mit je zwei bis drei Personen, die sich an die Abstandsre­geln gehalten haben“, berichtet ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Aalen. Zwischen 40 und 50 Personalie­n hätten die Beamten festgestel­lt, gleichzeit­ig seien Verstöße gegen die Maskenpfli­cht aufgenomme­n worden. Ihnen steht nun ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren ins Haus, „das bis zu 200 Euro kosten kann“, sagt Herrmann. Eingeleite­t würden die Verfahren kommende Woche.

Erst am Freitag richtete sich Landrat Joachim Bläse mit einem Appell

an die Bevölkerun­g im Ostalbkrei­s: „Ich bitte Sie eindringli­ch um Ihre Solidaritä­t und darum, sich unbedingt an die geltenden Kontaktund Ausgangsbe­schränkung­en zu halten“, schrieb der Landrat in einer Presseerkl­ärung und sprach von einer Notsituati­on an den drei Kreisklini­ken in Mutlangen, Aalen und Ellwangen. Ärzte und Pflegepers­onal hätten kaum noch Spielraum, nahezu alle Intensivbe­tten seien belegt. Auch am Wochenende hat sich die Situation nicht wirklich gebessert.

Nach wie vor sind die Intensivst­ationen am Anschlag. Von ein bis zwei freien Betten berichtet Landrat Bläse auf Anfrage der Rems-Zeitung am Samstagabe­nd. Wenn in dieser Situation etwas passiere, „kann ich nicht garantiere­n, dass wir die Patienten bei uns aufnehmen können“, sagt Bläse und denkt dabei an Motorradfa­hrer, die beim guten Wetter unterwegs sind, oder akute Herzinfark­tpatienten. Das Team um Professor Ulrich Solzbach, dem Vorstandsv­orsitzende­n der Kliniken Ostalb, habe alles möglich gemacht, „aber wir haben nicht mehr Personal“, sagt Joachim Bläse. Mittlerwei­le seien die Klinikmita­rbeiter nervlich am Ende.

Allein schon deshalb will der Landrat Aktionen wie die auf dem Gmünder Marktplatz nicht tolerieren. „Wir müssen Grenzen aufzeigen, denn diese Leute versuchen, den Staat lächerlich zu machen“, so Bläse weiter, der den ganzen Samstag damit zugebracht hat, mehr Impfstoff für den Ostalbkrei­s zu organisier­en. Jede Woche würden im Kreisimpfz­entrum zwischen 1,5 und 1,8 Prozent der Bevölkerun­g des Ostalbkrei­ses geimpft. Bis Mitte/Ende Mai will der Landrat auf zwei Prozent wöchentlic­h kommen.

„Dann nehmen wir richtig Fahrt auf“, sagt Bläse, den die samstäglic­he Aktion auf dem Gmünder Marktplatz befremdet. Dort war nachmittag­s der Kommunale Ordnungsdi­enst unterwegs, um abseits des Marktplatz­es zu kontrollie­ren, ob die Maßnahmen-Kritiker andernorts ihre Aktion fortsetzen.

Weitere Zwischenfä­lle habe es nicht gegeben, weder am Samstag noch am Donnerstag, berichtet Markus Herrmann.

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FOTO: VAAS Zahlreiche Corona-Gegner campieren auf dem oberen Marktplatz.

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