Mehr Corona-Neuinfektionen durch Reiserückkehrer
Was gilt drinnen und was draußen? Bäckerei-Mitarbeiterin verweigert Kundin Kaffee und Kuchen
ELLWANGEN - Die Inzidenz zählt nicht mehr. Dennoch sorgen sich viele Menschen wegen der steigenden Corona-Zahlen. Am Dienstag wurden in Ellwangen zwölf neue Fälle bekannt. Am Mittwoch kamen sechs weitere hinzu. Was sind die Gründe für den sprunghaften Anstieg?
Es gab jedenfalls keine Party oder ein anderes „Spreading-Event“. Das sagt Olaf Thielke vom Ellwanger Presseamt auf Nachfrage der „Ipfund Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten“. Wegen der vielen Neuinfektionen war man im Rathaus aber alarmiert und hat nachgeforscht.
Das Ergebnis: elf positive Fälle in der Landeserstaufnahmestelle. Die Betroffenen befinden sich nicht mehr in Ellwangen, wie Thielke erläutert, sondern sind in einer Flüchtlingsunterkunft in Stuttgart isoliert untergebracht. Dennoch werden sie zu den Ellwanger Corona-Fällen gerechnet.
Das erklärt aber nicht alles. Denn in der Stadt sind inzwischen 37 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Diese 37 Fälle sind allerdings keiner besonderen Altersgruppe zuzuordnen, wie Thielke weiter sagt.
Wie die Stadt stattdessen herausgefunden hat, haben die steigenden Corona-Zahlen – fast schon wie erwartet – mit Reiserückkehrern zu tun. Etwa Familien, die Urlaub in Kroatien oder Italien gemacht haben, oder Arbeitsmigranten, die aus dem Heimaturlaub zurück sind.
Übrigens: Auch in Aalen sind die Zahlen zuletzt stark gestiegen – am Mittwoch sogar um 21 auf inzwischen 67 Fälle. Wie Sascha Kurz vom Presse- und Informationsamt der Stadt, sagt, lassen sich aus den Daten des Gesundheitsamts keine Rückschlüsse auf eine spezifische Gruppe ziehen. „Uns ist auch kein besonderes singuläres Ereignis bekannt, auf das in den vergangenen Tagen mehrere Infektionen zurückzuführen wären.“
Indessen machen sich die Eltern Gedanken. In gut zwei Wochen beginnt nämlich wieder die Schule. Also: Gibt es Neues zum Thema Luftfilter? Schließlich hat der Ellwanger Gemeinderat der Verwaltung freie Hand gegeben, in den Sommermonaten
gegebenenfalls weitere Geräte anzuschaffen.
Das ist noch nicht geschehen, wie Rathaussprecher Thielke auf Nachfrage sagt. Wenn es ein weiteres Förderprogramm des Landes gibt, haben nach seinen Worten die weiterführenden Schulen Priorität. Zuerst sei aber noch baulich zu klären, wo die Luftfilter überhaupt eingesetzt werden könnten.
In einem ersten Schritt hatte die Stadt neun Luftfilter für die Grundschulen gekauft. Sie sollen in schlecht belüfteten Räumen aufgestellt werden – zum Schutz der Schülerinnen und Schüler bis zwölf Jahre.
Schließlich gibt es hier und da Unklarheiten wegen der geänderten Corona-Verordnung. Beispiel Gastronomie: In geschlossenen Räumen müssen Gäste geimpft, getestet oder genesen sein. Im Außenbereich gilt nach wie vor der Mindestabstand von 1,50 Meter. Wo er nicht eingehalten werden kann, muss eine Maske getragen werden.
Eine Mitarbeiterin einer Bäckerei-Filiale in Ellwangen scheint dies nicht gewusst zu haben. Sie hat einer Kundin Kaffee und Kuchen verwehrt und ihr untersagt, sich an einen Tisch im Freien zu setzen. Begründung: Sie sei nicht geimpft, nicht getestet und nicht genesen.
Die Dame, die namentlich nicht genannt werden will und sich aus gesundheitlichen Gründen noch nicht impfen lassen kann, war außer sich. Sie habe sich nie derart ausgegrenzt gefühlt, sagt sie der „Ipf- und JagstZeitung“. Sie sei sich vorgekommen wie ein Mensch zweiter Klasse.
Das Missverständnis hat sich aufgeklärt. Die Mitarbeiterin der Bäckereifiliale habe sich entschuldigt, sagt Thielke. „Die Dame hätte sich setzen dürfen.“Und natürlich hätte sie draußen ihren Kaffee trinken und ihren Kuchen essen dürfen.