Es sterben immer jüngere Menschen
Die meisten Toten sind zwischen 60 und 79 – Mehr als 14 000 Positivfälle seit Pandemiebeginn im Ostalbkreis
ELLWANGEN - Während BadenWürttembergs Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) Öffnungsperspektiven für Gastronomie, Einzelhandel und Tourismus in Aussicht gestellt hat, sinkt im Ostalbkreis die Zahl der aktiven Fälle nur langsam. 1310 gab es am Donnerstag. Auch der Inzidenzwert hält sich noch oberhalb der 200er-Grenze: am Donnerstag bei 214,6, am Freitag bei 213,4.
Doch warum liegt die Region in den aktuellen und täglich erscheinenden Lageberichten des Landesgesundheitsamts oftmals im oberen Drittel, vor allem mit Blick auf die Neuinfektionen? Zum Teil erlangte der Ostalbkreis sogar schon die traurige Spitze bei den Werten der Landkreise. Einzig der Stadtkreis Stuttgart verzeichnete mehr. Genauso sah es bereits bei den Todeszahlen aus. Die Erklärungen aus dem Landratsamt sind da wenig aufschlussreich. „Wir haben nach wie vor ein diffuses Geschehen und können keine größeren Hotspots ausmachen“, gibt Susanne Dietterle, Sprecherin der Kreisverwaltung, auf Nachfrage Auskunft. Am Dienstag hat der Kreis mit Blick auf die Gesamt-Infektionszahlen die 14 000er-Marke gerissen. Stand Donnerstag hat es seit Ausbruch der Pandemie nun 14 212 Positivfälle gegeben. 714 Menschen haben sich innerhalb einer Woche im gesamten Kreisgebiet mit Sars-CoV-2 angesteckt.
Seit März des vergangenen Jahres sind im Ostalbkreis inzwischen 357 Menschen im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus gestorben, allein von Donnerstag auf Freitag kamen hier neun Todesfälle dazu. Dabei beobachtet das zuständige Gesundheitsamt bei den Todesfällen eine Verschiebung der Altersgruppen. Bis einschließlich Februar dieses Jahres sei die Mehrzahl der Verstorbenen älter als 80 Jahre gewesen, heißt es vonseiten der Behörde. Seit März hingegen sterben die meisten infizierten Menschen im Alter zwischen 60 und 79 Jahren. „Anders als teilweise noch diesen Winter lassen sich die Verstorbenen nicht mehr einem größeren Ausbruch zuordnen“, so Dietterle.
Die Rede ist beispielsweise von etlichen Infektionen in einem Seniorenheim Ende Dezember des vergangenen Jahres in Schwäbisch Gmünd. Damals starben 29 Menschen an oder mit den Folgen einer Covid-19Erkrankung.
Nun gelte auch bei den Todesfällen ein diffuses Verhalten.
Der Höchststand an Todesfällen wurde laut Landratsamt im Januar registriert. 88 Menschen starben, dazu 30 im Februar, jeweils 20 im März und April. Allerdings könne es sein, dass für diese beiden Monate noch Zahlen nachgemeldet werden.
Aufgrund der Zusicherung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), mehr Impfstoff zu liefern, seien Rückstellungen verimpft worden, so Lucha gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. Die Lieferungen aber blieben bislang aus. Zentren wie Ulm haben mittlerweile beinahe alles aufgebraucht, müssen nun von anderen Kreisen versorgt werden. Im Kreisimpfzentrum in Aalen sei die Lage hingegen unverändert. „Wir erhalten den Impfstoff wie avisiert und müssen auch keine Termine absagen“, so die Auskunft von Pressereferentin Dietterle.
Laut des DIVI-Intensivregisters waren am Mittwoch die Intensivkapazitäten im Land zu 88,7 Prozent belegt. An den Kliniken im Ostalbkreis ist die Lage ebenfalls angespannt. Laut der Datenbank mit Stand vom Donnerstag ist die Ellwanger SanktAnna-Virngrund-Klinik vollständig belegt. In Aalen sind noch Betten frei, in Mutlangen taucht bei der Eingabe in die Auswahlmaske ein in gelber Signalfarbe markiertes „begrenzt“auf. Berücksichtigt werde neben der Bettenauslastung auch die Personalsituation sowie die Arbeitsbelastung.
Deutlich weniger Neuinfektionen registriert das Landesgesundheitsamt am Donnerstag, nämlich minus 48. Allerdings bleibt die Sieben-TageInzidenz nach wie vor oberhalb der 200er-Grenze. Innerhalb einer Woche und pro 100 000 Einwohner haben sich 214,6 Menschen infiziert. Die Zahl der Gesamtfälle steigt um 80 auf 14 268. Im gesamten Kreisgebiet haben sich in den vergangenen sieben Tagen 674 Menschen angesteckt.
Am Freitag sieht es so aus: Seit beginn der Pandemie sind nun insgesamt 14 357 Fälle gemeldet, wieder 89 mehr als am Vortag. 357 Menschen sind tot, neun mehr als am Vortag.