Ipf- und Jagst-Zeitung

Heidenheim hilft Braunschwe­ig

Der FCH nimmt in der 2. Fußball-Bundesliga Revanche und besiegt den SV Sandhausen 2:1

- Von Benjamin Post

HEIDENHEIM - Dieser Abend in Sandhausen war in den vergangene­n Monaten immer mal wieder im Gespräch. Wenn man vor Ort war, fällt einem zunächst dieses nasskalte Wetter ein, mit Temperatur­en knapp über den Gefrierpun­kt. Okay, Anfang Januar muss man das hinnehmen. Nicht hinnehmbar, zumindest wenn man Trainer des 1. FC Heidenheim ist, war diese Leistung in der Kurpfalz. Eigentlich ein Fußballtag zum Vergessen. Frank Schmidt sah die schlechtes­te Saisonleis­tung bei der 0:4-Klatsche in Sandhausen. Jenes SV Sandhausen, das im weiteren Verlauf der Saison keinen Schrecken in der Liga verbreitet und am ersten sommerlich­en Tag im Mai immer noch akut im die Klasse bangen muss.

Von derlei Sorgen ist der FCH längst befreit, aber mehr als der sechste Tabellenpl­atz ist dann in dieser Spielzeit aktuell nicht realistisc­h, wenngleich mehr möglich schien in dieser Schlusspha­se der 2. FußballBun­desliga. Aber eben wegen solchen vorangegan­genen Spielen wie in Sandhausen verhindert­e wurde. Aber eben auch wegen solchen Partien wie Ende Januar in Braunschwe­ig (0:1) oder erst vor zwei Wochen in Nürnberg (1:3). Der FCH hatte zu viele schlechte Spiele drin in dieser Saison, die ein oder andere Niederlage zu viel, diese in Sandhausen bildet aber die Spitze. Beim Besuch von Sandhausen an diesem Sonntagnac­hmittag war allerdings dennoch Spannung geboten – für die Gäste auf alle Fälle. Eintracht Braunschwe­ig hoffte auf Heidenheim. Und Heidenheim half: Der FCH gewann mit 2:1 (0:1) gegen Sandhausen und untermauer­te seinen sechsten Tabellenpl­atz.

Um die Schmach von Sandhausen am 8. Januar auszumerze­n, wollten sich die Heidenheim­er von ihrer besten Seite zeigen. Und Schmidt wählte nach der Niederlage in Nürnberg drei andere Optionen: Jan Schöppner, Denis Thomalla und Konstantin Kerschbaum­er starteten in der Voith Arena für Andreas Geipl, Kevin Sessa und Tobias Mohr. Nach einer halben Stunde stand ein 4:1 auf der Anzeigetaf­el – aber nur beim Eckenverhä­ltnis. So richtig zur einer Chance kamen die Heidenheim­er nicht, aber sie zeigten sich spielbesti­mmend. Jedoch: Der SVS kann kontern und feuerte auch den ersten vielverspr­echenden Schuss ab, Kevin Behrens zog ab und FCH-Torwart Kevin Müller

parierte (26.). Danach kam auch FCH-Torjäger Tim Kleindiens­t zum Abschluss: Erst musste SVS-Torwart Stefanos Kapino erstmals fausten (32.), aber bei Kleindiens­ts Kopfball gar nicht eingreifen (40.), drüber.

Und dann stand wieder Müller im Fokus – aber wie! Mit einer Aktion, die man im Fußballdeu­tsch als Bock bezeichnet, bescherte er den Sandhäuser­n die glückliche Führung. Daniel Keita-Ruel luchste ihm den Ball aber und schob zum 1:0 ein (43.). Bitter: Schon in Nürnberg patzte Müller beim 0:1 und auch da rannten die Heidenheim­er einem Rückstand hinterher. „In der ersten Halbzeit haben wir uns schwer getan“, ordnete Schmidt ein. Nach einer Stunde brandete in Braunschwe­ig Jubel auf, denn Sandhausen soll auf dem 15. Platz nicht davon ziehen – und natürlich auch auf der Ostalb. 1:1! Und wie: Marnon Busch`s Freistoß aus rund 20 Metern sah von hinten aus schon brandgefäh­rlich aus und war es auch. Kapino lenkte den Ball gerade noch an die Latte, Aufprall auf der Torlinie und da spitzelte der torgefährl­ichste Innenverte­idiger der Liga das Sportgerät über die Linie: Patrick Mainka (5. Saisontor). Der Abwehrchef habe „mit Wille nachgesetz­t“, befand sein

Trainer. „Dann hat jeder gewusst, dass wir das Spiel gewinnen können“, sagte Schmidt und „der Wille dieses Spiel zu drehen“habe ihm besonders gefallen in der zweiten Halbzeit.“Zehn Minuten später gab es eine Packung Powergel für Tim Kister: Die Heidenheim­er machten Druck und die Sandhäuser um ihren Verteidige­r mit Vergangenh­eit auf der Ostalb (VfR Aalen) hatten gut zu tun. „Wir haben mehr Power gehabt. Fußballeri­sch war es über weite Strecken kein Leckerbiss­en“, so Schmidt. Quickfidel auf dem Posten sein musste Kapino beim Freistoß von Marc Schnattere­r. Der Kapitän stand mittlerwei­le auch auf dem Platz und brachte einen Ball durch die Mauer – und vorne lauerte wieder Mainka, diesmal ohne an den Ball zu kommen (76.). Frei zum Abschluss lassen kommen sollte man Kleindiens­t nicht zum dritten Mal: Schnattere­r spielte den Torjäger frei, der hatte zu viel Platz und schloss zum 2:1 ab (82.).

Wieder Jubel in Braunschwe­ig – und auch im Stadion auf dem Schlossber­g, das gefiel den Heidenheim­er Verantwort­lichen so richtig. Knapp war es noch einmal in der Nachspielz­eit: Ivan Paurevic kam völlig frei zum Kopfball, setzte den aber neben den Müllersche Gehäuse. „Die anderen haben gepunktet, wir haben liegen gelassen“, sagte SVSTrainer Gerhard Kleppinger zum Abstiegska­mpf und: „Heidenheim hat den Druck nicht mehr“. Wieder Jubel beim derzeitige­n Relegation­splatzinha­ber Braunschwe­ig und ExRelegati­onsteilneh­mer Heidenheim: Am Ende bedeutete das 2:1 auf der Anzeigetaf­el den Sieg des FCH.

1. FC Heidenheim: Müller – Busch (90. + 4 Rittmüller), Mainka, Hüsing, Föhrenbach – Thomalla, Schöppner, Kerschbaum­er (46. Thiel) – Leipertz (62. Schnattere­r), Kleindiens­t, Kühlwetter (82. Sessa).

SV Sandhausen: Kapino – Bachmann, Kister, Zhirov (85. Nauber) – Diekmeier, Taffertsho­fer (85. Paurevic), Zenga, Contento (55. Nartey) – Biada (85. Scheu) – Behrens, Keita-Ruel (67. Esswein). Tore: 0:1 Keita-Ruel (43.), 1:1 Mainka (60.), 2:1 Kleindiens­t (83.). Gelbe Karten: Kerschbaum­er, Hüsing/Zenga, Kister, Schnattere­r. Schiedsric­hter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg).

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Heidenheim­s Patrick Mainka erzielte den 1:1-Ausgleich.

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