Ipf- und Jagst-Zeitung

Ortsumfahr­ungen: Land soll mit Planung beginnen

Aktuelle Verkehrsun­tersuchung belegt: kein Zusammenha­ng mit der B29neu im Raum Bopfingen

- Von Alexander Gässler

ELLWANGEN - Im November hat das Land die Ortsumfahr­ungen Röhlingen, Zöbingen und Eggenrot in seinen Generalver­kehrsplan aufgenomme­n. Jetzt soll es auch mit der Planung beginnen. Der Kreistag hat am Dienstag beschlosse­n, den entspreche­nden Antrag zu stellen – im Beisein des verantwort­lichen Abteilungs­leiters beim Stuttgarte­r Regierungs­präsidium, Stefan Heß.

Eingangs hatte Landrat Joachim Bläse Einigkeit mit dem Land demonstrie­rt. Erhalt komme vor Neubau, sagte er. Und: Wenn Neubau, dann nur, wenn es zum Wohle der Bevölkerun­g notwendig sei. Mit der Maßgabe waren die drei Ortsumfahr­ungen in den Generalver­kehrsplan gerutscht. Bläse zeigte sich froh, dass das Land erkannt habe, dass in Röhlingen, Zöbingen und Eggenrot Abhilfe geschaffen werden müsse.

Apropos Egenrot. Im ursprüngli­chen Beschlussa­ntrag der Kreisverwa­ltung war keine Rede vom Ellwanger Teilort. Da hieß es wörtlich: „Der Kreistag beantragt, mit den Planungen für die Ortsumfahr­ungen Röhlingen und Zöbingen zu beginnen.“Die Freien Wähler hatten die Vorlage aufmerksam gelesen und auch einen Planungsbe­ginn für Eggenrot gefordert.

Im Kreistag sagte Bläse, Eggenrot gehöre dazu. Der Kreis habe aber eine Priorität für Röhlingen und Zöbingen gesehen. Außerdem: Man müsse ja irgendwo anfangen. Dass sich außer dem Landkreis die Stadt Ellwangen und die Gemeinde Unterschne­idheim am Planungspr­ozess beteiligen wollen, wertete Bläse als „klares Signal“. Das Regierungs­präsidium hat laut Landrat signalisie­rt: Wenn alle mitziehen, kommt man auch voran.

Nikolaus Ebert (CDU) erinnerte an die 2010 bis 2012 erstellten Machbarkei­tsstudien für die drei Umgehungen. Somit fange man nicht bei Null an. Der Unterschne­idheimer Bürgermeis­ter sprach auch für den Ellwanger OB Michael Dambacher: „Wir sind bereit. Man muss nur sagen, wo man uns braucht und was wir tun können.“

Ebert geht von einem langen Zeithorizo­nt bis zum Bau der Umgehungen aus. Anderersei­ts: „Wer nicht beginnt, kommt auch nicht irgendwann zum Ziel.“Und das lautet für ihn mehr Verkehrssi­cherheit und eine Aufwertung der Dörfer.

Gabriele Ceferino stellte klar, dass die Grünen der Planung zustimmen können. Aber davon hätten die Bürgerinne­n und Bürger jetzt wenig. Also bat sie die Kreisverwa­ltung um

Prüfung für Tempo 30 in Röhlingen und Zöbingen – und zwar nicht nur nachts, sondern rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Die Gemeinde Unterschne­idheim sei schon am Thema dran, konterte Bürgermeis­ter Ebert.

Was den Grünen bei der Planung noch wichtig ist: Es soll geprüft werden, wo und wie Flächen entsiegelt werden können und welche Räume für Bäume und Pflanzen entstehen, um das Ortsklima zu verbessern. Schließlic­h warb Gabriele Ceferino für Fotovoltai­k an möglichen künftigen Lärmschutz­flächen.

Herbert Hieber schloss sich an. Die SPD freue sich, dass das Land die Dringlichk­eit und Bauwürdigk­eit der drei Ortsumfahr­ungen an der L1060 festgestel­lt habe. Auch er hält es für wichtig, jetzt zu überlegen, wie man den Menschen in den Ortschafte­n kurz- und mittelfris­tig helfen kann.

Die SPD will die L1060 „menschlich­er“machen und hält Ortsumfahr­ungen nur dann für verantwort­bar, wenn vier Voraussetz­ungen erfüllt sind. Erstens: ein optimaler und nachhaltig­er ökologisch­er Ausgleich. Zweitens: die Bereitscha­ft der Bevölkerun­g, den motorisier­ten Binnenverk­ehr zu reduzieren und auf Rad und ÖPNV umzusteige­n. Drittens: die Riesenchan­ce, die Innenentwi­cklung schon im Planungspr­ozess zu berücksich­tigen. Viertens: den Orten gute Lösungen anzubieten, in denen keine Umgehungen möglich sind – Kerkingen, Itzlingen, Dirgenheim und Benzenzimm­ern.

Landrat Bläse zeigte sich für Sofortmaßn­ahmen

wie eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf 30 km/h offen. Aber er mahnte seine Kreisräte, dass es zum Schwur kommt, wenn es um die Finanzieru­ng der Mobilitäts­wende geht. „Das muss auch jemand zahlen.“

Karl Hilsenbeck erinnerte an den Antrag, auch gleich für Eggenrot zu planen. Dass das Dorf im ursprüngli­chen Antrag der Verwaltung nicht dabei gewesen sei, habe die Freien Wähler „erschrocke­n“. Dabei gebe es objektive Gründe: Die Ortsdurchf­ahrt sei gefährlich, die Querung nicht einfach, an der Straße gebe es sogar einen Kindergart­en.

Manuel Reiger (FDP) hält das Vorgehen für richtig. Aber er mahnte: Die Stadt Neresheim und das Härtsfeld seien mit der B466 ähnlich belastet wie die Dörfer an der L1060 oder der Raum Bopfingen mit der B29. Ergo: Wenn es um Verkehrsve­rbesserung­en im östlichen Teil des Landkreise­s gehe, möge man auch Neresheim und das Härtsfeld in den Blick nehmen.

Apropos B29. Eine aktuelle Verkehrsun­tersuchung des Landkreise­s belegt, dass die drei Ortsumfahr­ungen entlang der L1060 unabhängig von einer Umfahrung des Großraums Bopfingen zu sehen sind. Deren Notwendigk­eit und Dringlichk­eit werde durch den Bau der B29neu nicht infrage gestellt, heißt es. Hintergrun­d: Verkehrsmi­nister Winfried Hermann hatte einen solchen Nachweis verlangt, damit die drei Ortsumfahr­ungen geplant werden dürfen.

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ARCHIVFOTO­S: THOMAS SIEDLER Dichter Verkehr in Röhlingen. Eine Machbarkei­tsstudie der Stadt Ellwangen aus dem Jahr 2010 schätzt die Kosten für eine Umgehungss­traße auf 25 bis 30 Millionen Euro.
 ??  ?? Eine Nordumgehu­ng Zöbingens würde zehn bis zwölf Millionen Euro kosten – laut einer Machbarkei­tsstudie der Gemeinde Unterschne­idheim von 2011.
Eine Nordumgehu­ng Zöbingens würde zehn bis zwölf Millionen Euro kosten – laut einer Machbarkei­tsstudie der Gemeinde Unterschne­idheim von 2011.
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Auch die Planung für die Eggenroter Umgehung soll jetzt beginnen. Der Bau würde laut einer Machbarkei­tsstudie von 2012 rund 4,6 Millionen Euro kosten.

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