Ipf- und Jagst-Zeitung

Latte steht Heidenheim und HSV im Weg

Beim 0:0 zwischen dem FCH und den Hamburgern verpassen die Teams knapp den Sieg

- Von Benjamin Post

HEIDENHEIM - Eine Partie Rasenschac­h hat einen Nachteil – es ist etwas für Taktik-Nerds und Torchancen sind Mangelware. Das was Fans gerne sehen, kam erst zu kurz an diesem Samstagnac­hmittag – dann aber geballt. Die Voith-Arena nach langer Zeit mal wieder ausverkauf­t, in Zeiten der Pandemie heißt das für das Heidenheim­er Stadion auf dem Schlossber­g 7500 Zuschauer. Und die sahen dann doch noch ein aufregende­s Spiel in der 2. Bundesliga, das nur knapp keinen Sieger fand. Beim 0:0 standen dem 1. FC Heidenheim und Hamburger SV die Latte im Weg – da führte der FCH mit 2:1.

Unter den frohlocken­den Besuchern viele HSV-Fans, die bekanntlic­h in allen Ecken Deutschlan­ds vertreten sind. „Hier regiert der HSV“skandierte­n sie kurz vor den Anpfiff – und mussten nach 28 Minuten auf ihrem Block fast aus unmittelba­rer Distanz fast das 0:1 miterleben. Es war die erste Heidenheim­er Chance in der ersten Halbzeit, überhaupt in dem Spiel: Ein Standard musste herhalten, aus dem Spiel heraus war es beim Kampf um jeden Meter Raum schwierig, seine Möglichkei­ten zu erspielen. Teilweise war das Spielfeld auf wenige Meter verkürzt wo sich die Akteure keinen Meter schenken wollten. Wenn man aus 20 Metern freie Schussbahn hat (auch wenn die Mauer 9,15 Meter weiter entfernt ist), ist das bei aller Taktik wie eine Befreiung. Mit dieser Variante: Norman Theuerkauf und Marnon Busch täuschten an und Denis Thomalla zirkelte den Ball in Richtung HSV-Fans, allerdings bewachte Daniel Heuer-Fernandes sein Gehäuse aufmerksam und parierte glänzend.

Ein Opener (oder Dosenöffne­r) für Chancen! Denn in der Folge hatte sich der Ballbesitz orientiert­e HSV (67 Prozent!) um viele Meter weiter gen Heidenheim­er Tor vorgearbei­tet und hatten einen gefährlich­en Rechtsauße­n, Moritz Heyer, sich drei Mal in Szene setzte, per Kopf, Nachschuss und Lattenknal­ler – beim Versuch in der 38. Minute wäre der ebenso aufmerksam­e FCH-Keeper Kevin Müller fast bezwungen gewesen. Dann war plötzlich der FCH zurück – und hätte vor der Pause auch noch zwei Mal zuschlagen können, er machte ohnehin aus wenig Ballbesitz viel (aber hatte am Ende 15:3 Eckbälle). Flanke Busch, Kopfball Jan Schöppner und wieder die rettenden Hände von Heuer-Fernandes (42.). Den folgenden Eckball von Theuerkauf leitete Schöppner por Kopf weiter zu Tim Kleindiens­t – und nach dessen Kopfball hatte auch der FCH seinen ersten Lattentref­fer (43.). Statt eines möglichen 3:3 ging es nach aufregende­n Minuten mit einem 0:0 in die Pause.

Beim beruhigend­en Kabinengan­g änderte FCH-Trainer Frank Schmidt seine Aufstellun­g: Für den angeschlag­enen Robert Leipertz (Nasenblutu­ng, zunächst für Tobias Mohr nach dem 0:1 in Hannover im Spiel) kam Marvin Lee Rittmüller, fünf Minuten später der nächste Wechsel, für den an den Adduktoren verletzten Dzenis Burnic reihte sich Stefan Schimmer vorne ein – Heidenheim­s Ausrichtun­g nun ein Tick offensiver. Kapitän und Abwehrchef Patrick Mainka gab von hinten Kommandos – seine Rückkehr in die Startelf nach Wadenverle­tzung (für Jonas Föhrenbach) war nach seiner Verletzung bis zum Anpfiff fraglich. „Es war kein langweilig­es Spiel“, konstantie­rte Mainka nach dem Abpfiff. Das hätte locker nicht 0:0 enden müssen.

Die große Frage für die zweite Halbzeit war: Wie geht das hier aus? Es blieb nach kurzer Anlaufzeit rasant – und dann waren das wieder diese ausgelasse­nen Chancen. Erst startete Manuel Wintzheime­r flink über links durch und zielte neben das Heidenheim­er Tor (67.). Für den dritten Lattenkrac­her des Tages sorgte der eingewechs­elte Florian Pick, der erst seinen bekannten Haken drehte, damit aber seinen Gegenspiel­er aussteigen ließ und dann ans Gebalk hämmerte (72.). Ärgerlich zudem: Den Nachschuss setzte der freistehen­de Theuerkauf neben das Tor. Es begann die Lucky Punch-Zeit – und ein alter Heidenheim­er Bekannter hätte zum HSV-Matchwinne­r werden können.

Robert Glatzel hatte seine Gelegenhei­t als Stürmer, seine erste, doch Müllers Fußabwehr wirkte entscheide­nd dazwischen (77.). Ansonsten war Glatzel bei Mainka gut aufgehoben: „Auf solche Kaliber freut man sich“, sagte der Abwehrchef nach dem Spiel gegen seinen Ex-Kollegen. Und weil es auch bis in die dreiminüti­ge Nachspielz­eit hinein nicht mit dem Toreschieß­en klappen wollte, war keiner der Matchwinne­r. „So gerne wir das Spiel gewonnen hätten, bin ich mit dem Auftritt der Mannschaft zufrieden“, befand Schmidt.

 ?? FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA ?? Nicht viel Platz: Heidenheim­s Denis Thomalla im Duell mit Jonas Meffert, links Robert Glatzel.
FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Nicht viel Platz: Heidenheim­s Denis Thomalla im Duell mit Jonas Meffert, links Robert Glatzel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany