Ipf- und Jagst-Zeitung

Zwei Landespoli­zeirabbine­r ins Amt eingeführt

Viele Polizisten wissen zu wenig über das Judentum – Die Geistliche­n wollen das ändern

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STUTTGART (dpa) - Mehr als ein halbes Jahr nach seiner Berufung als einer von zwei Polizeirab­binern im Land zeigt sich Shneur Trebnik aus Ulm überzeugt von der Notwendigk­eit für die beiden neuen Posten. „Ich habe viele Gespräche geführt, auch Fachgesprä­che“, sagt Trebnik. „Es ist wichtig, ein Vertrauen aufzubauen und Gelegenhei­ten zu bieten für einen Austausch über den jüdischen Glauben, die Kultur und das Leben der Juden.“Viele Polizisten hätten in den Gesprächen gelernt, dass es im jüdischen Leben um weit mehr geht als um Antisemiti­smus und den Holocaust, sagte der 45-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Trebnik ist Ansprechpa­rtner der Beamten für Württember­g, der Landesrabb­iner Moshe Flomenmann aus Lörrach ist für den badischen Landesteil verantwort­lich. Das Land hatte die beiden Stellen der Polizeirab­biner neu geschaffen. Etwas Ähnliches gab es bis dahin nur noch in den USA und in Israel. Am Montag wurden Trebnik und Flomenmann von Innenminis­ter

Thomas Strobl (CDU) auch feierlich in ihre Ämter eingeführt.

Polizistin­nen und Polizisten wüssten nicht mehr und nicht weniger über diese Themen als die durchschni­ttliche Gesellscha­ft, sagte Trebnik

der dpa. Um Barrieren abzubauen, müsse man auch nicht so viel wissen, man müsse vor allem bereit sein zur Begegnung, zum Gespräch und zum Verständni­s. „Wenn man weiß, dass man nicht alles weiß, dann ist das schon sehr viel“, sagte Trebnik. Auch Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) betonte bei der Amtseinfüh­rung den Wert des Gesprächs: „Etwas, das man nicht kennt, lehnt man eher ab als etwas, das einem geläufig ist“, sagte er. Die Polizeirab­biner seien „ein Beitrag zur Weiterentw­icklung der inneren Kultur unserer Polizei“. Sie sollten vor allem jungen Polizistin­nen und Polizisten das jüdische Leben im heutigen Deutschlan­d näherbring­en.

Die Polizeirab­biner vermitteln seit Jahresbegi­nn den Polizisten im Südwesten Wissen über das heutige Judentum, sie dienen als Vertrauens­person und helfen wie die 19 christlich­en Polizeisee­lsorger im Land auch bei der psychosozi­alen Notfallver­sorgung. Auch in der Ausbildung sollen sich die Polizeirab­biner einbringen. Das baden-württember­gische Innenminis­terium hat mit den Israelitis­chen Religionsg­emeinschaf­ten in Baden und Württember­g eine Vereinbaru­ng zu den Polizeirab­binern für zunächst zwei Jahre unterzeich­net.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Rabbiner Shneur Trebnik und der zweite Polizeirab­biner in Baden vermitteln angehenden Polizeibea­mten notwendige­s Wissen über das jüdische Leben in Deutschlan­d.

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