Der Impfstatus ist keine Krankheit
Ungeimpfte stecken sich laut aktueller Zahlen mindestens zehnmal häufiger mit dem Coronavirus an als Geimpfte, doch die Politik scheut davor zurück, den Druck auf sie zu erhöhen. Sagt der eine hü, sagt der andere hott – derzeit zu beobachten in der Debatte über die Frage, ob Arbeitgeber das Recht bekommen sollen, den Corona-Impfstatus ihrer Beschäftigten abzufragen. Wenn CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn sagt, er könne sich dies vorstellen, lehnt sich SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil skeptisch zurück und schmeißt ihm die Zügel hin. Dabei liegt es auf der Hand, dass es für die Mehrheit der Arbeitnehmer sehr angenehm wäre, sich wieder ohne Maske und Abstandsregeln im Büro zu bewegen. Das funktioniert aber nur, wenn alle geimpft sind.
Gesundheitsdaten sind zu Recht gut geschützt. Den Arbeitgeber geht es nichts an, was ein Mitarbeiter hat, wenn er krankheitsbedingt ausfällt. Aber in diesem Fall sind es keine sensiblen Informationen, die abgefragt werden sollen, sondern schlicht der Corona-Impfstatus. Jeder Gastwirt und jede Friseurin haben nach der 3GRegel das Recht zu fragen, ob ein Kunde geimpft, genesen oder getestet ist. Nur im Betrieb soll der Impfstatus ein Geheimnis bleiben, wenn der Arbeitnehmer es so will. Letztlich führt das dazu, dass die Minderheit der Ungeimpften darüber entscheidet, was am Arbeitsplatz gilt. Denn diejenigen, die geimpft sind, werden mit der Abfrage kein Problem haben.
Dass es den Regierenden so schwerfällt, Ungeimpfte härter anzupacken, lässt sich nur mit der Bundestagswahl erklären. In dem derzeit so engen Rennen will keine Partei ganz auf die Stimmen der Impfskeptiker verzichten. Deshalb schaffen es Frankreich und Italien, ein 3G-Modell im Fernverkehr einzuführen, die Bundesregierung aber nicht. Deshalb wird über 2G diskutiert, aber Bayern hat sich schon wieder dagegen entschieden. Was dabei vergessen wird: Die Geimpften sind es zunehmend leid, auf Unbelehrbare Rücksicht zu nehmen und zuzuschauen, wie sie Normalität in Deutschland verhindern. Die Geimpften sind in der Mehrheit. Warum also so zögerlich?