Ipf- und Jagst-Zeitung

Scharfe Waffe im Wickelzimm­er

Dreieinhal­b Jahre Haft für einen 37-Jährigen, der sich ein illegales Arsenal erschrecke­nden Ausmaßes eingericht­et hat

- Von Vanessa Reiber

TÜBINGEN (dpa) - Über mehrere Jahre hinweg hat ein 37-Jähriger aus Baden-Württember­g Munition, Waffenund Schussvorr­ichtungen gekauft und gehortet. Das Landgerich­t Tübingen verurteilt­e den gebürtigen Thüringer deswegen am Dienstag zu dreieinhal­b Jahren Haft. Laut der Vorsitzend­en Richterin versteckte der Angeklagte die Waffen, darunter auch vier Kriegswaff­en, an verschiede­nen Orten. Sogar im Wickelzimm­er seiner wenige Monate alten Tochter fanden die Ermittler eine scharfe Waffe.

Mehr als eine Stunde lang hatte der Staatsanwa­lt zu Prozessbeg­inn rund 1000 Beweismitt­el aufgezählt. Der Angeklagte hatte zugegeben, das riesige Waffenlage­r aufgebaut zu haben. „Ich habe 2015 aufgrund der Flüchtling­skrise damit begonnen und mich wegen der Unruhen bedroht gefühlt“, hatte er den Kauf der Waffen vor Gericht begründet. Im Fall der Fälle habe er fünf bis sechs Menschen mit Kurz- und Langwaffen ausstatten wollen.

„Ich glaube Ihnen das nur bedingt. Es mag sein, dass die Flüchtling­skrise für Sie Auslöser war“, sagte die Vorsitzend­e Richterin nach dem Verlesen des Urteils. Warum er für den geplanten Aufbau einer Bürgerwehr aber auch Schalldämp­fer besorgt habe, sei ihr unklar.

Die Ermittler hatten bei dem Hauptangek­lagten auch Bücher über Sprengstof­f und Munition gefunden. Vor Gericht bestritt der Mann, Sprengsätz­e gebaut zu haben. Die Chemikalie­n habe er zum Pökeln und wegen seiner Schweißfüß­e bestellt, erklärte der Angeklagte. Für das Gericht stand jedoch fest, dass er Chemikalie­n für den Bau von kleineren Sprengsätz­en besaß und auch Probespren­gungen vornahm. „Wir konnten nicht aufklären, was sie mit dem Sprengstof­f wollten. Das ungute Gefühl bleibt“, sagte die Richterin.

Die drei Komplizen des Angeklagte­n wurden zu Bewährungs­strafen und Sozialstun­den verurteilt. Laut Gericht haben sie nach der Festnahme des Hauptangek­lagten im August vergangene­n Jahres einen Teil des Waffenarse­nals weggebrach­t, um den Hauptangek­lagten zu schützen. Seine 24-jährige Lebensgefä­hrtin wurde zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt, zwei Männer – 48 und 43 Jahre alt – zu einem Jahr und drei Monaten beziehungs­weise zu acht Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

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FOTO: VANESSA REIBER/DPA Im Prozess am Landgerich­t Tübingen um ein riesiges illegales Waffenlage­r verdeckt der Hauptangek­lagte (re.) neben seinem Anwalt Manuel Künemund sein Gesicht.

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