Cannabis nicht verharmlosen
Es geht um wenige Gramm, doch das darf in der Debatte um den Umgang mit Cannabis nicht über eines hinwegtäuschen: Auch Kiffen kann Konsumenten schaden – und zwar erheblich. Studien zeigen, dass bis zu zehn Prozent der Kiffer süchtig werden, in den allermeisten Fällen psychisch. Antriebslosigkeit, Depressionen oder Angstzustände können die Folgen sein. Dass andere Drogen, darunter auch Alkohol, erheblich rascher abhängig machen und schwerwiegendere Folgen hervorrufen, stimmt, ist aber kein Argument, um Cannabis gänzlich freizugeben.
Das wäre auch ein falsches Signal, weil es die Gefahren des Kiffens verharmlost. Eine Legalisierung, wie sie Grüne, Linke und FDP fordern, ist daher der falsche Weg. Besser ist es, über die Kriminalisierung der Konsumenten nachzudenken. Damit geht der Vorstoß der Bundesdrogenbeauftragten in die richtige Richtung. Statt Konsumenten strafrechtlich zu verfolgen, sollte mehr Geld und Aufmerksamkeit in Prävention und Aufklärung fließen. Nicht ohne Grund plädierten im Frühjahr Strafrechtsprofessoren für diesen Weg. Sie warnen vor den Folgen einer möglichen Haftstrafe, etwa weitere Kriminalisierung durch Knastkontakte oder soziale Folgen nach der Gefängnisstrafe. Diese Folgen verschärften letztlich nur die Drogenproblematik der Betroffenen.
Ein Ausweg aus dem Dilemma zwischen Verharmlosung und schädlicher Kriminalisierung könnten Modellversuche sein: Eine lizensierte Abgabe an Erwachsene mit wissenschaftlicher Begleitung. So ließe sich untersuchen, ob die Argumente der Legalisierungs-Befürworter zutreffen. Bislang sind Anträge auf solche Versuche gescheitert, weil das Bundesrecht keine Ausnahmen beim Cannabis-Verkauf zulässt – es sei denn, Apotheken geben das Mittel auf Rezept ab.
Die Bundespolitik sollte den Rahmen für solche Versuche schaffen, ohne das Ergebnis vorwegzunehmen. Auch streng kontrollierte Abgaben an Erwachsene kann der Staat nur erlauben, wenn er damit keine Suchtprobleme subventioniert.