Neresheimer Lachmuskeln strapaziert
Das Duo Hillus Herzdropfa war zu Gast im Stadtgarten – Sticheleien am laufenden Band
NERESHEIM - Sie sind nicht auf die Gosch gefallen, um es in ihrer deftigen Sprache auszudrücken, die beiden Kabarettisten Hillu Stoll und Franz Auber. Als Duo Hillus Herzdropfa haben sie sich einen Namen gemacht und landeten am Samstag im Stadtgarten an einem lauen Sommerabend einen Volltreffer im Rahmen des Sommerprogramms „Blühendes Neresheim“. Sticheleien am laufenden Band, bei denen sie schwäbische Befindlichkeiten und sich selbst aufs Korn nahmen und sich beide nichts schenkten, strapazierten die Lachmuskeln ein ums andere Mal heftig. Doch auch Markus Zipperle, der als Solist und zusammen mit den beiden Kabarettisten brillierte, sorgte für wahre Heiterkeitsstürme. Kurzum: Für die Besucherinnen und Besucher wurde es ein rundum gelungener Abend im schön gestalteten Neresheimer Stadtgarten.
Schon der Auftakt hat es in sich: Hillu Stoll alias Bauersfrau Lena kommt in blauer Arbeitsschürze, mit Kopftuch und mit Gummistiefeln auf die Bühne und legt einen Sprachkurs auf die Bretter, bei dem sie die – natürlich schwäbischen – Worte so schnell herunterrasselt, dass es selbst einem Schwaben schwindelig wird und er kaum folgen kann. Sie schwärmt von ihrem roten Bulldog, denn einen solchen haben nur reiche Bauern. Für die bedauernswerten Armen bleibt nur der grüne. Und sie lästert ab über die ungeliebten „Heckascheisser“aus dem Großraum Stuttgart.
Wie es auf der Alb auf und zugeht, will sie zusammen mit ihrem Mann „Maddeis“erzählen, den sie aber als Rindvieh vorstellt und auch sonst nicht mit Kraftausdrücken geizt. Aber auch Maddeis ist nicht von schlechten Eltern. Zwar scheint er unter der Fuchtel seiner rigorosen Ehefrau zu stehen, die ihn nach eigenen Worten nur wegen seines roten Bulldogs geheiratet hat. Maddeis hat auch manchmal Mühe, zu Wort zu kommen. Schließlich bescheinigt ihm seine Frau, sein Horizont reiche gerade bis zu seinem Misthaufen – und der ende gleich hinter seinem Stall.
Aber er weiß sich zu wehren. Und so amüsieren sich die Besucherinnen und Besucher köstlich, wenn sich die beiden gegenseitig auf die Schippe nehmen. Wenn sie etwa wegen ihres körperlichen Übergewichts ihrem Ehemann geistiges Untergewicht bescheinigt. Denn letztlich weiß er, was seine Frau in diesem ehelichen Kleinkrieg antreibt: „Wenn dia nemme goscht, no lebt se nemme!“Ihr loses Mundwerk verschont aber auch sie selbst nicht, wenn sie etwa jammert: „Die kloine Dicke mit de kurze Füaß müssat emmer schaffa!“
Dabei ist Hillu Stoll recht vielseitig. Sie weiß auch als Nachbarin Babett zu glänzen. Und das kommt so: „Maddeis“soll am Sonntagmorgen Äpfel schälen, wo er doch eigentlich keinen Apfelkuchen mag und viel lieber zum Frühschoppen gegangen wäre. Und dann gelingt es ihm nicht einmal, die Schälmaschine an die Tischplatte zu montieren. Babett, die immer wieder zum Schnorren vorbeikommt, montiert die Maschine im Handumdrehen an und ihr Redefluss ist so stark, dass Maddeis kläglich daran scheitert, zu Wort zu kommen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer biegen sich vor Lachen.
Doch die Bauersfrau kann auch elegant gekleidet auftreten. Mit dem Bus geht’s zum Volksfest, wo der arme Maddeis aber vergeblich auf ein köstliches Bier hofft. Ein schwäbisches Schorle – halb Hahnenwasser, halb Sprudel – tut's auch, findet sie, und obendrein gibt’s ein Gsälzbrot.
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Köstlich, aber vergeblich, wie sich Maddeis da echauffieren kann.
Ein Knaller ist auch Markus Zipperle, Schauspieler und Regisseur an der Theaterscheuer Ebersbach, der mit seinem komödiantischen Charme ebenfalls für einen Lacher nach dem anderen sorgt. Er hat's vor allem mit der Polizei, die er durch den Kakao zieht, der er aber aufgrund eigener Erfahrung, wie er versichert, bescheinigt, sie habe sehr viel Humor und könne über seine Witze auf ihre Kosten lachen. Spitze die Tanzeinlagen, die er mit Hillu und Franz auf die Bretter legt. Und einsame Klasse seine Präsentationen des „Hafer- und Bananenblues“der legendären „Pferdle und Äffle“des seinerzeitigen Süddeutsche Rundfunks und des Sketches von Jerry Lewis, bei dem dieser auf einer imaginären Luftschreibmaschine schreibt.
Zum Abschluss traten Hillu und Franz als Maler im passenden „Häs“auf und philosophierten beim morgendlichen Vesper. Ansonsten fiel auf, dass sie keine besondere Kulisse und nur wenige Requisiten brauchten, um ihr Publikum – der Neresheimer Kulturbeauftragte Benjamin Zierold taxierte es auf 350 bis 400 Besucherinnen und Besucher - restlos zu begeistern. Natürlich gab's auch eine Zugabe, die das über zweistündige, gelungene Programm abrundete. Der reichliche Beifall bewies, dass es allen gefallen hat.