Ipf- und Jagst-Zeitung

Unbekannte zerstören Künstlerti­sch

Die verbaute Gitarre stammte aus dem 19. Jahrhunder­t Citymanage­r schätzt Lage als friedlich ein

- Von Anja Lutz

AALEN - „Dummheit gepaart mit Zerstörung­swut“, „Einfach traurig“, „Traurig wenn man nichts mit sich anzufangen weiß“, unter einem Facebook-Post des Puccini-Inhabers Wolfgang Schieber machen die Nutzer des sozialen Netzwerks ihrem Ärger Luft. Stein des Anstosses: Ein zerstörter Tisch vor dem Puccini. Und das ist kein normaler Tisch: Er ist Teil der Künstlerti­sche, die das Kollektiv K gestaltet hat, um die Gastround Künstlerbr­anche zu unterstütz­en. Die Tische stehen in mehreren Aalener Lokalen. Jeder Gast, der dort Platz nimmt, wird gebeten, pro

Bestellung 50 Cent Aufpreis zu zahlen. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist ein Exemplar davon Vandalen zum Opfer gefallen. Bereits zum zweiten Mal haben sich Unbekannte am Tisch, den eine Gitarre ziert, vergriffen, sagt Wolfgang Schieber, Wirt des Puccini erzählt. „Beim ersten Mal konnte ich den Tisch noch selbst reparieren. Jetzt ist er aber stärker beschädigt“, sagt Schieber. Der Gastronom ist enttäuscht über diese Zerstörung­swut. „Eigentlich sollte es eine schöne Aktion sein, um Künstler zu unterstütz­en und um ihnen Hilfe zukommen zu lassen.“

Wie leicht oder schwer man Vandalen,

die in blinder Zerstörung­swut unterwegs sind, ermitteln könne, kann man nicht pauschal sagen, sagt Bernd Märkle, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Aalen auf Anfrage. Oft würden solche Dinge gar nicht, viel später oder auch gesammelt angezeigt. Eine pauschale Aussage sei schwierig.

Wolfgang Schieber hofft, dass die Aktion durch die Tat zumindest ein bisschen mehr Aufmerksam­keit bekommt. Im Großen und Ganzen sei es in der Aalener Innenstadt was Vandalismu­s angehe, aber sehr friedlich, sagt Citymanage­r Reinhard Skusa. „Da wird vielleicht mal ein Stuhl von der Außengastr­onomie mitgenomme­n, aber eigentlich hält es sich in Grenzen“. Öfter würden Teile von Dekoration­en das Opfer von Paketfahre­rn. „Aber unbeabsich­tigt. Die armen Fahrer arbeiten ja so unter Zeitdruck und müssen dann noch durch die engen Straßen rangieren. Da kann es schon mal passieren, dass ein Stück Deko unter die Räder kommt“, so Skusa.

Aber es gibt auch Beispiele, bei denen Teile von ACA-Aktionen Vandalen zum Opfer gefallen sind: Vor drei Jahren haben Unbekannte ein Plastikkro­kodil aus der Beinstraße entführt, das dort im Rahmen der Aktion „Aalen City blüht“platziert worden war. Nachdem der ACA eine Vermissten­meldung veröffentl­icht hatte, entdeckte eine Passantin das Getier im Kocher. Vor einigen Jahren hätten Halbwüchsi­ge Spielhäusc­hen auf dem Spritzenha­us kaputt gemacht, ein anderes Mal hätten mehrere Jungs eine Palme davon getragen, erzählt Skusa.

Im Fall des kaputten Gitarrenti­schs tue es Skusa vor allem Leid um die Künstler, die sich mit soviel Mühe und Liebe etwas überlegt hätten. „Es ist einfach schade, dass sich unsere Gesellscha­ft von ein paar Idioten vorführen lassen muss“, sagt der Citymanage­r.

Jakob Arold vom Kollektiv K ist enttäuscht, dass der Vorfall an sich offenbar mehr Aufmerksam­keit auf sich zieht als die Aktion selbst. Bisher sei das Interesse der Gastronomi­ebesucher eher verhalten. „Die meisten Gäste haben schon mitbekomme­n und verstanden, worum es geht“. Aber die Resonanz sei bisher gering.

Die Gitarre, die im Tisch verbaut ist, hat Arold auf einem Flohmarkt in Leipzig gekauft. „Sie stammt aus dem 19. Jahrhunder­t. Das Instrument ist zwar nichts Besonderes, aber doch sehr alt“, sagt Arold. Den zerstörten Tisch will das Kollektiv K jetzt auf jeden Fall reparieren.

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FOTO: SCHIEBER Dieser Tisch, der vor dem Aalener Café Puccini steht, ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zerstört worden.

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