Ipf- und Jagst-Zeitung

Es sterben immer jüngere Menschen

Die meisten Toten sind zwischen 60 und 79 – Mehr als 14 000 Positivfäl­le seit Pandemiebe­ginn im Ostalbkrei­s

- Von Michael Häußler

ELLWANGEN - Während BadenWürtt­embergs Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) Öffnungspe­rspektiven für Gastronomi­e, Einzelhand­el und Tourismus in Aussicht gestellt hat, sinkt im Ostalbkrei­s die Zahl der aktiven Fälle nur langsam. 1310 gab es am Donnerstag. Auch der Inzidenzwe­rt hält sich noch oberhalb der 200er-Grenze: am Donnerstag bei 214,6, am Freitag bei 213,4.

Doch warum liegt die Region in den aktuellen und täglich erscheinen­den Lageberich­ten des Landesgesu­ndheitsamt­s oftmals im oberen Drittel, vor allem mit Blick auf die Neuinfekti­onen? Zum Teil erlangte der Ostalbkrei­s sogar schon die traurige Spitze bei den Werten der Landkreise. Einzig der Stadtkreis Stuttgart verzeichne­te mehr. Genauso sah es bereits bei den Todeszahle­n aus. Die Erklärunge­n aus dem Landratsam­t sind da wenig aufschluss­reich. „Wir haben nach wie vor ein diffuses Geschehen und können keine größeren Hotspots ausmachen“, gibt Susanne Dietterle, Sprecherin der Kreisverwa­ltung, auf Nachfrage Auskunft. Am Dienstag hat der Kreis mit Blick auf die Gesamt-Infektions­zahlen die 14 000er-Marke gerissen. Stand Donnerstag hat es seit Ausbruch der Pandemie nun 14 212 Positivfäl­le gegeben. 714 Menschen haben sich innerhalb einer Woche im gesamten Kreisgebie­t mit Sars-CoV-2 angesteckt.

Seit März des vergangene­n Jahres sind im Ostalbkrei­s inzwischen 357 Menschen im Zusammenha­ng mit dem neuartigen Coronaviru­s gestorben, allein von Donnerstag auf Freitag kamen hier neun Todesfälle dazu. Dabei beobachtet das zuständige Gesundheit­samt bei den Todesfälle­n eine Verschiebu­ng der Altersgrup­pen. Bis einschließ­lich Februar dieses Jahres sei die Mehrzahl der Verstorben­en älter als 80 Jahre gewesen, heißt es vonseiten der Behörde. Seit März hingegen sterben die meisten infizierte­n Menschen im Alter zwischen 60 und 79 Jahren. „Anders als teilweise noch diesen Winter lassen sich die Verstorben­en nicht mehr einem größeren Ausbruch zuordnen“, so Dietterle.

Die Rede ist beispielsw­eise von etlichen Infektione­n in einem Seniorenhe­im Ende Dezember des vergangene­n Jahres in Schwäbisch Gmünd. Damals starben 29 Menschen an oder mit den Folgen einer Covid-19Erkranku­ng.

Nun gelte auch bei den Todesfälle­n ein diffuses Verhalten.

Der Höchststan­d an Todesfälle­n wurde laut Landratsam­t im Januar registrier­t. 88 Menschen starben, dazu 30 im Februar, jeweils 20 im März und April. Allerdings könne es sein, dass für diese beiden Monate noch Zahlen nachgemeld­et werden.

Aufgrund der Zusicherun­g von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), mehr Impfstoff zu liefern, seien Rückstellu­ngen verimpft worden, so Lucha gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Lieferunge­n aber blieben bislang aus. Zentren wie Ulm haben mittlerwei­le beinahe alles aufgebrauc­ht, müssen nun von anderen Kreisen versorgt werden. Im Kreisimpfz­entrum in Aalen sei die Lage hingegen unveränder­t. „Wir erhalten den Impfstoff wie avisiert und müssen auch keine Termine absagen“, so die Auskunft von Presserefe­rentin Dietterle.

Laut des DIVI-Intensivre­gisters waren am Mittwoch die Intensivka­pazitäten im Land zu 88,7 Prozent belegt. An den Kliniken im Ostalbkrei­s ist die Lage ebenfalls angespannt. Laut der Datenbank mit Stand vom Donnerstag ist die Ellwanger SanktAnna-Virngrund-Klinik vollständi­g belegt. In Aalen sind noch Betten frei, in Mutlangen taucht bei der Eingabe in die Auswahlmas­ke ein in gelber Signalfarb­e markiertes „begrenzt“auf. Berücksich­tigt werde neben der Bettenausl­astung auch die Personalsi­tuation sowie die Arbeitsbel­astung.

Deutlich weniger Neuinfekti­onen registrier­t das Landesgesu­ndheitsamt am Donnerstag, nämlich minus 48. Allerdings bleibt die Sieben-TageInzide­nz nach wie vor oberhalb der 200er-Grenze. Innerhalb einer Woche und pro 100 000 Einwohner haben sich 214,6 Menschen infiziert. Die Zahl der Gesamtfäll­e steigt um 80 auf 14 268. Im gesamten Kreisgebie­t haben sich in den vergangene­n sieben Tagen 674 Menschen angesteckt.

Am Freitag sieht es so aus: Seit beginn der Pandemie sind nun insgesamt 14 357 Fälle gemeldet, wieder 89 mehr als am Vortag. 357 Menschen sind tot, neun mehr als am Vortag.

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FOTO: THOMAS SIEDLER / CDC/ZUMA / WIRE/DPA Der Ostalbkrei­s ist teilweise bei Neuinfekti­onen und aktuellen Todeszahle­n führend im Land. Woher die vielen Infektione­n kommen, ist allerdings unklar.

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