„Es gibt wieder mehr Hungernde“
BERLIN - Der
Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (Venro) vereinigt rund 140 Nichtregierungsorganisationen. Geschäftsführerin Heike Spielmans zieht im Gespräch mit André Bochow eine gemischte Bilanz der Entwicklungspolitik.
Frau Spielmans, im Juni hat Deutschland einen Bericht vorgelegt, in dem es um die Umsetzung der Agenda 2030 ging. Venro konstatierte Bemühungen, die aber nicht ausreichen würden.
Es geht um die Gesamtverantwortung deutscher Politik. Bei allen Bemühungen in der Entwicklungszusammenarbeit hat sich in der Handels-, Finanz- und Wirtschaftspolitik zu wenig bewegt. Hinzu kommen Rüstungsexporte und deren Auswirkungen.
Aber Entwicklungspolitik hat hierzulande einen neuen Stellenwert.
Das stimmt. Und es ist auch gelungen, das Thema als Aufgabe für die gesamte Bundesregierung zu verankern. Besonders hervorzuheben ist aus unserer Sicht das Lieferkettengesetz. Bei allem Nachbesserungsbedarf haben wir erstmals ein Gesetz, das die menschenrechtliche und ökologische Verantwortung entlang der Lieferketten festschreibt.
Könnte Corona Erfolge zunichtemachen?
Das passiert bereits. Es gibt wieder mehr Hungernde, mehr extrem Arme und eine zunehmende Ungleichheit in vielen Ländern der Welt. Aber Deutschland hat hier vorbildlich reagiert und ein CoronaSofortprogramm aufgelegt und kurzfristig zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt. Das machen nicht alle Länder.
Dafür sinkt demnächst der Entwicklungsetat.
Ja, nach kräftigem Aufwuchs auf 12 Milliarden Euro. Aber ab 2023 ist ein drastischer Rückgang vorgesehen. Das muss unbedingt verhindert werden.