Kaufmann und die „zig Millionen“
Rudi Kaufmann kann auf zahlreiche erfolgreiche Nachhaltigkeits-Projekte zurückblicken
AALEN – Rudi Kaufmann hat 30 Jahre lang das Grünflächen- und Umweltamt der Stadt Aalen geleitet und war in dieser Zeit im Rathaus der Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit in dem Sinne, politische Zukunftsentscheidungen so zu treffen und das Leben so zu gestalten, dass auch kommende Generationen noch ein lebenswertes Leben haben. „Keiner kann sagen, er hätte von nichts gewusst“, betont Kaufmann im Gespräch mit den „Aalener Nachrichten/Ipfund Jagstzeitung“und verweist darauf, dass Alexander von Humboldt bereits im Jahr 1800 bei seiner Südamerikareise vor den Folgen der Abholzung des Regenwaldes gewarnt hat.
Nachzulesen ist dies im Buch „Die Erfindung der Natur“der Historikerin Andrea Wulf. Alles hängt mit allem zusammen ist eine weitere Erkenntnis von Humboldt. „Wenn man an einem Faden zieht, hat dies Auswirkungen auf das Ganze“, verdeutlicht Kaufmann. Doch nicht nur Humboldt hat sein Denken und Handeln beeinflusst. Er erwähnt auch das 1977 erschienene Buch „Global 2000“, in dem verschiedene Szenarien um Hinblick auf den Klimawandel beschrieben sind. Die Publikation von verschiedenen Fachleuten war damals an den amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter gerichtet. Bei dessen Nachfolger Ronald Reagan sind die darin enthaltenen Warnungen und Beschreibungen allerdings schnell in der Versenkung verschwunden. Ein weiteres Buch, das Kaufmann inspiriert hat, trägt den Titel „Die unbequemen Wahrheiten der Ökologie“und stammt von Professor Wolfgang Hader.
Rudi Kaufmann hat in Weihenstephan Landschaftsingenieurwesen studiert und sich schon frühzeitig mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst. Als 1989 bei der Stadt Aalen das Grünflächen- und Umweltamt gegründet wurde, war er prädestiniert dafür, die Amtsleitung zu übernehmen. Kaufmann ist ein Netzwerker, der überall in der Verwaltung den Nachhaltigkeitsgedanken implementiert hat. Die Kommune als kleinste politische Einheit müsse auf diesem Gebiet mit gutem Beispiel vorangehen, ist seine Devise. Nur so könne man die Leute erreichen und auf der untersten Ebene konkret etwas erreichen.
Als eines der wichtigsten Projekte unter seiner Ägide nennt er, dass bereits 1988 bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes und bei der Aufstellung des Landschaftsplanes ein Klimagutachten eingeführt wurde. Dabei stand damals schon die heute noch immer aktuelle Frage, wo Baulandentwicklung stattfinden kann und wo nicht, im Vordergrund. Als eine der ersten Städte in der Region habe Aalen damals eine Klimaanpassungsstrategie entwickelt. Stolz ist Kaufmann auch auf das 1994 von ihm zusammen mit anderen Fachleuten eingeführte Energiesparkonzept der Stadt Aalen. Durch Heizungsmodernisierungen an den städtischen Gebäuden, aber auch durch einfache Maßnahmen wie Schulungen von Hausmeistern sei es damals gelungen, 350 000 Euro an Energiekosten pro Jahr einzusparen. „Wenn man das hochrechnet sind das zig Millionen“, sagt Kaufmann und lächelt dabei.
Ein weiteres erfolgreiches Projekt war Anfang der 1990er-Jahre die Pflegemaßnahmen der Stadt im Hinblick auf den Artenschutz unter die Lupe zu nehmen. Es wurde dann beschlossen, die Pflege von städtischen Grünanlagen zurückzufahren, um insbesondere den
Insekten mehr Lebensraum zu geben. „Nachhaltigkeit kann nur im Netzwerk und unter Mitwirkung von vielen Leuten funktionieren“, betont Kaufmann und erzählt, dass es auch in den Teilgemeinden von Aalen nachhaltige Impulse gegeben hat. Konkret erwähnt er die Biotop-Kommission des Ortschaftsrates Dewangen, die sich um Bachnaturierungen und um das Anlegen von Tümpeln im Ort gekümmert hat.
Wichtig ist Kaufmann auch, das
„Alle Bürger müssen bei diesem Thema an einem Strang ziehen und mitmachen.“
Thema Nachhaltigkeit in der Bildung zu etablieren. So gibt es in Aalen schon lange den „Grünen Aal“, mit dem Schulen für ihr Engagement im Umwelt- und Klimaschutz zertifiziert werden. Kaufmann verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass in Baden-Württemberg nachhaltige Bildung im Lehrplan verankert ist.
„Alle Bürger müssen bei diesem Thema an einem Strang ziehen und mitmachen“, erklärt Kaufmann. Obwohl er seit Januar 2020 im Ruhestand ist, verfolgt er die Aktivitäten der Stadt Aalen auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit mit großem Interesse.
Es freut ihn, dass dieses Thema bei Oberbürgermeister Thilo Rentschler und bei seiner Nachfolgerin Maya Kohte eine hohe Priorität genießt.
Rudi Kaufmann