Ortsumfahrungen: Land soll mit Planung beginnen
Aktuelle Verkehrsuntersuchung belegt: kein Zusammenhang mit der B29neu im Raum Bopfingen
ELLWANGEN - Im November hat das Land die Ortsumfahrungen Röhlingen, Zöbingen und Eggenrot in seinen Generalverkehrsplan aufgenommen. Jetzt soll es auch mit der Planung beginnen. Der Kreistag hat am Dienstag beschlossen, den entsprechenden Antrag zu stellen – im Beisein des verantwortlichen Abteilungsleiters beim Stuttgarter Regierungspräsidium, Stefan Heß.
Eingangs hatte Landrat Joachim Bläse Einigkeit mit dem Land demonstriert. Erhalt komme vor Neubau, sagte er. Und: Wenn Neubau, dann nur, wenn es zum Wohle der Bevölkerung notwendig sei. Mit der Maßgabe waren die drei Ortsumfahrungen in den Generalverkehrsplan gerutscht. Bläse zeigte sich froh, dass das Land erkannt habe, dass in Röhlingen, Zöbingen und Eggenrot Abhilfe geschaffen werden müsse.
Apropos Egenrot. Im ursprünglichen Beschlussantrag der Kreisverwaltung war keine Rede vom Ellwanger Teilort. Da hieß es wörtlich: „Der Kreistag beantragt, mit den Planungen für die Ortsumfahrungen Röhlingen und Zöbingen zu beginnen.“Die Freien Wähler hatten die Vorlage aufmerksam gelesen und auch einen Planungsbeginn für Eggenrot gefordert.
Im Kreistag sagte Bläse, Eggenrot gehöre dazu. Der Kreis habe aber eine Priorität für Röhlingen und Zöbingen gesehen. Außerdem: Man müsse ja irgendwo anfangen. Dass sich außer dem Landkreis die Stadt Ellwangen und die Gemeinde Unterschneidheim am Planungsprozess beteiligen wollen, wertete Bläse als „klares Signal“. Das Regierungspräsidium hat laut Landrat signalisiert: Wenn alle mitziehen, kommt man auch voran.
Nikolaus Ebert (CDU) erinnerte an die 2010 bis 2012 erstellten Machbarkeitsstudien für die drei Umgehungen. Somit fange man nicht bei Null an. Der Unterschneidheimer Bürgermeister sprach auch für den Ellwanger OB Michael Dambacher: „Wir sind bereit. Man muss nur sagen, wo man uns braucht und was wir tun können.“
Ebert geht von einem langen Zeithorizont bis zum Bau der Umgehungen aus. Andererseits: „Wer nicht beginnt, kommt auch nicht irgendwann zum Ziel.“Und das lautet für ihn mehr Verkehrssicherheit und eine Aufwertung der Dörfer.
Gabriele Ceferino stellte klar, dass die Grünen der Planung zustimmen können. Aber davon hätten die Bürgerinnen und Bürger jetzt wenig. Also bat sie die Kreisverwaltung um
Prüfung für Tempo 30 in Röhlingen und Zöbingen – und zwar nicht nur nachts, sondern rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Die Gemeinde Unterschneidheim sei schon am Thema dran, konterte Bürgermeister Ebert.
Was den Grünen bei der Planung noch wichtig ist: Es soll geprüft werden, wo und wie Flächen entsiegelt werden können und welche Räume für Bäume und Pflanzen entstehen, um das Ortsklima zu verbessern. Schließlich warb Gabriele Ceferino für Fotovoltaik an möglichen künftigen Lärmschutzflächen.
Herbert Hieber schloss sich an. Die SPD freue sich, dass das Land die Dringlichkeit und Bauwürdigkeit der drei Ortsumfahrungen an der L1060 festgestellt habe. Auch er hält es für wichtig, jetzt zu überlegen, wie man den Menschen in den Ortschaften kurz- und mittelfristig helfen kann.
Die SPD will die L1060 „menschlicher“machen und hält Ortsumfahrungen nur dann für verantwortbar, wenn vier Voraussetzungen erfüllt sind. Erstens: ein optimaler und nachhaltiger ökologischer Ausgleich. Zweitens: die Bereitschaft der Bevölkerung, den motorisierten Binnenverkehr zu reduzieren und auf Rad und ÖPNV umzusteigen. Drittens: die Riesenchance, die Innenentwicklung schon im Planungsprozess zu berücksichtigen. Viertens: den Orten gute Lösungen anzubieten, in denen keine Umgehungen möglich sind – Kerkingen, Itzlingen, Dirgenheim und Benzenzimmern.
Landrat Bläse zeigte sich für Sofortmaßnahmen
wie eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h offen. Aber er mahnte seine Kreisräte, dass es zum Schwur kommt, wenn es um die Finanzierung der Mobilitätswende geht. „Das muss auch jemand zahlen.“
Karl Hilsenbeck erinnerte an den Antrag, auch gleich für Eggenrot zu planen. Dass das Dorf im ursprünglichen Antrag der Verwaltung nicht dabei gewesen sei, habe die Freien Wähler „erschrocken“. Dabei gebe es objektive Gründe: Die Ortsdurchfahrt sei gefährlich, die Querung nicht einfach, an der Straße gebe es sogar einen Kindergarten.
Manuel Reiger (FDP) hält das Vorgehen für richtig. Aber er mahnte: Die Stadt Neresheim und das Härtsfeld seien mit der B466 ähnlich belastet wie die Dörfer an der L1060 oder der Raum Bopfingen mit der B29. Ergo: Wenn es um Verkehrsverbesserungen im östlichen Teil des Landkreises gehe, möge man auch Neresheim und das Härtsfeld in den Blick nehmen.
Apropos B29. Eine aktuelle Verkehrsuntersuchung des Landkreises belegt, dass die drei Ortsumfahrungen entlang der L1060 unabhängig von einer Umfahrung des Großraums Bopfingen zu sehen sind. Deren Notwendigkeit und Dringlichkeit werde durch den Bau der B29neu nicht infrage gestellt, heißt es. Hintergrund: Verkehrsminister Winfried Hermann hatte einen solchen Nachweis verlangt, damit die drei Ortsumfahrungen geplant werden dürfen.