Heidenheim hilft Braunschweig
Der FCH nimmt in der 2. Fußball-Bundesliga Revanche und besiegt den SV Sandhausen 2:1
HEIDENHEIM - Dieser Abend in Sandhausen war in den vergangenen Monaten immer mal wieder im Gespräch. Wenn man vor Ort war, fällt einem zunächst dieses nasskalte Wetter ein, mit Temperaturen knapp über den Gefrierpunkt. Okay, Anfang Januar muss man das hinnehmen. Nicht hinnehmbar, zumindest wenn man Trainer des 1. FC Heidenheim ist, war diese Leistung in der Kurpfalz. Eigentlich ein Fußballtag zum Vergessen. Frank Schmidt sah die schlechteste Saisonleistung bei der 0:4-Klatsche in Sandhausen. Jenes SV Sandhausen, das im weiteren Verlauf der Saison keinen Schrecken in der Liga verbreitet und am ersten sommerlichen Tag im Mai immer noch akut im die Klasse bangen muss.
Von derlei Sorgen ist der FCH längst befreit, aber mehr als der sechste Tabellenplatz ist dann in dieser Spielzeit aktuell nicht realistisch, wenngleich mehr möglich schien in dieser Schlussphase der 2. FußballBundesliga. Aber eben wegen solchen vorangegangenen Spielen wie in Sandhausen verhinderte wurde. Aber eben auch wegen solchen Partien wie Ende Januar in Braunschweig (0:1) oder erst vor zwei Wochen in Nürnberg (1:3). Der FCH hatte zu viele schlechte Spiele drin in dieser Saison, die ein oder andere Niederlage zu viel, diese in Sandhausen bildet aber die Spitze. Beim Besuch von Sandhausen an diesem Sonntagnachmittag war allerdings dennoch Spannung geboten – für die Gäste auf alle Fälle. Eintracht Braunschweig hoffte auf Heidenheim. Und Heidenheim half: Der FCH gewann mit 2:1 (0:1) gegen Sandhausen und untermauerte seinen sechsten Tabellenplatz.
Um die Schmach von Sandhausen am 8. Januar auszumerzen, wollten sich die Heidenheimer von ihrer besten Seite zeigen. Und Schmidt wählte nach der Niederlage in Nürnberg drei andere Optionen: Jan Schöppner, Denis Thomalla und Konstantin Kerschbaumer starteten in der Voith Arena für Andreas Geipl, Kevin Sessa und Tobias Mohr. Nach einer halben Stunde stand ein 4:1 auf der Anzeigetafel – aber nur beim Eckenverhältnis. So richtig zur einer Chance kamen die Heidenheimer nicht, aber sie zeigten sich spielbestimmend. Jedoch: Der SVS kann kontern und feuerte auch den ersten vielversprechenden Schuss ab, Kevin Behrens zog ab und FCH-Torwart Kevin Müller
parierte (26.). Danach kam auch FCH-Torjäger Tim Kleindienst zum Abschluss: Erst musste SVS-Torwart Stefanos Kapino erstmals fausten (32.), aber bei Kleindiensts Kopfball gar nicht eingreifen (40.), drüber.
Und dann stand wieder Müller im Fokus – aber wie! Mit einer Aktion, die man im Fußballdeutsch als Bock bezeichnet, bescherte er den Sandhäusern die glückliche Führung. Daniel Keita-Ruel luchste ihm den Ball aber und schob zum 1:0 ein (43.). Bitter: Schon in Nürnberg patzte Müller beim 0:1 und auch da rannten die Heidenheimer einem Rückstand hinterher. „In der ersten Halbzeit haben wir uns schwer getan“, ordnete Schmidt ein. Nach einer Stunde brandete in Braunschweig Jubel auf, denn Sandhausen soll auf dem 15. Platz nicht davon ziehen – und natürlich auch auf der Ostalb. 1:1! Und wie: Marnon Busch`s Freistoß aus rund 20 Metern sah von hinten aus schon brandgefährlich aus und war es auch. Kapino lenkte den Ball gerade noch an die Latte, Aufprall auf der Torlinie und da spitzelte der torgefährlichste Innenverteidiger der Liga das Sportgerät über die Linie: Patrick Mainka (5. Saisontor). Der Abwehrchef habe „mit Wille nachgesetzt“, befand sein
Trainer. „Dann hat jeder gewusst, dass wir das Spiel gewinnen können“, sagte Schmidt und „der Wille dieses Spiel zu drehen“habe ihm besonders gefallen in der zweiten Halbzeit.“Zehn Minuten später gab es eine Packung Powergel für Tim Kister: Die Heidenheimer machten Druck und die Sandhäuser um ihren Verteidiger mit Vergangenheit auf der Ostalb (VfR Aalen) hatten gut zu tun. „Wir haben mehr Power gehabt. Fußballerisch war es über weite Strecken kein Leckerbissen“, so Schmidt. Quickfidel auf dem Posten sein musste Kapino beim Freistoß von Marc Schnatterer. Der Kapitän stand mittlerweile auch auf dem Platz und brachte einen Ball durch die Mauer – und vorne lauerte wieder Mainka, diesmal ohne an den Ball zu kommen (76.). Frei zum Abschluss lassen kommen sollte man Kleindienst nicht zum dritten Mal: Schnatterer spielte den Torjäger frei, der hatte zu viel Platz und schloss zum 2:1 ab (82.).
Wieder Jubel in Braunschweig – und auch im Stadion auf dem Schlossberg, das gefiel den Heidenheimer Verantwortlichen so richtig. Knapp war es noch einmal in der Nachspielzeit: Ivan Paurevic kam völlig frei zum Kopfball, setzte den aber neben den Müllersche Gehäuse. „Die anderen haben gepunktet, wir haben liegen gelassen“, sagte SVSTrainer Gerhard Kleppinger zum Abstiegskampf und: „Heidenheim hat den Druck nicht mehr“. Wieder Jubel beim derzeitigen Relegationsplatzinhaber Braunschweig und ExRelegationsteilnehmer Heidenheim: Am Ende bedeutete das 2:1 auf der Anzeigetafel den Sieg des FCH.
1. FC Heidenheim: Müller – Busch (90. + 4 Rittmüller), Mainka, Hüsing, Föhrenbach – Thomalla, Schöppner, Kerschbaumer (46. Thiel) – Leipertz (62. Schnatterer), Kleindienst, Kühlwetter (82. Sessa).
SV Sandhausen: Kapino – Bachmann, Kister, Zhirov (85. Nauber) – Diekmeier, Taffertshofer (85. Paurevic), Zenga, Contento (55. Nartey) – Biada (85. Scheu) – Behrens, Keita-Ruel (67. Esswein). Tore: 0:1 Keita-Ruel (43.), 1:1 Mainka (60.), 2:1 Kleindienst (83.). Gelbe Karten: Kerschbaumer, Hüsing/Zenga, Kister, Schnatterer. Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg).