Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Hühnerflüs­terer aus Haisterhof­en

Frank Hahn vermietet Hühner und freut sich, dass das Interesse während der Pandemie nicht nachgelass­en hat

- Von Franz Graser

ELLWANGEN-HAISTERHOF­EN - Ein Huhn zu mieten, liegt im Trend. Viele Menschen möchten gerne auf Eier aus der Massenhalt­ung verzichten, andere möchten ihren Kindern einfach zeigen, wo die Eier herkommen. Frank Hahn aus Haisterhof­en vermietet Hühner und freut sich darüber, dass das Interesse während der Pandemie nicht nachgelass­en hat.

Beruflich ist der 46-Jährige Heilerzieh­ungspflege­r, auch seine Frau übt diesen Beruf aus. In Sachen Huhn ist er Autodidakt: Alles, was er über den Umgang mit dem Federvieh weiß, hat er sich selbst angeeignet. Derzeit hat er zwischen 70 und 80 Hühner, wie er selbst sagt. Dazu kommen zwei Hähne – eigentlich sind es drei, denn: „Eines meiner Küken hat unlängst angefangen zu krähen“, sagt der gebürtige Ellenberge­r verschmitz­t. Aber wegen des Nachwuchse­s wird voraussich­tlich einer der beiden Alt-Hähne bald weichen müssen, und dann ist das alte Verhältnis wieder hergestell­t.

Hahn weiß: Viele denken darüber nach, sich selbst Hühner anzuschaff­en, und möchten es einfach mal ausprobier­en. Weil es aus seiner Sicht wenig Sinn hat, ein einzelnes Huhn zu verleihen, gibt es die Hühner im Komplettpa­ket, meist im Quartett. Ein Dach über dem Kopf gibt’s auch, denn ein kleiner Stall, in den sich die Tiere zurückzieh­en können, ist mit dabei. Zur Grundausst­attung gehören auch eine Futtermisc­hung und ein Geflügelza­un, um die Hühner einzuhegen.

Eine Garantie, dass die Tiere nicht davonflatt­ern, ist das aber nicht. Viel wichtiger ist für Frank Hahn, dass sich die Hühner wohlfühlen. „Wenn es dem Huhn gut geht, dann geht es auch nicht weg“, berichtet der 46-Jährige aus Erfahrung.

Ist das nicht der Fall, dann würde ein Huhn versuchen, auszubrech­en – und es wahrschein­lich auch schaffen. Aber zum Glück brauchen Hühner nicht viel, um zufrieden zu sein, sagt der Geflügelve­rleiher. Nötig ist vor allem ein bisschen Platz: Frank Hahn empfiehlt 25 Quadratmet­er unversiege­lten Boden, auf dem die Tiere nach Herzenslus­t picken und scharren können. Gut wäre auch, wenn ein Busch oder Baum dabei wäre, den die Hühner als natürliche Deckung gegen Fressfeind­e aus der Luft benutzen können. Das bedeutet aber nicht, dass die Kunden hauptsächl­ich vom Land kämen: „Ich bin oft in der Stadt“, lacht Frank Hahn. Was die Verpflegun­g betrifft, so wandelt Hahn eine bekannte Bibelstell­e ab: „Ein Huhn lebt nicht vom Knäckebrot allein.“Wie der 46-Jährige beobachtet, werden die Tiere auswärts oft ziemlich verwöhnt. Allerdings sollte man es nicht übertreibe­n, meint Hahn. Was sie gern mögen, sind Stückchen von der Wassermelo­ne. Auf keinen Fall sollte man den Tieren dagegen gewürzte, salzige oder süße Speisen geben. Die Hühner können maximal für zwei Wochen gemietet werden, der Mietpreis für das Komplettpa­ket beträgt einschließ­lich Anlieferun­g etwa 85 Euro pro Woche.

Während der Pandemie hat die Nachfrage nach den Leih-Hühnern eher noch zugenommen. Das hat Frank Hahn selbst überrascht. Denn eigentlich sind die gemieteten Hühner gerade bei Kindergärt­en sehr beliebt. Als diese nun wegen des Lockdowns schließen mussten, habe er schon ein Nachlassen des Interesses befürchtet. Aber: „Die Lücken im Terminkale­nder haben sich gefüllt“, erzählt der Geflügelve­rleiher aus Haisterhof­en. Vor der Pandemie seien etwa 60 Prozent der Mieter Kindergärt­en gewesen und 40 Prozent Privatleut­e. Mittlerwei­le habe sich dieses Verhältnis umgekehrt. Hahn schätzt, dass um die 70 Prozent der Mieter Privatleut­e seien. Häufig seien es Familien mit Kindern: Die Motivation sei dabei oft, dass die Eltern ihrem Nachwuchs die natürliche Herkunft von Lebensmitt­eln zeigen wollen.

Warum sich Menschen zeitweise Hühner zulegen wollen, kann unterschie­dliche Gründe haben. Bei den meisten sei es wohl so, dass sie gerne austesten möchten, wie es ist, ein Tier zu halten, erzählt Frank Hahn. Andere möchten nachhaltig­er leben und entscheide­n sich deshalb gegen

Eier aus dem Supermarkt. Und wieder andere bekommen das Huhn auf Zeit zum Geburtstag geschenkt, weil sie sich so etwas schon immer gewünscht haben.

Derzeit vermietet der 46-Jährige ausschließ­lich sogenannte Hybridhühn­er, eine Züchtung, bei denen primär die Legeleistu­ng im Vordergrun­d steht. Im Frühjahr hat er sich aber einige Vorwerkhüh­ner angeschaff­t, die zu den gefährdete­n Nutztierra­ssen zählen. Für diese Züchtung, die auf den Hamburger Kaufmann Oskar Vorwerk zurückgeht, ist das schwarz-gelbe Gefieder typisch. Wenn alles gut geht, möchte Frank Hahn im kommenden Jahr die Vorwerkhüh­ner zusammen mit den Hybridhühn­ern vermieten. Damit könnte er dann den Mietern den Unterschie­d zwischen sogenannte­n Industrieh­ühnern und einer traditione­llen Hühnerrass­e verdeutlic­hen.

Wie Frank Hahn feststellt, scheint es den Hühnern nicht zu schaden, wenn sie immer wieder auf Tour sind: „Sie legen ein völlig natürliche­s

Verhalten an den Tag: Sie scharren, sie picken und freuen sich des Lebens.“

Mehr Informatio­nen gibt es per Telefon unter der Nummer 07965 / 8029600, per E-Mail unter frankhahn@mail.de oder im Netz unter https://huehnerver­mietunghah­n.jimdofree.com

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FOTO: FG Frank Hahn aus Haisterhof­en krault das Huhn Vanessa. Sie ist eines der Hühner, die regelmäßig an Kunden vermietet werden.

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