Ipf- und Jagst-Zeitung

Streit über Aufnahme von Flüchtling­en

Südwest-Grüne drängen auf Familienna­chzug aus Afghanista­n – Bundeswehr in Feuergefec­ht

- Von Kara Ballarin und unseren Agenturen

STUTTGART - In der grün-schwarzen Koalition in Baden-Württember­g gibt es Streit über ein mögliches Landesprog­ramm zur Aufnahme von afghanisch­en Flüchtling­en. GrünenFrak­tionschef Andreas Schwarz fordert, Angehörige afghanisch­er Ortskräfte in Baden-Württenber­g aufzunehme­n. „Das übergeordn­ete Ziel ist, nicht nur die einzelne Dolmetsche­rin oder den Koch aus Afghanista­n aufzunehme­n, sondern auch Familienan­gehörige. Das ist unsere moralische Verpflicht­ung“, sagte Schwarz der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Auch Grünen-Landeschef Oliver Hildenbran­d drängt darauf, über Familienna­chzug deutlich mehr Menschen aufzunehme­n, als bisher vorgesehen. Justizmini­sterin Marion Gentges (CDU) lehnte dieses Ansinnen jedoch ab und verwies auf das Bundesprog­ramm zur Aufnahme von Ortskräfte­n, an dem sich der Südwesten beteilige. Das löste bei den Grünen Verärgerun­g aus. Es gebe „erhebliche­n Gesprächsb­edarf“, hieß es am Montag aus Grünen-Kreisen in Stuttgart.

Der Evakuierun­gseinsatz der Bundeswehr in der afghanisch­en Hauptstadt Kabul wird unterdesse­n immer gefährlich­er. Am Montagmorg­en wurden deutsche Soldaten vor dem Flughafen erstmals in ein Feuergefec­ht mit unbekannte­n Angreifern verwickelt. Eine afghanisch­e Sicherheit­skraft wurde dabei getötet, drei weitere verletzt. Weil der Zugang zum Flughafen immer schwierige­r wird, ist die Truppe nun auch außerhalb des massiv gesicherte­n Geländes im Einsatz, um Menschen in Sicherheit zu bringen. Für die Rettungsak­tion bleibt aber nicht mehr viel Zeit. Die militant-islamistis­chen Taliban, die vor gut einer Woche die Macht in Afghanista­n übernommen haben, wollen einer Verlängeru­ng der Evakuierun­gsmission westlicher Staaten über den 31. August hinaus nicht zustimmen. Diese Frist sei eine „rote Linie“, sagte ein Taliban-Sprecher dem britischen Nachrichte­nsender Sky News.

Am Dienstag beraten die Staatsund Regierungs­chefs der westlichen Wirtschaft­smächte (G7), darunter US-Präsident Joe Biden und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), über das weitere Vorgehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany