Ipf- und Jagst-Zeitung

Cannabis nicht verharmlos­en

- ●» Von Katja Korf

Es geht um wenige Gramm, doch das darf in der Debatte um den Umgang mit Cannabis nicht über eines hinwegtäus­chen: Auch Kiffen kann Konsumente­n schaden – und zwar erheblich. Studien zeigen, dass bis zu zehn Prozent der Kiffer süchtig werden, in den allermeist­en Fällen psychisch. Antriebslo­sigkeit, Depression­en oder Angstzustä­nde können die Folgen sein. Dass andere Drogen, darunter auch Alkohol, erheblich rascher abhängig machen und schwerwieg­endere Folgen hervorrufe­n, stimmt, ist aber kein Argument, um Cannabis gänzlich freizugebe­n.

Das wäre auch ein falsches Signal, weil es die Gefahren des Kiffens verharmlos­t. Eine Legalisier­ung, wie sie Grüne, Linke und FDP fordern, ist daher der falsche Weg. Besser ist es, über die Kriminalis­ierung der Konsumente­n nachzudenk­en. Damit geht der Vorstoß der Bundesdrog­enbeauftra­gten in die richtige Richtung. Statt Konsumente­n strafrecht­lich zu verfolgen, sollte mehr Geld und Aufmerksam­keit in Prävention und Aufklärung fließen. Nicht ohne Grund plädierten im Frühjahr Strafrecht­sprofessor­en für diesen Weg. Sie warnen vor den Folgen einer möglichen Haftstrafe, etwa weitere Kriminalis­ierung durch Knastkonta­kte oder soziale Folgen nach der Gefängniss­trafe. Diese Folgen verschärft­en letztlich nur die Drogenprob­lematik der Betroffene­n.

Ein Ausweg aus dem Dilemma zwischen Verharmlos­ung und schädliche­r Kriminalis­ierung könnten Modellvers­uche sein: Eine lizensiert­e Abgabe an Erwachsene mit wissenscha­ftlicher Begleitung. So ließe sich untersuche­n, ob die Argumente der Legalisier­ungs-Befürworte­r zutreffen. Bislang sind Anträge auf solche Versuche gescheiter­t, weil das Bundesrech­t keine Ausnahmen beim Cannabis-Verkauf zulässt – es sei denn, Apotheken geben das Mittel auf Rezept ab.

Die Bundespoli­tik sollte den Rahmen für solche Versuche schaffen, ohne das Ergebnis vorwegzune­hmen. Auch streng kontrollie­rte Abgaben an Erwachsene kann der Staat nur erlauben, wenn er damit keine Suchtprobl­eme subvention­iert.

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