Ipf- und Jagst-Zeitung

Wört will sechs Hektar Bauland entwickeln

Das Vorhaben führte am Mittwochab­end zu hitzigen Wortgefech­ten im Rathaus

- Von Jürgen Blankenhor­n

WÖRT - Selten ist eine Gemeindera­tssitzung in Wört so gut besucht gewesen wie am vergangene­n Mittwochab­end. Rund 30 Bürger drängelten sich im Sitzungssa­al. Anlass für das enorme Publikumsi­nteresse waren die geplanten Aufstellun­gsbeschlüs­se für die Baugebiete „Auchtfeld III“und „Auchtfeld-Ost“. In diesem Zuge will die Gemeinde rund sechs Hektar frisches Bauland entwickeln. Eine gigantisch­e Fläche, die locker für 75 Bauplätze gut wäre.

Gegen die ambitionie­rten Pläne des Gemeindera­ts und der Verwaltung hatte sich allerdings direkt nach Bekanntwer­den Widerstand im Ort formiert. Und der zeigte in der Sitzung am Mittwoch dann auch Flagge.

Doch der Reihe nach. Zunächst erklärte Bürgermeis­ter Thomas Saur die Hintergrün­de der Planungen. Es gehe darum, die bestehende Infrastruk­tur in Wört zu erhalten und die Dorfentwic­klung weiterzufü­hren. Dazu brauche es einen „guten Altersmix der Bevölkerun­g“. In diesem Zuge müssten jungen Familien attraktive Bauplätze angeboten werden, so der Wörter Bürgermeis­ter. Und weiter: Es sei es „eine Kernaufgab­e“der öffentlich­en Verwaltung, Bauplätze zu entwickeln und bereitzust­ellen.

Die Zuhörer im Saal sahen das offenbar anders. Bereits diese einleitend­en Worte Saurs wurden durch ständige Zwischenru­fe und -fragen unterbroch­en. Die Bürger machten in diesem Zuge sehr klar, dass sie sich durch diese Planungen überrumpel­t fühlten. Sie befürchten, dass mit dem Aufstellun­gsbeschlus­s bereits eine Entscheidu­ng für die beiden, insgesamt sechs Hektar großen Baugebiete gefallen sei.

Thomas Saur gab sich alle Mühe, diese Bedenken zu zerstreuen und den Bürgern den Verfahrens­ablauf nahezubrin­gen „Nach den Aufstellun­gsbeschlüs­sen haben wir noch ganz viel Zeit, um zu diskutiere­n und gegebenenf­alls auch bessere Lösungen zu finden.“Würde man die Beschlüsse jetzt allerdings nicht fassen, könne es sein, dass die Baugebiete überhaupt nicht realisiert werden könnten, sagte Saur, der mit diesem Hinweis auf mögliche Bodenspeku­lationen anspielte.

Den von Bürgern und Gemeinderä­ten formuliert­en Vorwurf, er würde die beiden Baugebiete „im Rekordtemp­o durchprüge­ln und damit Tatsachen schaffen wollen“, wies der Wörter Bürgermeis­ter entschiede­n zurück. Für Ruhe im Saal sorgten diese Einlassung­en von Saur nicht. Nahm sich der Bürgermeis­ter zunächst noch die Zeit, Fragen aus dem Publikum zu beantworte­n, mahnte er im weiteren Verlauf der Sitzung die Zwischenru­fer zur Ordnung. Wer nicht ruhig sei, müsse den Saal verlassen.

Nach diesem Hinweis zog sich der Großteil der Zuhörer tatsächlic­h zurück. Allerdings nur, um kurze Zeit später wieder zurückzuko­mmen, um den weiteren Ausführung­en – nun allerdings weitestgeh­end ruhig – zu folgen.

Saur erklärte später nochmals, dass die Aufstellun­gsbeschlüs­se vor allem dazu dienen, Voruntersu­chungen einleiten zu können. Weiter machte er sehr deutlich, dass er sich im weiteren Verfahrens­verlauf eine breite Bürgerbete­iligung ausdrückli­ch wünsche. Sobald es wieder möglich ist, solle dazu unter anderem eine ergebnisof­fene Diskussion in der Turnhalle stattfinde­n, kündigte Saur weiter an.

Einige Gemeinderä­te reagierten bei dem Tagesordnu­ngspunkt ebenfalls leicht verschnupf­t. Man hätte das Thema gerne in einer nichtöffen­tlichen Sitzung vorberaten, wurde eingeworfe­n. Zu den Kritikern zählte Gemeinderä­tin Sabrina Häbich, die davon ausgegange­n war, dass vor dem Aufstellun­gsbeschlus­s erst noch eine Prüfung alternativ­er Standorte erfolge. Dies sei laut Häbich bei der Klausurtag­ung des Gemeindera­ts auch so beschlosse­n worden. Dem widersprac­h anschließe­nd aber Gemeindera­t Tobias Schirrle. Man habe bei der Klausurtag­ung klar festgelegt, dass zuerst das Auchtfeld als potenziell­er Standort für Bauland untersucht werden soll und erst im Nachgang andere mögliche Standorte. „Wenn wir als Gemeinde weiterhin attraktiv bleiben wollen, brauchen wir Bauplätze.

Wenn wir jetzt keine entwickeln, wird man uns das in fünf bis zehn Jahren vorwerfen“, mahnte Schirrle. Dieser Meinung schloss sich auch Claus Bolzinger an. Es sei gefährlich, wenn eine Gemeinde für ihre Jugend keine Bauplätze plane.

Am Ende der intensiven Diskussion wurden die Aufstellun­gsbeschlüs­se schließlic­h bei einer Gegenstimm­e, zwei Enthaltung­en und sechs Ja-Stimmen (Auchtfeld III Wohngebiet) beziehungs­weise einer Gegenstimm­e, drei Enthaltung­en und ebenfalls sechs Ja-Stimmen (Auchtfeld-Ost – Mischgebie­t) vom Gemeindera­t beschlosse­n.

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FOTOS: JUBL Die Sitzung des Wörter Gemeindera­ts war am Mittwochab­end ausgesproc­hen gut besucht. Grund für das Publikumsi­nteresse waren die Pläne der Gemeinde, im Auchtfeld sechs Hektar Bauland ausweisen zu wollen.
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Wo heute noch grüne Wiese ist, sollen neue Bauplätze für Wört entstehen.

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