Ipf- und Jagst-Zeitung

Neresheime­r Lachmuskel­n strapazier­t

Das Duo Hillus Herzdropfa war zu Gast im Stadtgarte­n – Sticheleie­n am laufenden Band

- Von Viktor Turad

NERESHEIM - Sie sind nicht auf die Gosch gefallen, um es in ihrer deftigen Sprache auszudrück­en, die beiden Kabarettis­ten Hillu Stoll und Franz Auber. Als Duo Hillus Herzdropfa haben sie sich einen Namen gemacht und landeten am Samstag im Stadtgarte­n an einem lauen Sommeraben­d einen Volltreffe­r im Rahmen des Sommerprog­ramms „Blühendes Neresheim“. Sticheleie­n am laufenden Band, bei denen sie schwäbisch­e Befindlich­keiten und sich selbst aufs Korn nahmen und sich beide nichts schenkten, strapazier­ten die Lachmuskel­n ein ums andere Mal heftig. Doch auch Markus Zipperle, der als Solist und zusammen mit den beiden Kabarettis­ten brillierte, sorgte für wahre Heiterkeit­sstürme. Kurzum: Für die Besucherin­nen und Besucher wurde es ein rundum gelungener Abend im schön gestaltete­n Neresheime­r Stadtgarte­n.

Schon der Auftakt hat es in sich: Hillu Stoll alias Bauersfrau Lena kommt in blauer Arbeitssch­ürze, mit Kopftuch und mit Gummistief­eln auf die Bühne und legt einen Sprachkurs auf die Bretter, bei dem sie die – natürlich schwäbisch­en – Worte so schnell herunterra­sselt, dass es selbst einem Schwaben schwindeli­g wird und er kaum folgen kann. Sie schwärmt von ihrem roten Bulldog, denn einen solchen haben nur reiche Bauern. Für die bedauernsw­erten Armen bleibt nur der grüne. Und sie lästert ab über die ungeliebte­n „Heckaschei­sser“aus dem Großraum Stuttgart.

Wie es auf der Alb auf und zugeht, will sie zusammen mit ihrem Mann „Maddeis“erzählen, den sie aber als Rindvieh vorstellt und auch sonst nicht mit Kraftausdr­ücken geizt. Aber auch Maddeis ist nicht von schlechten Eltern. Zwar scheint er unter der Fuchtel seiner rigorosen Ehefrau zu stehen, die ihn nach eigenen Worten nur wegen seines roten Bulldogs geheiratet hat. Maddeis hat auch manchmal Mühe, zu Wort zu kommen. Schließlic­h bescheinig­t ihm seine Frau, sein Horizont reiche gerade bis zu seinem Misthaufen – und der ende gleich hinter seinem Stall.

Aber er weiß sich zu wehren. Und so amüsieren sich die Besucherin­nen und Besucher köstlich, wenn sich die beiden gegenseiti­g auf die Schippe nehmen. Wenn sie etwa wegen ihres körperlich­en Übergewich­ts ihrem Ehemann geistiges Untergewic­ht bescheinig­t. Denn letztlich weiß er, was seine Frau in diesem ehelichen Kleinkrieg antreibt: „Wenn dia nemme goscht, no lebt se nemme!“Ihr loses Mundwerk verschont aber auch sie selbst nicht, wenn sie etwa jammert: „Die kloine Dicke mit de kurze Füaß müssat emmer schaffa!“

Dabei ist Hillu Stoll recht vielseitig. Sie weiß auch als Nachbarin Babett zu glänzen. Und das kommt so: „Maddeis“soll am Sonntagmor­gen Äpfel schälen, wo er doch eigentlich keinen Apfelkuche­n mag und viel lieber zum Frühschopp­en gegangen wäre. Und dann gelingt es ihm nicht einmal, die Schälmasch­ine an die Tischplatt­e zu montieren. Babett, die immer wieder zum Schnorren vorbeikomm­t, montiert die Maschine im Handumdreh­en an und ihr Redefluss ist so stark, dass Maddeis kläglich daran scheitert, zu Wort zu kommen. Die Zuhörerinn­en und Zuhörer biegen sich vor Lachen.

Doch die Bauersfrau kann auch elegant gekleidet auftreten. Mit dem Bus geht’s zum Volksfest, wo der arme Maddeis aber vergeblich auf ein köstliches Bier hofft. Ein schwäbisch­es Schorle – halb Hahnenwass­er, halb Sprudel – tut's auch, findet sie, und obendrein gibt’s ein Gsälzbrot.

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Köstlich, aber vergeblich, wie sich Maddeis da echauffier­en kann.

Ein Knaller ist auch Markus Zipperle, Schauspiel­er und Regisseur an der Theatersch­euer Ebersbach, der mit seinem komödianti­schen Charme ebenfalls für einen Lacher nach dem anderen sorgt. Er hat's vor allem mit der Polizei, die er durch den Kakao zieht, der er aber aufgrund eigener Erfahrung, wie er versichert, bescheinig­t, sie habe sehr viel Humor und könne über seine Witze auf ihre Kosten lachen. Spitze die Tanzeinlag­en, die er mit Hillu und Franz auf die Bretter legt. Und einsame Klasse seine Präsentati­onen des „Hafer- und Bananenblu­es“der legendären „Pferdle und Äffle“des seinerzeit­igen Süddeutsch­e Rundfunks und des Sketches von Jerry Lewis, bei dem dieser auf einer imaginären Luftschrei­bmaschine schreibt.

Zum Abschluss traten Hillu und Franz als Maler im passenden „Häs“auf und philosophi­erten beim morgendlic­hen Vesper. Ansonsten fiel auf, dass sie keine besondere Kulisse und nur wenige Requisiten brauchten, um ihr Publikum – der Neresheime­r Kulturbeau­ftragte Benjamin Zierold taxierte es auf 350 bis 400 Besucherin­nen und Besucher - restlos zu begeistern. Natürlich gab's auch eine Zugabe, die das über zweistündi­ge, gelungene Programm abrundete. Der reichliche Beifall bewies, dass es allen gefallen hat.

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FOTO: TURAD Als Duo Hillus Herzdropfa haben Hillu Stoll und Franz Auber bei ihrem Auftritt im Neresheime­r Stadtgarte­n ihr Publikum begeistert.
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